Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI)
Großfeuerwerk: Von Wunsch und Wirklichkeit
Ratingen (ots)
Zu Weihnachten und an Silvester gilt alle Jahre wieder: Man kann viele Ideen auf seinem Wunschzettel haben - ob die Wünsche realistisch sind und in Erfüllung gehen, das steht aber auf einem anderen Blatt. Nicht anders ist es beim Wunsch von Teilen der Bevölkerung nach professionell organisierten, zentralen Feuerwerksveranstaltungen. Laut jüngster Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "YouGov" sprechen sich 26 Prozent der Deutschen für organisierte Feuerwerke an Silvester aus. Ein Wunsch, der nicht nur an den Ressourcen der Profis scheitern würde, sondern auch viele unschöne Nebeneffekte mit sich brächte.
Zuerst die gute Nachricht für alle Freunde von Großfeuerwerken. Nach zwei Jahren der Entbehrung durch die Corona-Pandemie konnten im Jahr 2023 wieder zahlreiche professionelle Großfeuerwerk steigen. Ob Festivals, Sportveranstaltungen, Stadtfeste oder Kirmessen - das laufende Jahr stand ganz im Zeichen des Event-Feuerwerks."Die Menschen hatten ein großes Nachholbedürfnis, wenn es ums Feiern geht - und zum Feiern im großen Stil gehört traditionell auch das Feuerwerk zum Finale", weiß Joachim Berner, Sprecher des Unterausschusses Großfeuerwerk im VPI. "Großfeuerwerke sind hoch emotionale Ereignisse. Leidenschaftlich und präzise vorbereitet, sind sie eine Kunstform, die uns eindrucksvoll daran erinnert, den Moment zu leben und jeden Augenblick zu genießen", so Georg Alef, Sprecher des Technischen Arbeitskreises des VPI. Großfeuerwerke haben die Kraft, Menschen friedlich zu verbinden und bringen jedes Jahr Tausende Menschen im gemeinsamen Erleben zusammen", sagt Joachim Berner. Kein Wunder also, dass allein das "Konstanzer Seenachtfest", "Rhein in Flammen", der international renommierte Feuerwerkswettbewerb in Hannover oder die Rheinkirmes jedes Jahr Hunderttausende Besucher anziehen. Das Interesse an Großfeuerwerken ist ungebrochen hoch. "Offenbar haben sich die Städte und Gemeinden nach vielleicht etwas vorschneller Begeisterung für 'alternative' und 'nachhaltige' Drohnen-Shows nicht zuletzt aus emotionalen und Kostengründen wieder aufs klassische Feuerwerk zurückbesonnen. Drohnen-Shows kosten nicht nur Geld, sondern hinterlassen auch einen massiven CO2-Fußabdruck bei der aufwändigen Herstellung der Technik", so Georg Alef.
Die weniger gute Nachricht: "Wenn die Zahlen stimmen, und sich laut YouGov in diesen Tagen tatsächlich 26 Prozent der Deutschen professionell organisierte, zentrale Höhenfeuerwerk zu Silvester in allen Städten und Gemeinden wünschen - dann müssen wir sie leider enttäuschen. Das ist beim besten Willen nicht machbar und darüber hinaus auch wenig sinnvoll", sagt Joachim Berner. Die Gründe liegen zum einen in der Größenordnung. Die Bundesrepublik Deutschland umfasst aktuell rund 11.000 Gemeinden. Allein Rheinland-Pfalz kommt schon auf 2300 Kommunen. NRW, das bevölkerungsreichste Bundesland aufgrund seiner besonderen Aufteilung immerhin noch auf rund 400. "Es gibt schlicht nicht genug Feuerwerker, um auch nur ansatzweise alle Gemeinden an nur einem Tag zu versorgen", weiß Berner. Da viele Gemeinden auch unter klammen Kassen leiden, könnte auch die Finanzierung zu einem Rohrkrepierer werden. Darüber hinaus ist das "eigene" Abbrennen von Feuerwerk in der Silvesternacht eine lange und schöne Tradition und gehört einfach für viele Menschen zu einem Jahreswechsel dazu.
Selbst, wenn man Oberzentren auswählte, um Aufwand und Kosten zu reduzieren, zöge das die nächsten Probleme nach sich: "Wer möchte Silvester schon nach einem gemütlichen Abend im Kreise der Liebsten gegen Mitternacht mit dem Auto in eine größere Nachbarstadt fahren?", fragt Joachim Berner. Wie könne man da sicherstellen, dass alle Fahrerinnen und Fahrer - gerade an diesem oftmals feucht-fröhlichen Abend - möglichst keinen Alkohol zu sich genommen haben, um sich und andere Verkehrsteilnehmer nicht zu gefährden?
Auch Klimaschützern müssten zahlreiche zentral organisierte Feuerwerke zu Silvester zu denken geben. Dabei geht es nicht um die Emissionen der Feuerwerke, sondern die erwartbaren Gesamtemissionen der vielen Großveranstaltungen. Nur ein Beispiel: Das Klima-Portal "MyClimate" hat beispielhaft das Schweizer "Züri Fäscht" unter die Lupe genommen. Dabei kam man zu dem Ergebnis, dass Feuerwerk nur den winzigsten Bruchteil zu den Gesamtemissionen beiträgt. Hauptemissionsquellen sind demnach die An- und Abreise der Festbesucher mit Auto, Bus und Bahn (42%), Mahlzeiten (40%), Getränke (9%), Verbrauchsmaterial (3%), Materialtransport (2%) und Abfallentsorgung (2%).
"Dies alles vor Augen, bietet sich ein privates Feuerwerk zu Silvester noch immer als die beste aller Möglichkeiten an. Es schafft Entscheidungsfreiheiten, trifft immer den Geschmack des Käufers und sorgt für ganz persönliche Erfahrungen. Eine gute Ergänzung findet es sicher in einigen wenigen Großveranstaltungen mit hohem professionellem Niveau. Wer möchte schon auf die bildschöne Show am Brandenburger Tor verzichten?", so VPI-Vorsitzender Thomas Schreiber.
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