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Eine besondere Auszeichnung: Marie-Skłodowska-Curie-Förderprogramm ermöglicht Gastaufenthalt exzellenter Wissenschaftlerin an der Hochschule Fulda

Eine besondere Auszeichnung: Marie-Skłodowska-Curie-Förderprogramm ermöglicht Gastaufenthalt exzellenter Wissenschaftlerin an der Hochschule Fulda
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„Eine besondere Auszeichnung“

Marie-Skłodowska-Curie-Förderprogramm ermöglicht Gastaufenthalt exzellenter Wissenschaftlerin an der Hochschule Fulda

Eigentlich forscht Dr. Anja Thomas im französischen Lille. Seit September hat die deutsch-französische Politikwissenschaftlerin ihre Heimatuniversität gegen die Hochschule Fulda eingetauscht. Zwei Jahre wird sie sich hier unter der Leitung von Professorin Dr. Claudia Wiesner am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften mit einer entscheidenden Herausforderung für die Demokratie in der EU beschäftigen: der Legitimität, also der Anerkennung und Akzeptanz des Regierens in der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU). Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Konflikten, die sich in der alltäglichen demokratischen Praxis für die Staatseliten in den Mitgliedsstaaten ergeben. Die Universität Lille hat Anja Thomas für das Forschungsprojekt beurlaubt.

Möglich macht den Austausch das von der Europäischen Kommission eingerichtete und nach der zweifachen Nobelpreisträgerin benannte Marie-Skłodowska-Curie-Förderprogramm. Es unterstützt den Aufenthalt exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an einer Gastinstitution. Die EU will so die länder- und sektorübergreifende Mobilität von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern fördern und wissenschaftliche Laufbahnen ebenso wie den Forschungsstandort Europa attraktiver machen.

„Die Anträge müssen ein ausgesprochen wettbewerbsorientiertes und selektives Verfahren durchlaufen“, sagt Professorin Wiesner, die als Betreuerin fungiert und das Projekt nach Fulda geholt hat. „Traditionell sind es vor allem die Universitäten, die eine Marie-Skłodowska-Curie-Förderung erhalten.“ Dass es gelungen ist, sich gegen die starke Konkurrenz durchzusetzen, wertet sie als „eine besondere Auszeichnung“.

Im Fokus: der Blick der Mitgliedsstaaten

Mit ihrem Forschungsprojekt will Anja Thomas eine Lücke schließen. „In der Berichterstattung über die EU dominiert meist der Diskurs auf Brüsseler Ebene. Wir erfahren kaum etwas über den Blick der politischen Eliten in den Mitgliedsstaaten“, erläutert sie den Hintergrund ihres Themas. Doch genau dieser Blick sei wichtig, um die Handlungsfähigkeit der WWU und deren weitere Entwicklungsmöglichkeiten besser zu verstehen.

Zwar hätten sich die Mitgliedsländer in der WWU aufeinander zu bewegt und viele gemeinsame Lösungen erarbeitet. „Aber die Öffentlichkeiten der einzelnen Staaten stehen nicht im Dialog“, stellt Anja Thomas fest. „Es gibt ganz unterschiedliche Ideen und Vorstellungen von Demokratie und Wirtschaftspolitik.“ Die Frage sei, zu welchen Legitimitätskonflikten das führe.

Als Beispiel führt sie den traditionellen deutschen haushaltspolitischen Diskurs an. „Deutschland favorisiert eine Wirtschaftspolitik, die zu einem ausgeglichenen Haushalt führt“, betont sie. In anderen Mitgliedstaaten werde diese Haltung als deutsche Interessenpolitik wahrgenommen. „Ähnlich disqualifizieren wir in Deutschland die Länder in der WWU, die Wert auf multiplikatorische Effekte ihrer Budgets für die Wirtschaft legen. Auch machen wir häufig den Fehler, Parteipolitik mit Wählerwillen gleichzusetzen“, sagt die Politikwissenschaftlerin. Politische Positionen würden in Deutschland selten im Wahlkreis generiert.

In vier großen Mitgliedsstaaten der WWU – in Italien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden – will Anja Thomas nun Interviews vor allem mit Parlamentariern führen und solche Legitimitätskonflikte analysieren. „Diese Länder sind wichtig, wenn es um die Struktur der WWU geht, und sie erlauben beispielhaft, das politische System der EU in Staaten zu beobachten, die schon lange Mitglieder der EU sind“, sagt sie. „Das Forschungsprojekt kann das Verständnis dafür verbessern, welche Maßstäbe oder Standards an Demokratie angelegt werden sollten, wenn es darum geht, Entscheidungen in der EU zu treffen. Und es liefert Erkenntnisse zu der Frage, wie divers man noch werden kann.“

Dr. Antje Mohr
Pressesprecherin
Stabsstelle Wissenschaftskommunikation
Hochschule Fulda
Leipziger Straße 123
36037 Fulda
Tel.: +49 661 9640-1050
E-Mail:  antje.mohr@verw.hs-fulda.de
www.hs-fulda.de
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