Russland reflektiert seine Außenpolitik
Putin entdeckt den Klimawandel
Frankfurt (ots)
In Russland hat eine Phase der Reflexion begonnen, welche ehemaligen Sowjetrepubliken geostrategisch wirklich wichtig sind und welche man "frei schwimmen" lassen kann, und sei es im Fahrwasser des Westens oder auch der Türkei. Ob die Opposition in Belarus jeden Sonntag auf die Straßen strömt oder in Kirgisistan Chaostage ausbrechen: Der einst so lange Moskauer Arm packt nicht mehr sofort zu. Stattdessen versucht der Kreml nun lieber, die Prozesse mit möglichst wenig Aufwand von außen zu beeinflussen. Auf diese Weise vermied Putin unumkehrbare Schritte, die ihn in eine Sackgasse geführt und die Kosten in Form von neuen Sanktionen aus dem Westen in die Höhe getrieben hätten.
Es war Putin persönlich, der zuletzt auf diese Zusammenhänge hinwies und sich dabei noch auf ein weiteres Politikfeld vorwagte, das er bis dahin so gut wie ignoriert hatte. In einer Grundsatzrede erklärte der russische Präsident kürzlich, der Klimawandel sei "eine gigantische Herausforderung für die Welt". Auch Russland sei gefordert, betonte Putin und beschwor die Idee der Kooperation: "Multilateralismus heißt, alle Parteien einzubeziehen, die an der Lösung eines Problems interessiert sind."
Zentrale Passagen der Rede des russischen Präsidenten hörten sich an, als wären sie direkt an die politisch Verantwortlichen in Berlin adressiert gewesen. Deutschland entwickele sich ähnlich schnell wie China "in Richtung auf einen Großmachtstatus hin", sagte Putin. Wer wollte, konnte das als Dialogangebot verstehen.
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