DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing: Mehr Sprachbildung und Medienwissen für Schüler zum Erkennen von digitaler Desinformation notwendig
Hamburg (ots)
Demokratie-Müdigkeit ist nicht allein den Social-Media-Kanälen anzulasten / Lehrkräfte-Fortbildung sollte Medienbildung und Demokratie-Erziehung stärker einbeziehen / Beschäftigung mit dem Grundgesetz gehört in die "Lehrpläne" an den Universitäten für angehende Lehrkräfte / Mit mehr Transparenz können Medien um Vertrauen werben
Hamburg, 3. Mai 2023 - Die Demokratie-Müdigkeit von Jugendlichen kann nach Ansicht der Bundesvorsitzenden des Deutschen Philologenverbands (DPhV) Prof. Dr. Susanne Klitzing nicht allein den Social-Media-Kanälen angelastet werden. Im Interview mit dem Internetportal "Haus der Pressefreiheit" ( www.hausderpressefreiheit.de) betonte Lin-Klitzing, dass es schließlich schon vor Social Media Desinformations-Kampagnen gegeben habe und führte aus: "Schlussendlich müssen demokratische Institutionen durch ihr Handeln und ihre Ergebnisse überzeugen - nicht nur durch Kommunikation." Deshalb sollten bei Jugendlichen jene Sinne geschärft werden, die auch für gute Journalistinnen und Journalisten wichtig sind.
Damit Jugendliche mediale Informationen richtig einordnen können, bräuchten sie einfach mehr Wissen. Medienbildung sei zwar auf unterschiedliche Weise in den Lehrplänen aller Bundesländern verankert und fördere die Fähigkeit von Schülerinnen und Schülern, Texte zu verstehen, Texte für E-Mails, SMS und Blog-Einträge zu formulieren sowie Referate zu halten. Sprachbildung aber spiele die entscheidende Rolle, damit Jugendliche Informationen, die sie erhalten, auch bewerten können bzw. sich bewusst werden, wie sie selbst kommunizieren.
Um angehende Lehrkräfte auf die Vermittlung demokratischer Werte vorzubereiten, sollte die Beschäftigung mit dem Grundgesetz laut der DPhV-Bundesvorsitzenden ihren festen Platz schon an der Universität und damit in den "Lehrplänen" für die angehenden Lehrerinnen und Lehrer haben. "Selbstverständlich müssen Medienbildung und Demokratie-Erziehung auch viel stärkeren Einzug in die Fortbildungsangebote für unsere Lehrkräfte halten", so Prof. Dr. Lin-Klitzing. Dass dazu eine große Lernbereitschaft vorhanden ist, zeige sich gerade wieder an der großen Nachfrage nach den eigenen Fortbildungsangeboten beispielsweise zu ChatGPT.
Um Jugendliche für die unabhängigen Medien zurückzugewinnen, sollten die Verlage und Medienschaffende mit Transparenz um Vertrauen werben: Wie wird in den Redaktionen die Unabhängigkeit sichergestellt, welche Schwierigkeiten und Konflikte tauchen da auf, welche Story wird vielleicht auch einmal nicht gebracht? Das sind Informationen, die die Schülerinnen und Schüler interessieren würden. Ein Unterricht, der auf einen solchen ehrlichen Blick hinter die Kulissen zurückgreifen könnte, wäre Medienbildung, Demokratie-Erziehung sowie Berufsorientierung in einem - und zugleich ein Beitrag zu neuem, stärkerem Vertrauen in die unabhängigen Medien.
Das im April 2016 gestartete Internet-Portal www.hausderpressefreiheit.de dokumentiert tagesaktuell die Angriffe auf die Meinungs- und Pressefreiheit, auf die Redaktionsfreiheit und den Quellenschutz von Journalisten. Darüber hinaus zeigt es aktuelle und historische Aspekte zum Thema Pressefreiheit und wurde zum "Internationalen Tag der Pressefreiheit" weiter ausgebaut. So finden sich jetzt in der Rubrik "Hall of Fame" beispielsweise über 180 Journalisten, Verleger, Karikaturisten und Fotografen als Vorbilder für den Einsatz für die Pressefreiheit. Das Internet-Portal bietet allen interessierten Mitbürgern Informationen zur Entwicklung der Pressefreiheit mit Rechtsdokumenten und Präzedenz-Urteilen.
Der Deutsche Philologenverband ist die Dachorganisation der Philologenverbände der Bundesländer. Die Mitglieder in den Philologenverbänden sind Lehrkräfte an Gymnasien, Sekundarschulen und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehrbeauftragte an den Hochschulen, vornehmlich in der Lehrerbildung. Der Verband wurde 1903 in Halle gegründet und organisiert zurzeit 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. Er unterstützt die Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden im In- und Ausland und ist Mitglied im "dbb beamtenbund und tarifunion" und im Deutschen Lehrerverband (DL).
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