Deutscher BundeswehrVerband (DBwV)
Gertz: Politik muss sich der Großbaustelle Bundeswehr zuwenden!
Berlin (ots)
Die Mitgliederbefragung des BundeswehrVerbandes zeigt ein differenziertes, aber auch höchst alarmierendes Stimmungsbild der Streitkräfte - Nur 3,8 Prozent der Befragten fühlen sich von der Politik unterstützt - 73,8 Prozent der Berufssoldaten würden den Dienst in den Streitkräften nicht empfehlen
In den deutschen Streitkräften zeichnet sich eine große Unzufriedenheit in zentralen Bereichen ab. Ein erschreckend großer Teil der Soldatinnen und Soldaten fühlt sich von der Politik sprichwörtlich "im Stich gelassen". Die Bundeswehr läuft Gefahr, dass aufgrund der Arbeitsbedingungen, der Unterfinanzierung und unzureichenden Ausstattung der Streitkräfte, die sich im Ergebnis negativ auf die Motivation der Truppe auswirken, "eine konsequente und zufriedenstellende Aufgabenerfüllung massiv beeinträchtigt wird".
Das geht aus der Mitgliederbefragung des Deutschen BundeswehrVerbandes hervor, die an der Universität Passau unter der Leitung des Politikwissenschaftlers Gerd Strohmeier unter Berücksichtigung sozialwissenschaftlicher Standards erhoben wurde. Unter dem Motto "Jetzt reden Sie" waren die Mitglieder vom 10. Dezember 2006 bis 28. Februar 2007 aufgerufen, sich zur Berufszufriedenheit in den Streitkräften zu äußern.
DBwV-Bundesvorsitzender Oberst Bernhard Gertz: "An der Befragung haben sich 45.040 von 210.000 Mitgliedern des DBwV beteiligt. Das ist zwar 'nur' ein knappes Viertel der Mitglieder - aber eine vergleichbare Gesamtbefragung dieser Größenordnung wies die Geschichte der Sozialwissenschaften in Deutschland bisher nicht auf."
Es gehe nicht um Schuldzuweisungen an Regierung und Parlament und erst recht nicht um den Versuch, einzelne für die im Bericht beschriebenen Mängel und Defizite haftbar zu machen. Anliegen des Verbandes sei es vielmehr, dass alle politisch und militärisch Verantwortlichen die im Bericht verkörperte Zustandsbeschreibung "annehmen" und in politische Schlussfolgerungen übersetzen, betonte Gertz heute in der Bundespressekonferenz. Der DBwV habe keinen Zweifel daran, dass nahezu alle zutage getretenen Probleme sich letztlich auf die spätestens seit Anfang der neunziger Jahre bestehende massive Unterfinanzierung der Armee bei Personal, Betrieb und Investitionen zurückführen lassen.
Gertz: "Es ist daher höchste Zeit, dass im Verteilungskampf um knappe Ressourcen nicht nur die Baustellen Arbeits- und Sozialpolitik sowie Gesundheitspolitik angemessen berücksichtigt werden, sondern auch eine Institution, die man nach dem heutigen Bericht im Verhältnis dazu nur noch mit dem Begriff 'Großbaustelle Bundeswehr!" beschreiben kann." Wenn bei der finanziellen Ausstattung der Armee nicht rasch und grundlegend umgesteuert werde, drohe die Unzufriedenheit der Soldaten die Auftragserfüllung der Bundeswehr massiv zu beeinträchtigen. "Ich warne dringend davor, einer solchen Entwicklung tatenlos zuzusehen."
Die markanten Ergebnisse der Strohmeier-Studie:
- Nur 3,87 Prozent der Teilnehmer (und sogar nur 1,81 Prozent der befragten Berufssoldaten) fühlen sich von der Politik unterstützt. ( S. 47/73)
- Nur 18,43 Prozent der Teilnehmer (und sogar nur 9,72 Prozent der Beufssoldaten) glauben, dass es der Bundeswehr zukünftig gelingen wird, den qualifizierten Nachwuchs im notwendigen Umfang zu gewinnen. (S. 48/74)
- 73,66 Prozent der befragten Berufssoldaten würden ihnen nahe stehenden Personen (z.B. ihren Kindern) den Dienst in den Streitkräften nicht empfehlen. (S. 75)
- 64,04 Prozent der Teilnehmer (und sogar 70,58 Prozent der Berufssoldaten) finden, dass die Politik den Sinn von Auslandseinsätzen nicht ausreichend vermittelt. (S. 50/76)
- Insgesamt 67,36 Prozent der befragten Teilnehmer an Auslandseinsätzen bewerten die persönliche Ausrüstung für Auslandseinsätze mit den Prädikaten "mittelmäßig", "schlecht" oder "sehr schlecht". (S. 112)
- Nur 24,24 Prozent der befragten Soldaten mit Auslandseinsätzen beurteilen die materielle Ausstattung im Auslandseinsatz positiv, dagegen 71,63 Prozent mit "mittelmäßig" bis "sehr schlecht". (S. 113)
Pressekontakt:
Wilfried Stolze, Tel.: 030/80470330
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