Personalbarometer Einkauf 2015: Einkäufer kämpfen mit Fachkräftemangel, neuen Rollenbildern und Image
Düsseldorf (ots)
Ein geringes Angebot an Fach- und Führungskräften auf dem Arbeitsmarkt, deutlich veränderte Aufgabenprofile von Mitarbeitern und ein anhaltend negatives Image auch im eigenen Unternehmen sind die drei größten Herausforderungen des Einkaufs deutscher Unternehmen. Das ist das Ergebnis des Personalbarometers 2015 des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) und der auf Personal- und Change-Management spezialisierten Unternehmensberatung Penning Consulting.
Insgesamt haben 78 Einkaufs- und Supply-Chain-Verantwortliche im Frühjahr 2015 am Personalbarometer Einkauf 2015 teilgenommen. 59 Prozent der Befragten haben die Herausforderung, dass es ein zu geringes Angebot an Fach- und Führungskräften auf dem Arbeitsmarkt gibt, als eher hoch beziehungsweise hoch bewertet. Entsprechend sehen 54 Prozent Nachfolgelücken im eigenen Unternehmen bei der Besetzung von Schlüsselpositionen in den nächsten fünf bis zehn Jahren. 19 Prozent sind der Ansicht, aktuell über keinerlei Talente im eigenen Unternehmen zu verfügen, um diese Nachfolgelücken zu schließen. 40 Prozent glauben, zu wenige Talente dazu zur Verfügung zu haben. Nur knapp ein Drittel hat angegeben, dass eine adäquate Anzahl von Talenten bereits im eigenen Unternehmen arbeite.
"Der Fachkräftemangel ist in den deutschen Einkaufsabteilungen bereits deutlich spürbar", sagt BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Feldmann. Das wurde von mehr als zwei Drittel der befragten Einkaufschefs bestätigt. Neben einem Anstieg der Gehälter (das sagen 65 Prozent der Befragten) kämpfen deutsche Firmen vor allem mit der sinkenden Qualität der Bewerbungen (50 Prozent), einem deutlichen Bewerbungsrückgang (37 Prozent), einer niedrigeren Akzeptanzquote bei Vertragsangeboten (32 Prozent) und einer höheren Fluktuation im Einkauf (22 Prozent).
Die Unternehmen scheinen für das Problem nicht ausreichend gerüstet. So führt nur jedes fünfte (22 Prozent) einen jährlich stattfinden Nachfolgemanagement-Prozess durch, nur bei jedem vierten (26 Prozent) bildet ein strukturiertes Nachfolgemanagement eine wesentliche Grundlage zur Neubesetzung von Positionen. "Das Fehlen eines klar definierten Management-Prozesses zur Nachbesetzung von Vakanzen ist kein singuläres Problem deutscher Einkaufsabteilungen. Hier haben viel Unternehmen bereichsübergreifend in den vergangenen Jahren zu wenig unternommen", sagt Stephan Penning, Geschäftsführender Gesellschafter von Penning Consulting und Leiter des Personalbarometers. "Doch Einkaufschefs bekommen dies jetzt besonders hart zu spüren. Denn ihr Kandidatenpool war ohnehin stets sehr dünn, da vielen Betrieben erst in den letzten Jahren die große Relevanz des Einkaufs deutlich geworden ist und es bisher viel zu wenig Ausbildungsmöglichkeiten - beruflich wie universitär - für künftige Einkaufs- und Supply-Chain-Profis gab."
Systematische Weiterbildung wird unterschiedlich eingesetzt
"Das Umfeld, in dem Einkäufer heute arbeiten, hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. So wachsen die Anforderungen sowohl im operativen als auch im strategischen Einkauf kontinuierlich. Wachsende Volatilitäten, immer unberechenbarer werdende Märkte sowie politische und wirtschaftliche Krisen rund um den Globus belasten die internationalen Lieferketten", betont BME-Hauptgeschäftsführer Feldmann. Dadurch gerieten Einkäufer unter einen permanenten Qualifizierungsdruck und müssten ihren Job teilweise regelrecht neu lernen. Und so bewerten 56 Prozent der Befragten die Herausforderung, mit dieser Veränderung der Anforderungs- und Kompetenzprofile der Mitarbeiter umzugehen, als eher hoch beziehungsweise hoch.
"Unternehmen und Einkaufschefs ist diese Herausforderung deutlich präsent", sagt Stephan Penning. "Der Umgang mit ihr ist dennoch ambivalent." Positiv: Vier von fünf Unternehmen haben Weiterbildungsbedarfe in Mitarbeiter- und Zielvereinbarungsgesprächen festgelegt. In 59 Prozent der Fälle gehen Qualifizierungen aber auf die Initiative des Mitarbeiters zurück. Nicht einmal die Hälfte (44 Prozent) der Führungskräfte identifiziert die Weiterbildungsbedarfe und macht entsprechende Vorschläge. Kaum genutzt werden auch Instrumente wie 360-Grad-Feedbacks (18 Prozent) oder auf einzelne Personen zugeschnittene Potenzialanalysen (14 Prozent). Nur die Hälfte der befragten Unternehmen legt Entwicklungsbedarfe in einem individuellen Bildungsplan fest.
Penning: "Im Vergleich zum Nachfolgemanagement sind im Bereich Weiterbildung schon eine größere Anzahl an Unternehmen mit vergleichsweise strukturiertem Vorgehen aktiv. Wer Weiterbildung aber nach wie vor höchstens als nette Motivationsmaßnahme für Mitarbeiter, nicht aber als notwendige Voraussetzung für Abteilungs- und damit Unternehmenserfolg sieht, baut sich eine strategische Stolperfalle: Denn je weniger er in die systematische und dauerhafte Entwicklung der bereits vorhandenen Einkaufsmannschaft investiert, je größer wird sein Nachfolgeproblem."
Schlüssel für ein besseres Image
Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass der Einkauf auch im Jahr 2015 an seinem Erscheinungsbild arbeiten muss. Immer noch mehr als die Hälfte (55 Prozent) der befragten Einkaufsleiter hält das negative Image des Einkaufs für eine Herausforderung. "Diese Aussage hat uns überrascht", sagt Feldmann. "Denn der Einkauf konnte in den vergangenen Jahren seine Positionierung als strategischer Werttreiber im Unternehmen deutlich verbessern." Und so berichtet jeder zweite befragte Einkaufschef direkt an Vorstand und Geschäftsführung, nur ein kleinerer Teil an Bereichsleiter unterhalb dieser Ebene. Nur noch in 14 Prozent der Beschaffungsprozesse ist der Einkauf nicht involviert. Bei 40 Prozent der Befragten findet dies sogar in deutlich weniger als fünf Prozent der Fälle statt. Und eine konkrete Einkaufsstrategie ist heute Standard: 73 Prozent verfügen über eine solche, 19 Prozent entwickeln gerade eine.
"Der Einkauf steht heute besser dar als vor noch fünf Jahren", sagt Stephan Penning. "Doch wie uns unsere Teilnehmer bestätigen gibt es noch eindeutig Luft nach oben. Schüssel für eine erfolgreiche Positionierung ist dabei eine systematische und strategische Personalarbeit. Wenn andere Unternehmensbereiche Einkäufer als sowohl fachlich wie in ihren sozialen Fähigkeiten top-ausgebildete Spezialisten auf Augenhöhe wahrnehmen, die effektiv und effizient helfen, Probleme zu lösen, kann der Einkauf in der Wahrnehmungsschwelle noch einen deutlichen Sprung machen." Das bedeutet Umdenken für immerhin einen signifikanten Anteil der Einkaufschefs: Fast 40 Prozent ordnen dem Personalmanagement noch immer einen geringen Stellenwert zu. Immerhin: Knapp ein Drittel betrachtet die Wichtigkeit von systematischer Personalarbeit dagegen hoch. Stephan Penning: "Und diese Einkaufschefs werden für ihre Unternehmen den Unterschied machen. Ihnen kann es gelingen, was schon einigen ihrer Kollegen gelungen ist: selbst in Geschäftsführung oder Vorstand aufzurücken."
Über das "Personalbarometer Einkauf 2015":
Diese Untersuchung zum Personalmanagement in deutschen Einkaufsabteilungen ist im Frühjahr 2015 in Deutschland durch den Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) und Penning Consulting durchgeführt worden. Insgesamt haben sich 78 Einkaufsleiter beteiligt. Die Unternehmen beschäftigen im Durchschnitt 4.800 Mitarbeiter und erwirtschaften einen durchschnittlichen Jahresumsatz zwischen 75 und 250 Millionen Euro. Erstmals wurde das Personalbarometer 2010 durchgeführt. Mehr Informationen zur Studie erhalten Sie unter presse@penning-consulting.com
Über Penning Consulting
Das Beste verknüpfen. Hohe Expertise aus den Fachgebieten Personal- und Change-Management miteinander verbinden, das ist unsere Stärke. Bei allen strategischen Fragestellungen haben wir stets im Fokus, Ihnen umsetzbare Konzepte anzubieten.
Dabei begleiten wir Sie nicht nur systemisch im Veränderungsprozess. Wir liefern Ihnen komplementär zu einem erfolgreichen Change-Prozessmanagement auch die richtigen Inhalte, um Ihr Unternehmen nachhaltig und langfristig zu entwickeln - zusammen mit unseren Beratungs-Partnern, zum Beispiel aus den Bereichen Einkauf und IT.
Das Wirtschaftsmagazin "brand eins" hat Penning Consulting als eine der besten Unternehmensberatungen im Bereich "Führung, Organisation und Personal" ausgezeichnet.
Über den BME
Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1954 als Fachverband für Einkäufer und Logistiker in Deutschland etabliert. Zu seinen Zielen gehören der Transfer von Know-how durch einen ständigen Erfahrungsaustausch, die Aus- und Weiterbildung von qualifiziertem Personal und die wissenschaftliche Arbeit an neuen Methoden, Verfahren und Techniken. Außerdem unterstützt der BME seine Mitglieder bei der Erschließung neuer Märkte und gestaltet wirtschaftliche Prozesse und Entwicklungen mit. Der BME blickt auf eine über 60 Jahre lange Geschichte zurück, in der seine Mitgliedszahl auf mehr als 9.000 Mitglieder angewachsen ist - von der Einzelperson bis zum Großunternehmen. Das Volumen der von den Mitgliedern eingekauften Waren und Dienstleistungen beträgt jährlich rund 1,25 Billionen Euro. Das entspricht ungefähr der Hälfte des deutschen Bruttoinlandsprodukts.
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