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Immer mehr Praktika in der EU: Prüfer sehen jedoch anhaltende Qualitätsprobleme

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Immer mehr Praktika in der EU: Prüfer sehen jedoch anhaltende Qualitätsprobleme

  • Die Anzahl junger Menschen, die in der EU ein Praktikum machen, ist auf schätzungsweise 3,7 Millionen pro Jahr angestiegen.
  • Die EU-Leitlinien zur Qualitätssicherung von Praktika werden von den EU-Ländern nicht einheitlich angewendet.
  • Die Prüfer warnen vor möglicherweise ungleichen Chancen auf einen Praktikumsplatz.

Praktika sind immer wichtiger geworden, da immer mehr junge Leute in der EU ein Praktikum absolvieren, bevor sie ins Berufsleben starten. In einer heute veröffentlichten Analyse weist der Europäische Rechnungshof indes auf mehrere problematische Punkte hin: So werde der Begriff "Praktikum" unterschiedlich definiert, und es gebe nur wenige verlässliche Daten, was faktenbasiertes politisches Handeln erschwere. Zudem werde die Empfehlung des Rates der EU von 2014 zu hochwertigen Praktika in den Mitgliedsländern nicht einheitlich angewendet, und junge Menschen mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund hätten möglicherweise nicht die gleichen Chancen auf einen Praktikumsplatz.

Laut Eurobarometer-Umfragen ist der Anteil junger Menschen, die ein Praktikum absolvieren, in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Damit ein Praktikum für sie nützlich sein könne, müssten die Praktikanten aber sicher sein, dass die Qualität stimme. Auch dürften sie nicht reguläre Arbeitskräfte verdrängen. 2014 empfahl der Rat der EU den EU-Ländern, eine Reihe von Mindestanforderungen umzusetzen, um die Qualität von Praktika sicherzustellen, darunter die Festlegung von Lernzielen, der Abschluss eines Praktikumsvertrags, die Gewährleistung fairer Arbeitsbedingungen und eine angemessene Praktikumsdauer. Diese Empfehlungen werden derzeit überarbeitet, um der aktuellen Situation Rechnung zu tragen.

"Praktika haben für viele junge Menschen, die in den Arbeitsmarkt eintreten, zunehmend an Bedeutung gewonnen. Daher sollten Praktika auch von entsprechender Qualität sein", so Eva Lindström, das für die Analyse zuständige Mitglied des Rechnungshofs. "Die derzeitige Überarbeitung der politischen Leitlinien der EU für Praktika ist eine gute Gelegenheit, um die von uns aufgezeigten Herausforderungen anzugehen."

Auch wenn es keine offiziellen Statistiken über Praktika in der EU gibt, schätzen die EU-Prüfer, dass jährlich bis zu 3,7 Millionen junge Menschen ein Praktikum absolvieren. EU-Umfragen zufolge stehe die Qualität des Praktikums im Zusammenhang mit einer anschließenden Beschäftigung. Dies sei angesichts der oft höheren Jugendarbeitslosigkeit von besonderer Bedeutung. Zwei Drittel der befragten Praktikanten hätten innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss eines Praktikums eine Stelle gefunden. Praktika unterlägen jedoch nicht den EU-Vorschriften, und nicht alle EU-Länder folgten der Ratsempfehlung. Die EU-Länder definierten den Begriff "Praktikum" nach wie vor äußerst unterschiedlich; 16 von ihnen hätten den Begriff überhaupt nicht rechtlich definiert. Daher sei es auch so schwierig, vergleichbare und stichhaltige Daten zu erheben.

In der Empfehlung des Rates wird die Bezahlung nicht als Qualitätsfaktor genannt. Umfragen zufolge erhält derzeit rund ein Drittel der Praktikanten kein Geld. Oft müssten junge Menschen ein Praktikum ablehnen, weil sie es sich nicht leisten könnten. Dies wiederum könne sozial benachteiligten jungen Menschen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erschweren.

Die EU stelle Mittel für Praktika bereit, es lägen jedoch keine Informationen über die konkreten Beträge oder die genaue Zahl der Praktikanten vor, die eine solche Unterstützung erhalten. So trügen beispielsweise der Europäische Sozialfonds und die sogenannte Beschäftigungsinitiative für junge Menschen durch die Finanzierung von jährlich rund 270 000 Praktika dazu bei, benachteiligte junge Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Darüber hinaus böten das Programm Erasmus+ und andere EU-Fonds, die direkt von der Kommission verwaltet werden, Unterstützung in erster Linie für grenzüberschreitende Praktika; jedes Jahr absolvierten rund 90 000 junge Menschen ein solches Praktikum. Schließlich nähmen die EU-Institutionen in Brüssel, Frankfurt, Luxemburg und Straßburg jährlich insgesamt rund 4 700 bezahlte Praktikanten auf.

Hintergrundinformationen

Ein Praktikum ist definiert als eine Arbeitserfahrung von begrenzter Dauer, die eine Lern- und Ausbildungskomponente umfasst. Für Bildung und Beschäftigung sind die EU-Mitgliedstaaten zuständig. Die EU hat hier lediglich eine unterstützende Rolle. Im Bereich der Sozialpolitik hat die EU jedoch das Recht, Rechtsvorschriften vorzuschlagen, z. B. Richtlinien. Bisher hat der Rat eine nicht verbindliche Empfehlung erlassen. Zwischen Arbeitgebern einerseits und Gewerkschaften und Jugendorganisationen andererseits besteht Uneinigkeit über die Mindestvergütung von Praktika. In den EU-Ländern gelten in diesem Bereich unterschiedliche Vorschriften. Der Schwerpunkt dieser Analyse liegt in erster Linie auf Praktika zum Einstieg in den Arbeitsmarkt und nicht auf im Rahmen eines Studiums absolvierten Praktika.

Die Analyse 01/2024 "EU-Maßnahmen im Hinblick auf Praktika für junge Menschen" ist auf der Website des Europäischen Rechnungshofs abrufbar. Bei der vorliegenden Veröffentlichung handelt es sich nicht um einen Prüfungsbericht, sondern um eine Analyse, die sich in erster Linie auf öffentlich verfügbare Informationen, Unterlagen, die speziell für diesen Zweck zusammengetragen wurden, sowie auf frühere Prüfungen stützt.

Pressekontakt

Pressestelle des Europäischen Rechnungshofs: press@eca.europa.eu

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