Vor 80 Jahren trafen sich am Wannsee führende Nazis, um die "Endlösung der Judenfrage" zu besprechen. Wer heute Nazi-Vergleiche bemüht, sollte das Protokoll mal lesen.
"Frankfurter Rundschau" vom Donnerstag, 20.01.2022 (ots)
Das Protokoll der "Wannseekonferenz" vor 80 Jahren ist im Internet leicht zu finden. Es stellt in seinem bürokratischen, die "Endlösung der Judenfrage" fast beiläufig benennenden Ton eines der erschreckendsten Dokumente des Holocaust dar.
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Massenmord, protokolliert als "natürliche Verminderung": Kann, wer das liest, noch glauben, dass es im Deutschland des Jahres 2022 Menschen gibt, die sich wegen einer bestehenden Masken- und einer möglichen Impfpflicht mit den damals verfolgten, gequälten, vergasten Jüdinnen und Juden vergleichen? Ja, die gibt es.
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Der Umgang mit dem Nationalsozialismus ist offenbar bis heute von einer teils gezielten, teils unbewussten Verharmlosung geprägt. Wer das ändern will, braucht zweierlei: die Vermittlung historischen Wissens, für die sich unter anderem das Protokoll der Wannseekonferenz gut eignet - und eine kritische Debatte auch über die Corona-Politik, die zeigt, dass es auch anders geht als mit hanebüchenen historischen Gleichsetzungen. Dass es an beidem fehlt - das ist die große Gefahr für ein Staatswesen, das aus der Geschichte gelernt haben will.
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