ASB Sommerfest 2023: Fachkräftemangel im Fokus der Diskussionsrunde: "Die Lage wird immer dramatischer, es braucht endlich eine große gemeinsame Kraftanstrengung"
Hamburg (ots)
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Hamburg veranstaltete sein diesjähriges Sommerfest mit hochkarätigen Gästen und nutzte die Gelegenheit, um mit Dr. Katarina Barley und Ronny Teske über das drängende Thema Fachkräftemangel zu sprechen.
"Ich freue mich sehr über die zahlreichen Gäste und ganz besonders, dass wir hier heute die Präsidentin des ASB und Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Frau Dr. Katarina Barley, begrüßen dürfen", eröffnete der ASB Landesvorsitzende Marcus Weinberg das Sommerfest. Nach den Grußworten wurde Ronny Teske von der Agentur für Arbeit Hamburg mit auf die Bühne gebeten, um über das wichtige Thema Fachkräftemangel zu sprechen. Dabei stellte der ASB Landesvorsitzende Marcus Weinberg Fragen zur aktuellen Situation in Deutschland und Europa, mit besonderem Fokus auf die ASB-Kernbereiche Pflege und Erziehung. Es wurde deutlich, dass der Fachkräftemangel weiter zunimmt und Tariflöhne allein das Problem nicht lösen können. Der ASB Hamburg stellt daher klare Forderungen: bezahlbarer Wohnraum und im Bereich Erziehung eine Ausbildungsvergütung.
Dr. Katarina Barley, Präsidentin des ASB und Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments: "Aus europäischer Sicht hat der Fachkräftemangel noch eine andere Dimension. Wenn wir ausländische Arbeitskräfte rekrutieren, dann müssen wir darauf achten, dass dies nicht zu Lasten der Länder geht, in denen die Lebensbedingungen besonders schlecht sind. Mit Blick auf Deutschland sehe ich hier ein Dilemma. Wenn ich mit Menschen aus dem Bereich der Pflege spreche, dann treffe ich auf Menschen, die ihrer Arbeit mit absoluter Leidenschaft nachgehen, die das lieben, was sie tun. Aber das, was wir in den Medien wahrnehmen, ist etwas ganz anderes. Wir müssen Anreize schaffen, um junge Menschen für soziale Berufe zu gewinnen und somit für Entlastung sorgen. Denn es ist weniger der Wunsch nach einer besseren Vergütung, der bei den Fachkräften im Mittelpunkt steht, sondern der Wunsch nach mehr Zeit für die Aufgaben sowie nach einer verbesserten Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf."
Ronny Teske, der Agentur für Arbeit Hamburg: "Die Arbeitslosenzahlen in Hamburg haben mit 84.000 einen Höchststand erreicht, hauptsächlich aufgrund der arbeitslosen Ukrainer:innen, die vor dem Angriffskrieg Russlands geflüchtet sind. Die Integration von Ausländer:innen in den Arbeitsmarkt ist ein wichtiger Baustein, erfordert aber Zeit und Sprachkenntnisse. Bei der Integration von Ausländer:innen in den Arbeitsmarkt muss abgewogen werden, ob der Einstieg schnell oder der Qualifikation entsprechend geschehen soll, denn Fachkräfte kommen ohne ausreichende deutsche Sprachkenntnisse nicht aus."
Marcus Weinberg, Landesvorsitzender des ASB Hamburg: "Die Lage wird immer dramatischer. Es braucht endlich eine große gemeinsame Kraftanstrengung! Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, reicht es nicht aus, sich nur auf das Hamburger Umland zu konzentrieren. Allerdings sind die hohen Mieten und Lebenshaltungskosten in Hamburg für viele nicht nur unattraktiv, sondern schlicht unbezahlbar. Deshalb brauchen wir dringend bezahlbaren Wohnraum, wenn wir die sozialen Herausforderungen der Zukunft meistern wollen. Und für den Bildungsbereich ist es dringend an der Zeit, die Forderung nach einer Ausbildungsvergütung für Erzieherinnen und Erzieher ernsthaft zu prüfen und umzusetzen. Diese Fachkräfte leisten einen unschätzbar wertvollen Beitrag für die Gesellschaft, der dringend auch finanziell anerkannt werden muss. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Kinder die bestmögliche Betreuung und Bildung erhalten und gleichzeitig talentierte Menschen ermutigen, den Weg in diesen wichtigen Berufszweig einzuschlagen."
Hintergrund
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Hamburg ist nicht "nur" eine gemeinnützige Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation, sondern auch professioneller Dienstleister in der häuslichen Pflege und eine Bildungseinrichtung für Kinder und Jugendliche. Mehr als 1.600 hauptamtliche und 800 ehrenamtliche Mitarbeitende beraten, betreuen und versorgen die Menschen in der Region Hamburg.
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