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320.000 Euro für deutsch-ukrainisches Forschungsprojekt: Klinisch relevante Virusreaktivierungen durch kriegsbedingten physischen und psychischen Stress

320.000 Euro für deutsch-ukrainisches Forschungsprojekt: Klinisch relevante Virusreaktivierungen durch kriegsbedingten physischen und psychischen Stress

Mehr als 1000 Tage Krieg! Der russische Angriffskrieg verursacht bei der ukrainischen Bevölkerung enormen physischen und psychischen Stress. Ein oft vernachlässigtes, aber sehr ernstes, durch Stress induziertes medizinisches Problem, ist die Reaktivierung chronischer Viren. Wir alle beherbergen chronische Viren, vor allem Herpesviren, die normalerweise bei einer effizienten Immunabwehr keine Krankheiten verursachen. Starker oder anhaltender Stress beeinträchtigt jedoch unsere Immunabwehr, bis sie schließlich versagt.

Einige Herpesviren lösen bei Reaktivierung schwere Krankheiten aus. Diese Krankheiten können entweder akut lebensbedrohlich sein, wie im Fall von CMV, oder langanhaltende, schmerzhafte Krankheiten hervorrufen, wie bei HSV-1 und VZV. Die VZV-Reaktivierung verursacht beispielsweise Herpes Zoster (Gürtelrose), der mit chronischen Schmerzen und langfristiger Arbeitsunfähigkeit verbunden sein kann. Darüber hinaus bedroht die Reaktivierung der Viren selbst die psychische Gesundheit, was für die Patienten einen Teufelskreis darstellt. Bislang ist nicht bekannt, welche Bedrohungen in einer Kriegssituation zu Virusreaktivierungen führen. Sind Verletzungen, Kämpfe an der Frontlinie, Vertreibung oder die ständige Angst vor Luftangriffen relevante Auslöser? Dieses Wissen ist wichtig, um Virusreaktivierungen mit Impfungen zu verhindern oder mit Medikamenten zu behandeln und so gefährdete Gruppen vor der hohen Belastung zu schützen.

Im Rahmen des Programms Klinikpartnerschaften der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erhält ein Forschungsteam des Instituts für Virologie, Universitätsklinikum Essen, in Kooperation mit der Poltava State Medical University PSMU nun ab Dezember 2024 eine weitere Förderung von 320.000 €.

In 2023 und 2024 konnte durch ein GIZ gefördertes Nothilfeprojekt Essen-Poltava bereits die Labordiagnostik für Viren und Bakterien in Poltava erfolgreich etabliert werden. Das Forschungsprojekt kann jetzt darauf aufbauen. Anhand von Fragebögen und Haarproben sollen Stresslevel in Geflüchteten und Verwundeten definiert werden. Anhand von Blutproben sollen dann Immunität und Virusreaktivierungen bei verschiedenen Kohorten innerhalb der etablierten Klinikpartnerschaft Essen-Poltava analysiert werden.

Das Forschungsteam konzentriert sich dabei nur auf Viren, die medizinisch relevant sind und mit verfügbaren Medikamenten behandelt werden können oder deren Reaktivierung durch Impfung verhindert werden kann. Das Projekt umfasst wichtige Bildungsaspekte und soll den Aufbau von Forschungs- und weiteren Diagnostikkapazitäten in Poltava ermöglichen. Die Forschungsdaten werden für die effiziente Definition von Zielgruppen benötigt, die genau überwacht und für medizinische Maßnahmen ausgewählt werden sollten.

Ziel dieses Projekts ist es die medizinische Versorgung in der Ukraine direkt zu verbessern und virusbedingte Langzeitfolgen des Krieges zu verhindern.

Die Aktivitäten im Einzelnen (Zusammenfassung):

- Bestimmung des Stresslevels (mittels Fragebogen) in verschiedenen Kohorten

- Auswertung von Proben in Essen und in Poltava. Analyse der Immunität und der Virusreaktivierungen im Rahmen des bereits in Poltava etablierten Netzwerks und der dort vorhandenen Ausstattung

- spezielle Schulung von Diagnostikpersonal aus Poltava

- Aufbau von Kapazitäten in Lehre und klinischer Forschung

- Sammlung von Forschungsdaten, Definition von Zielgruppen

- Bestimmung der benötigten Medikamente und Impfstoffe

- Unterstützung bei der Bereitstellung geeigneter Behandlungen und Impfungen

Kontakt:

Universitätsklinikum Essen

Institut für Virologie

Prof. Dr. Ulf Dittmer, Projektleiter ulf.dittmer@uk-essen.de

Prof. Dr. Mirko Trilling, wissenschaftliche Koordination mirko.trilling@uk-essen.de

Dr. Gennadiy Zelinskyy, wissenschaftliche Koordination und Kommunikation mit Poltava gennadiy.zelinskyy@uk-essen.de

Ursula Schrammel, administrative Koordination ursula.schrammel@uk-essen.de

Pressekontakt 
Dr. Milena Hänisch
Dekanat, Referat für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen
E-Mail:  milena.haenisch@uk-essen.de
Telefon: 0201/723-1615 
News-Seite:  www.uni-due.de/med
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Über die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen 
Wissenschaft und Forschung auf höchstem internationalem Niveau und eine herausragende, exzellente Ausbildung zukünftiger Ärzt:innen: Diese Ziele hat sich die Medizinische Fakultät gesteckt und verfolgt sie mit Nachdruck. Wesentliche Grundlage für die klinische Leistungsfähigkeit ist die Forschung an der Fakultät mit ihrer klaren Schwerpunktsetzung in Herz- und Kreislauferkrankungen, Immunologie und Infektiologie, Onkologie, Translationaler Neuro- und Verhaltenswissenschaften sowie Transplantation. Der 2014 bezogene Neubau des Lehr- und Lernzentrums bietet den Studierenden der Medizinischen Fakultät exzellente Ausbildungsmöglichkeiten.
Über die Essener Universitätsmedizin 
Die Essener Universitätsmedizin umfasst das Universitätsklinikum Essen sowie 15 Tochterunternehmen, darunter die Ruhrlandklinik, das St. Josef Krankenhaus Werden, die Herzchirurgie Huttrop und das Westdeutsche Protonentherapiezentrum Essen. Die Essener Universitätsmedizin ist mit etwa 1.700 Betten das führende Gesundheits-Kompetenzzentrum des Ruhrgebiets und seit 2015 auf dem Weg zum Smart Hospital. 2020 behandelten unsere rund 10.000 Beschäftigten etwa 64.000 stationäre und 300.000 ambulante Patient:innen. Mit dem Westdeutschen Tumorzentrum, einem der größten Tumorzentren Deutschlands, dem Westdeutschen Zentrum für Organtransplantation, einem international führenden Zentrum für Transplantation, in dem unsere Spezialist:innen mit Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Herz und Lunge alle lebenswichtigen Organe verpflanzen, sowie dem Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum, einem überregionalen Zentrum der kardiovaskulären Maximalversorgung, hat die Universitätsmedizin Essen eine weit über die Region reichende Bedeutung für die Versorgung von Patient:innen. Wesentliche Grundlage für die klinische Leistungsfähigkeit ist die Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen mit ihrer Schwerpunktsetzung in Herz- und Kreislauferkrankungen, Immunologie und Infektiologie, Onkologie, Translationale Neuro- und Verhaltenswissenschaften sowie Transplantation.
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