Deutschland und Vereinigte Arabische Emirate intensivieren Kooperation im Gesundheitssektor
Neues Abkommen mit Brandenburg
Starke Messebeteiligung in Dubai
Berlin (ots)
Jüngste Kooperationsvereinbarungen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Deutschland sowie eine außergewöhnlich starke Beteiligung deutscher Unternehmen auf der Gesundheitsmesse "Arab Health" in Dubai sorgen für eine Belebung der Kooperation des Golfstaates mit Deutschland auf dem Gesundheitssektor. Auf der "Arab Health" nehmen regelmäßig zahlreiche deutsche Unternehmen teil, zuletzt waren es sogar 600 Firmen.
Kurz vor der Messe in Dubai hatten sich auch in Potsdam dreißig Unternehmen der Gesundheitsbranche über die Geschäftsmöglichkeiten in den VAE informiert. "Das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg ist führend in vielen Bereichen, nicht zuletzt in Diagnostik und Medizintechnik", erklärte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach, der zusammen mit hohen Repräsentanten aus den VAE und mit dem emiratischen Botschafter in Deutschland Ali Abdulla Al Ahmed die Veranstaltung initiiert hatte. Amin Hussain Al Ameeri vom Gesundheitsministerium der Vereinigten Arabischen Emirate und Wirtschaftsminister Steinbach vereinbarten, die Kontakte zu vertiefen, und unterzeichneten ein entsprechendes Abkommen.
Die Emirate schätzen den deutschen Gesundheitssektor, der in der Medizintechnik-, Gesundheits- und Pharmaindustrie weltweit einen guten Ruf genieße. Für die VAE ist Deutschland eines der attraktivsten Länder für den Medizintourismus.
"In der gesamten Golfregion macht der Gesundheitssektor heute schon einen Umsatz von mehr als 100 Milliarden US-Dollar aus", so VAE-Botschafter Ali Abdulla Al Ahmed bei dem Treffen in Potsdam, "und es stehen weitere Investitionen in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar an." Aufgrund des steigenden Wohlstandes und der demografischen Entwicklung stiegen die Ansprüche an die Gesundheitsversorgung. "Wir begrüßen es deshalb sehr, dass sich das Land Brandenburg gemeinsam mit Berlin verstärkt um Wirtschaftskontakte der Gesundheitswirtschaft in mein Heimatland kümmert."
Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund rückläufiger Zahlen im arabischen Gesundheitstourismus zu sehen. Während der arabische Medizintourismus nach Deutschland deutlich zurückgeht, erholt sich der russische Gesundheitstourismus allmählich, wie aus einer soeben veröffentlichten Studie des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg hervorgeht. Die Studie wertet das Jahr 2017 aus. Das Jahr 2018 nehmen die Wissenschaftler erst in einem Jahr unter die Lupe.
Die Rückgänge im Gesundheitstourismus sind zum Teil dramatisch. Aus Kuwait kamen deutschlandweit 62 Prozent weniger Patienten, aus Saudi-Arabien 36 Prozent weniger, aus Oman 28 Prozent. Selbst aus Ägypten kommen weniger Patienten (-17 Prozent). Der süddeutsche Raum und Berlin sind am meisten von den Rückgängen betroffen. Allein in Berlin ging die Zahl der früher spendablen kuwaitischen Patienten um 81 Prozent zurück, wie Jens Juszczak von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg erklärt.
Der Rückgang der Patienten aus dem arabischen Raum werde so lange anhalten, bis Unklarheiten mit weit überhöhten Rechnungen aufgeklärt seien, sagt Jens Juszczak. Dabei gehe es um viele Hundert Millionen, deren Verbleib nun untersucht werde. Vermutlich habe es schon seit mehreren Jahren überhöhte Rechnungen gegeben, mittlerweile seien jedoch bessere Prüfmechanismen eingeführt worden.
Auf beiden Seiten existiert Experten zufolge eine Art Schwarze Liste: Arabische Botschaften tauschen untereinander Informationen über Kliniken mit auffallend hohen Rechnungen aus, umgekehrt tauschen auch Krankenhäuser untereinander Informationen über Botschaften aus, die Übernahmeerklärungen abgegeben, aber nicht bezahlt haben.
Im Vergleich zu den anderen Golfstaaten blieben die Zahlen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten 2017 noch relativ stabil. 2018 ist die Tendenz allerdings auch bei den Emiratis abnehmend, was jedoch erst im nächsten Jahr ausgewertet wird.
Die meisten Fälle, die aus den VAE zur Behandlung in Deutschland verschickt werden, sind Patienten mit schweren Verletzungen infolge von Verkehrsunfällen, Kinder mit körperlichen Missbildungen oder Behinderungen, Krebspatienten sowie Rehabilitationspatienten.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) äußert sich nicht zu der Entwicklung. Das Ministerium verweist auf die Selbstverwaltung der Krankenhäuser und die Zuständigkeit der Bundesländer. Der Bund sei nicht involviert.
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