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Lebensmittelverband Deutschland e. V.

Pressekonferenz anlässlich des Tages der Lebensmittelwirtschaft
17. Mai 2001
Ausführungen von Dr. Peter Traumann, BVE-Vorsitzender

Berlin (ots)

Der Tag der Lebensmittelwirtschaft, den die BVE
gemeinsam mit dem BLL heute im Haus der Deutschen Wirtschaft
ausrichtet, bietet Gelegenheit, eine erste Bewertung der zu
Jahresbeginn angekündigten Neuausrichtung der Agrar- und
Verbraucherpolitik vorzunehmen.
Die Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft Renate Künast ist mit dem Ziel angetreten, das
Vertrauen der Verbraucher in die Lebensmittel wiederzugewinnen. Dazu
hat sie unter dem Motto - Klasse statt Masse - eine
qualitätsorientierte Produktion gefordert.
Die Ernährungsindustrie begrüßt diesen Ansatz, bei Verbrauchern
und in der Lebensmittelwirtschaft für eine höhere Akzeptanz
qualitativ hochwertiger Lebensmittel zu werben. Dazu ist es unbedingt
notwendig, dem Verbraucher stärker als bisher die Arbeitsweise der
modernen Lebensmittelproduktion und die Zusammensetzung der Produkte
zu vermitteln.
Die BVE hat deshalb ihre Mitglieder aufgefordert, die nötige
Transparenz zu schaffen und der Öffentlichkeit mehr als bisher zu
verdeutlichen, dass die Branche alle erforderlichen Maßnahmen für
Sicherheit und Qualität der Lebensmittel seit jeher
eigenverantwortlich trifft.
BVE-Initiativpreis für Lebensmittelsicherheit vergeben
Mit dem gleichen Ziel hat die BVE den Initiativpreis der Deutschen
Ernährungsindustrie 2001 ausgeschrieben, der mit rund 40 Bewerbungen
eindrucksvolle Beispiele dafür geliefert hat, wie die Unternehmen
ihre Verantwortung für die Verbraucher tagtäglich wahrnehmen.
Preisträger
Die Auszeichnung - die nach 1999 zum zweiten Mal vergeben wird -
erhalten der Milchindustrie-Verband, die Nestlé Deutschland AG und
der Unternehmer Dr. Claus Hipp.
Wir freuen uns ganz besonders, dass Frau Ministerin Renate Künast
die Auszeichnung den Preisträgern persönlich überreichen wird. Wir
werten dies vor allem als Ausdruck der Wertschätzung der Leistung
dieses wichtigen Wirtschaftszweiges für die Gesellschaft und als
Signal zur kooperativen Zusammenarbeit.
Der Milchindustrie-Verband wird für seine Initiative zu einer
freiwilligen, bundesweiten Futtermittel-Rahmenvereinbarung zur
verbindlichen Einhaltung der Sorgfaltspflicht bei der Erzeugung von
Rohmilch ausgezeichnet. Gemeinsam mit der Futtermittelindustrie und
den Bauern hat die Milchindustrie ein durchgehendes
Qualitätsmanagementsystem vom Futtermittelhersteller bis zum Einsatz
beim Erzeuger empfohlen. Es betrifft Futtermittelproduktion und
-transport, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung der eingesetzten
Bestandteile und den Einsatz beim Erzeuger. Die gesetzlichen
Anforderungen an die Sorgfaltspflicht werden so konkretisiert und
darüber hinaus höhere Anforderungen an den Futtermitteleinsatz bei
der Milcherzeugung gestellt. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur
Sicherheit der Milchprodukte geleistet.
Die Nestlé Deutschland AG wird die Verbraucher in einer
umfassenden Informationskampagne über die im Unternehmen in allen
Stufen der Produktion eingesetzten Qualitätsmanagementsysteme
aufklären. Diese Initiative eines bedeutenden Unternehmens zur
aktiven Kommunikation seines hohen Qualitätssicherungsstandards mit
den Medien und dem Verbraucher zeigt, dass Verbraucherschutz in der
Ernährungsindustrie eigenverantwortlich und mit höchster Priorität
praktiziert wird. Die Nestlé gibt damit ein hervorragendes Beispiel,
wie der Verunsicherung der Verbraucher durch mehr Transparenz und
Aufklärung begegnet werden kann. Die Ehrung mit dem Initiativpreis
sollte von der Branche als Signal verstanden werden, ihre
Anstrengungen zur Kommunikation mit dem Verbraucher zu verstärken.
Als dritter Preisträger wird der Unternehmer Dr. Claus Hipp für
seine unternehmerische Gesamtleistung ausgezeichnet. Der Schutz der
Umwelt ist Bestandteil seiner Unternehmensphilosophie; gleichzeitig
ist es ihm gelungen, das Unternehmen zum weltweit größten Verarbeiter
organisch-biologischer Rohstoffe zu entwickeln. Die Auszeichnung soll
die Unternehmer der Ernährungsindustrie anregen, ihre eigenen
Anstrengungen für den Schutz der Umwelt weiter zu verstärken.
Soweit meine Ausführungen zu den Eigenanstrengungen der
Ernährungsindustrie für Lebensmittelsicherheit und
Verbrauchervertrauen. Eingangs hatte ich angekündigt, eine
Zwischenbilanz zur Neuausrichtung der Agrar- und Verbraucherpolitik
zu ziehen. Diese Bilanz kann sich letztlich auf einen zentralen
Punkt, nämlich die Einführung von Gütesiegeln beschränken.
Öko-Siegel an EU-Standard ausrichten
Die Ministerin will die Neuausrichtung der Agrarwirtschaft im
wesentlichen durch den Ausbau der ökologischen Landwirtschaft und die
Einführung eines Gütesiegels  - für Öko-Produkte und konventionell
erzeugte Lebensmittel - erreichen.
Gegen eine Stärkung der ökologischen Produktion ist aus Sicht der
Ernährungsindustrie nichts einzuwenden, wenn dieser Wunsch
gleichzeitig von der Verbraucherseite an den Ladentheken ausgeht. Es
darf von der Politik aber nicht der Eindruck erweckt werden, als
seien Öko-Lebensmittel per se sicherer und besser als konventionelle
Lebensmittel. Dafür gibt es von wissenschaftlicher Seite keinen
Beleg. Öko-Produkte müssen letztlich wie alle anderen Produkte auch,
durch geeignetes Marketing den Verbraucher täglich neu überzeugen.
Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass die meisten Verbraucher nach
Umfrageergebnissen maximale Preisabstände von 30 Prozent akzeptieren.
Die Ernährungsindustrie spricht sich dafür aus, den Standard der
EU-Öko-Verordnung als Grundlage für ein einheitliches Ökosiegel zu
verwenden. Nur so kann die gewünschte Ausweitung auf 20% gelingen.
Damit wäre der aus wettbewerbsrechtlichen Gründen notwendige,
problemlose Zugang für Lieferanten aus anderen EU-Staaten
sichergestellt. Für diese Position gibt es die Unterstützung des
Lebensmittelhandels, dem bei der Vermarktung eine wichtige Rolle
zukommt. Sollte sich die Ministerin zu diesem Ansatz entschließen,
wäre ein wichtiges, gemeinsam von Politik und Wirtschaft getragenes
Signal an den Verbraucher gegeben.
Irrweg Zwangspfand
Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie mich zu einem
weiteren, für die Ernährungsindustrie zentralen Thema Stellung
beziehen:
Die BVE ist enttäuscht über das von der Bundesregierung
beschlossene Zwangspfand auf Einwegflaschen und Dosen für Fruchtsaft,
Erfrischungsgetränke, Mineralwasser und Bier. Ein Zwangspfand ist
ökonomisch nicht zu rechtfertigen und bringt ökologisch keinen
Nutzen.
Es fehlt jeglicher Nachweis dafür, dass ein Zwangspfand zur
Stabilisierung ökologisch vorteilhafter Verpackungen beiträgt.
Wird der Bundestag, wie wir befürchten, zustimmen, wird die
Ernährungsindustrie alles daran setzen, die Bundesländer davon zu
überzeugen, dass sie die Änderungsverordnung im Bundesrat ablehnen.
Um den Anteil politisch unerwünschter Einwegverpackungen zu
reduzieren und der "Vermüllung" der Landschaft entgegen zu wirken,
soll der Handel zu Investitionen in Milliardenhöhe in ein zweites
Rücknahmesystem durch die Aufstellung von Pfandautomaten gezwungen
werden. Zusätzlich entstehen jährlich Systemkosten für Pfandclearing,
Logistik etc. in Höhe von 1,5 Mrd. DM.
Ökologisch zielführend wäre es, wenn Automaten - nach den
Überlegungen der Bundesregierung -,nicht genutzt würden und der
Verbraucher wieder mehr zu den vorteilhaften Verpackungen greifen
würde. Das Gegenteil wird aber aller Voraussicht nach eintreten,
zumal zumindest größere Teile des Handels nach der erzwungenen
Einführung der Automaten verstärkt ihr Sortiment auf
Einwegverpackungen umstellen werden, um zwei parallele
Rücknahmesysteme zu vermeiden.
Die Konsequenzen würden so die Mehrweganbieter treffen.
Letztlich wird es unvermeidbar sein, die zusätzlichen Kosten an
den Verbraucher weiterzureichen.
Die BVE ist zuversichtlich, dass die Bundesländer das Angebot von
Handel, Verpackungsherstellern, Entsorgungswirtschaft und
Getränkeindustrie einer freiwilligen Selbstverpflichtung annehmen
werden und so das Zwangspfand in letzter Minute abgewandt werden
kann. Die Verpflichtung sagt zu, eine Abfüllmenge in ökologisch
vorteilhaften Getränkeverpackungen in Höhe von 23 Mrd. Litern
einzuhalten, mindestens 90 % aller in Verkehr gebrachten
Getränkeverpackungen wieder zu befüllen oder aber zu verwerten und
die ökologische Gesamtbelastung durch Getränkeverpackungen nicht zu
erhöhen. Zudem werden Handel und die beteiligte Industrie gemeinsam
jährlich bis zu 250 Mio. DM für Maßnahmen zur Sauberhaltung der
Landschaft (Anti-Littering) sowie zur Förderung des Ökologischen
Fortschritts bereit stellen.
Dieses Angebot hält die beteiligte Wirtschaft weiterhin aufrecht.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Dr. Sabine Eichner Lisboa 
Tel. 0228/30829-52 
e-mail  seichner@bve-online.de

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