Fahrradland Deutschland? - Die Zukunft des Radfahrens
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Dessau (ots)
Anmoderationsvorschlag: Das Fahrrad feiert in diesem Jahr ja seinen 200. Geburtstag. Angestaubt ist es aber kein bisschen. Ganz im Gegenteil: Allein hierzulande treten rund elf Millionen Menschen täglich auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder um sich einfach nur fit zu halten kräftig in die Pedale. Wie wichtig das Fahrrad für den mobilen Menschen von heute bereits ist und in Zukunft sein wird, darüber diskutieren Expertinnen und Experten aus den Bereichen Umwelt, Verkehr und Gesundheit aus 50 Ländern vom 19. bis 21. September auf der "Internationalen Fahrrad-Konferenz" in Mannheim. Mit dabei ist auch Dr. Katrin Dziekan vom Gastgeber - dem Umweltbundesamt, hallo. Begrüßung: "Ja, hallo!"
1. Frau Dr. Dziekan, rund 73 Millionen Fahrräder sind auf Deutschlands Straßen unterwegs. Würden Sie sagen, Deutschland ist schon auf dem besten Weg, ein Fahrradland zu werden?
O-Ton 1 (Dr. Katrin Dziekan, 23 Sek.): "Ja und nein! Also in den Städten fahren die Menschen deutlich mehr Fahrrad als noch vor zehn Jahren. Heute sieht man Lastenräder und auch Pedelecs, das verändert schon unsere Mobilitätsgewohnheiten. Aber leider stehen auch noch viele Fahrräder in den Kellern unbenutzt herum. Eigentlich bräuchte man sichere, bequeme Radwege und Abstellmöglichkeiten, denn das ist eine wichtige Voraussetzung, dass viele Menschen auch Fahrrad fahren. Gerade daran mangelt es aber leider häufig noch vielerorts."
2. Was müsste in Zukunft getan werden, damit noch mehr Menschen freiwillig das Auto stehen lassen und stattdessen aufs Fahrrad umsteigen?
O-Ton 2 (Dr. Katrin Dziekan, 36 Sek.): "Ganz entscheidend ist natürlich das Angebot an Radwegen. Diese müssen sicher und direkt sein. Das kann man zum Beispiel machen mit Fahrradbrücken oder auch mit einem ganz dichten Netz an Fahrradstraßen und Radschnellwegen. Dabei vergessen sollte man aber nicht die Fahrrad-Parkplätze, denn gerade auch an so Umsteigestellen zum öffentlichen Verkehr, also Bus und Bahn, ist es wichtig, einen Abstellplatz zu finden. Diese müssen dann sicher sein und auch bequem zu erreichen. Man könnte sich auch denken, dass weniger kostenfreie Parkplätze für Autos manche zum Umsteigen animieren würden. In lebenswerten Städten mit weniger Autoverkehr brauchen wir übrigens auch weniger öffentliche Parkplätze - und für jeden Parkplatz können wir rund acht Fahrradstellplätze neu schaffen."
3. Warum beschäftigt sich das Umweltbundesamt so intensiv mit dem Thema Fahrradfahren?
O-Ton 3 (Dr. Katrin Dziekan, 31 Sek.): "Das Umweltbundesamt als wissenschaftliche Fachbehörde berät Politik und Öffentlichkeit natürlich zu allen Fragen des Umweltschutzes. Radfahren ist aber aktiver Umweltschutz: Beim Radeln entstehen keine Luftschadstoffe, kein Lärm, kein Kohlendioxid. Ein Rad braucht auch viel weniger Fläche - und jeder und auch jede kann radeln und kann es sich in der Regel auch leisten. Wenn man bedenkt, dass laut Weltgesundheitsorganisation WHO etwa eine Millionen Menschen jährlich vorzeitig sterben, weil sie sich eben zu wenig bewegen, dann kann Radfahren und auch das Zufußgehen sogar Leben retten."
4. Das Umweltbundesamt ist Hauptveranstalter der "Internationalen Fahrrad-Konferenz", die vom 19. bis 21. September in Mannheim stattfindet. Welche Themenschwerpunkte werden dort im Mittelpunkt der Diskussionen stehen?
O-Ton 4 (Dr. Katrin Dziekan, 36 Sek.): "Wir wollen Brücken bauen zwischen Wissenschaft und Praxis, aber auch von den Erfahrungen aus dem Ausland lernen. So nehmen zum Beispiel Radfahrende in Berlin und Paris Aggressionen von Autofahrenden unterschiedlich wahr: Aber was bedeutet dies für die Verkehrsplanung? Lastenräder können ein Beitrag für eine umweltfreundliche urbane Logistik sein. Aber auch da stellt sich die Frage: Wie können Städte dieses Potenzial besser nutzen? Oder wie können wir von den Erfahrungen mit den Radschnellwegen in den Niederlanden profitieren? So geht es in Vorträgen und Workshops darum, was Stadt- und Verkehrsplanung von der Wissenschaft lernen kann, damit möglichst viele Menschen gern ihre täglichen Wege zu Fuß zurücklegen."
5. Was kann Deutschland von anderen lernen, um aktive Mobilität und damit auch Gesundheit noch besser zu fördern?
O-Ton 5 (Dr. Katrin Dziekan, 32 Sek.): "Radfahren und auch zu Fuß gehen sollte immer als vollwertige Verkehrsart mit geplant und auch mitgedacht werden von Anfang an. Wir brauchen übrigens nicht nur eine Weiterentwicklung des Nationalen Radverkehrsplans, der derzeit nur bis 2020 gilt, sondern wir brauchen auch eine nationale Fußverkehrsstrategie für Deutschland, die Österreich übrigens schon hat. Es gibt viele Beispiele in aller Welt - und übrigens nicht nur in den klassischen Fahrradvorreiterstädten wie Amsterdam und Kopenhagen. Wir brauchen in Deutschland passende Geldtöpfe, Strukturen und Verantwortliche, die Aktive Mobilität voranbringen."
6. Warum findet die Fahrrad-Konferenz eigentlich ausgerechnet jetzt im September statt, wo viele vielleicht schon gar nicht mehr ans Radeln denken?
O-Ton 6 (Dr. Katrin Dziekan, 33 Sek.): "Ganz einfach: Die Veranstaltung ist Teil der Europäischen Mobilitätswoche - und die findet eben jedes Jahr vom 16. bis zum 22. September statt. Über 2.000 Städte aus ganz Europa nehmen daran teil, auch deutsche wie zum Beispiel Essen, Chemnitz, Frankfurt oder auch Kiel. So werden zum Beispiel temporär Parkflächen und Straßen umgenutzt als Freizeitflächen. Aber auch neue Fuß- und Radwege werden eröffnet. Ziel des Ganzen ist es, zu zeigen, dass nachhaltige Mobilität möglich ist, Spaß macht und praktisch gelebt werden kann. Wer gerne mehr wissen will, was in seiner Umgebung stattfindet, findet alle Termine und Aktionen im Internet auf Mobilitaetswoche.eu - Mobilität mit ae."
Dr. Katrin Dziekan vom Umweltbundesamt über "Nachhaltige Mobilität" und die Zukunft des Radfahrens. Danke Ihnen für das Gespräch!
Verabschiedung: "Sehr gern!"
Abmoderationsvorschlag: Mehr über die "Zukunft des Radfahrens" in Deutschland und über die "Internationale Fahrrad-Konferenz" vom 19. bis 21. September in Mannheim finden Sie auch im Internet unter Umweltbundesamt.de.
Pressekontakt:
Felix Poetschke
Pressesprecher
Referat "Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit, Internet"
Umweltbundesamt
Wörlitzer Platz 1
06844 Dessau-Roßlau
Telefon: +49 (0)340 2103 2675
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