Verband der Soldaten der Bundeswehr e.V. (VSB)
Populistische Forderung - Deutsche Kampftruppen sollen in Afghanistan bleiben
Köln (ots)
Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes wurde jüngst in Medien mit der angeführten Einlassung zitiert. Vertreter des Verbandes der Soldaten der Bundeswehr (VSB) sehen die Äußerung als eine schlagzeilenträchtige Forderung, vorbei an den Realitäten des Einsatzes und entgegen dem zugrundeliegenden Konzept der schrittweisen Übergabe der Verantwortung für die Sicherheit am Hindukusch, in Gänze als unverantwortlich und ausschließlich dazu geeignet zur Verunsicherung von Soldatinnen/Soldaten und der Bevölkerung beizutragen.
Auf Grundlage internationaler Vereinbarungen sind die Streitkräfte fremder Nationen dabei, die Sicherheitsverantwortung für und in Afghanistan in nationale Hände zu legen. So wie die Truppen der International Security Assistance Force (ISAF) abziehen, wächst die Verantwortung für die eigene Sicherheit als Zeichen der Souveränität des Landes.
Die künftig weiter im Land verbleibenden Angehörigen der Bundeswehr werden zum Großteil in einer Mentorenorganisation an Ausbildungseinrichtungen und in den Einsatzstrukturen der Afghanischen Nationalarmee (ANA) verwendet. D.h. deutsche Soldaten sind künftig zur Unterstützung der ANA ausschließlich als Berater, oder als kleine Gruppe tätig.
Die für den Einsatz in Afghanistan geltenden internationalen Rules of Engagement enthalten feste Grundzüge, die im Zusammenhang mit der Vorbereitung und der Durchführung von Operationen gelten. Selbstverständlich steht im Rahmen der Operationsplanung die Kräfte-Raum-Zeit-Berechnung im Focus, die Vorgaben an Logistik und sanitätsdienstlicher Unterstützung sind grundsätzlich zu beachten. Insbesondere ist aber nicht vorgesehen, explizit nur einzelne, nationale Elemente im Gefecht zu unterstützen - zumal dies in aller Konsequenz als moralisch verwerflich angesehen wird. Wie also möchte Herr Oberst Kirsch den Einsatz deutscher Kampftruppen angelegt sehen? Das Land ist in seiner geographischen Ausdehnung riesig, wo soll die Truppe stationiert sein, mit welchen Fähigkeiten, wer kann derzeit realistisch abschätzen, wo es zukünftig zu Gefechten und Einsätzen kommen kann?
Die Ausführungen des Vertreters des Deutschen Bundeswehrverbandes geben ein vollkommen undifferenziertes, verunsicherndes Bild der Lage im Einsatzland wieder.
Um auszugsweise einen aktuellen Eindruck aus Afghanistan zu geben, wird auf ein Interview mit Brigadegeneral Michael Matz vom 4. August 2013 (Süddeutsche Zeitung) verwiesen. General Matz, der seit Februar 2013 im Regionalkommando Nord in Mazar-e-Sharif die Verantwortung für Planung und Koordination militärischer Einsätze trägt, führte aus "Hier im Norden agieren die (afghanischen) Sicherheitskräfte fast autark mit einem nur noch geringen Zutun von uns. Allein im Juni haben wir ein Dutzend Operationen gesehen, an denen 200 bis 2000 ihrer Männer teilgenommen haben(...). Die Sicherheitskräfte sind noch nicht zu hundert Prozent aufgestellt, das wird erst Ende des Jahres so sein. Allein die Tatsache, dass sie von sich aus operieren und den Willen haben, für Sicherheit zu sorgen, ist positiv zu bewerten(...). Die AFG-Opferzahlen steigen, weil sie jetzt in der ersten Reihe operieren(...). Wir sind in die dritte Reihe zurückgetreten(...)".
Diese Schilderungen zeigen wie sich die Aufgaben im Einsatz der deutschen Truppen wandeln.
Der Verband der Soldaten der Bundeswehr steht als Interessenvertretung aller militärischen Angehörigen der Streitkräfte für eine klare unmissverständliche Informationspolitik, die sich auf belastbaren Fakten beruhend an der Sache orientiert und nicht an vielfach emotional vorgetragenen und undifferenzierten Selbsteinschätzungen einzelner.
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