Faesers Drahtseilakt
Frankfurter Rundschau (ots)
Nancy Faeser gibt der Ampelpolitik ein Gesicht und sie wird dafür haftbar gemacht - zumal, wenn sie der Bundesregierung weiter angehört. Die Sozialdemokratin wird keinerlei Spielraum haben, sich von der Linie ihrer Partei und der Regierung abzugrenzen. Damit verliert sie eine Chance, die andere nutzten: Ob Daniel Günther bei der CDU, Winfried Kretschmann bei den Grünen oder Bodo Ramelow bei den Linken - viele Politiker sind gewählt worden, weil sie erkennbar von der Parteilinie abwichen. Faeser wird sich nicht abkoppeln können, auch wenn die Zustimmung zur Politik der Ampel schwindet.
Vermutlich wäre es klüger gewesen, wenn Faeser das Amt der Innenministerin zumindest in den Monaten vor der Wahl abgegeben hätte. Das allerdings wäre nicht authentisch gewesen. Die Sozialdemokratin hätte den Wählerinnen und Wählern damit vorspielen müssen, dass sie auch als Oppositionsführerin mit Begeisterung in den hessischen Landtag zurückgekehrt wäre, dem sie bereits 18 Jahre angehört hat. Aber wer hätte ihr das abgenommen?
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