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Putin bezeichnet Muslime als wichtigen Teil der russischen Gesellschaft

Berlin (ots)

In den sozialen Netzwerken wird wieder eine angebliche Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin verbreitet. Russland brauche keine muslimischen Minderheiten, soll Putin vor begeisterten Duma-Abgeordneten gesagt haben. Der in deutscher Sprache verbreitete Text findet in den Kommentaren auf Facebook starken Zuspruch. (http://dpaq.de/tVeYG)

BEWERTUNG: Es gibt im Digitalarchiv des Kreml und in der russischen Öffentlichkeit keinen Beleg dafür, dass diese Rede von Putin stammt. Zudem steht der Inhalt im klaren Widerspruch zu Putins Religionspolitik. Der Kremlchef hebt immer wieder die Bedeutung der muslimischen Gemeinschaft in Russland hervor.

FAKTEN: In dem Beitrag wird behauptet, Putin habe sich mit scharfen Worten gegen die Ausübung muslimischen Lebens in Russland gewandt. «Russland braucht keine muslimischen Minderheiten», heißt es in dem auf Deutsch verbreiteten Text. Außerdem wird der Kremlchef mit den Worten zitiert, dass «muslimische Minderheiten keine Russen sind». Politiker der Duma hätten Putin für diese Rede minutenlang stehend applaudiert.

Ein Auftritt vor der Duma zählt in Russland zu den hochoffiziellen Terminen des Kremlchefs. Nach Angaben der Kremlverwaltung sind sämtliche öffentlichen Reden und Äußerungen Putins seit dem 31. Dezember 1999 unter http://kremlin.ru/events/president gespeichert. Es findet sich aber in diesem Archiv keine Rede mit den genannten Inhalten.

Hätte Putin diese Rede mit den islam-feindlichen Äußerungen tatsächlich vor Duma-Abgeordneten gehalten, so wäre dies in der russischen Öffentlichkeit bekannt geworden. Die zentralen Zitate «Lebt wie Russen in Russland» und «Russland braucht keine muslimischen Minderheiten» mit Bezug zu Putin lassen sich auch bei keinem TV-Sender oder sonstigem Medium in Russland finden.

Tatsächlich hebt der Kremlchef bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Bedeutung und den Wert der muslimischen Gemeinschaft in seinem Land hervor. So lobte er zum Fest des Fastenbrechens am 5. Juli 2016, die muslimische Gemeinschaft leiste einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des gesellschaftlichen und religiösen Lebens. «Diese fruchtbare, vielseitige Tätigkeit wird vom ganzen Volk unterstützt. Sie sichert den gesellschaftlichen Frieden und die Einigkeit im Land», zitiert der Kreml Putin. (http://dpaq.de/N1yoO)

Bei einem Treffen mit islamischen Geistlichen sagte Putin am 25. Januar 2018 in der russischen Stadt Ufa: «Die muslimische Gemeinschaft ist, ohne jeden Zweifel, ein wichtiger Teil des russischen Vielvölkerstaates.» (http://dpaq.de/v5HXT) Im Kreml-Archiv lassen sich diesbezüglich zahlreiche weitere Beispiele finden.

Der islam-feindliche Text wird seit Jahren auf diversen Webseiten und Blogs verbreitet. In manchen Veröffentlichungen wurde als Datum der angeblichen Rede in der Staatsduma in Moskau der 4. Februar oder der 4. August 2013 angegeben.

Für beide Tage ist im Kreml-Archiv kein Putin-Termin mit Duma-Abgeordneten verzeichnet. Am 4. Februar 2013 hielt sich der Präsident nachweislich im 1600 Kilometer entfernten Sotschi auf. (http://dpaq.de/1IU9i) Am 4. August, einem Sonntag, war ein schriftliches Grußwort Putins zum «Tag des Eisenbahners» der einzige Termin im Kalender. (http://dpaq.de/v5HXT)

In der Vergangenheit haben auch die Faktencheck-Seiten «Snopes» (2014) und «Mimikama» (2018) die angebliche Islam-Rede Putins überprüft. Ihr Urteil ist ebenfalls eindeutig: Es gibt keinen Beweis dafür.

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Links:

Facebook-Post: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=474674269998097&set=a.118714592260735&type=3&theater (archiviert: http://dpaq.de/tVeYG)

Erklärung Putins zum Fest des Fastenbrechens 2016: http://dpaq.de/N1yoO (archiviert: http://dpaq.de/b1C3N)

Rede in Ufa 2018: http://dpaq.de/45gmY (archiviert: http://dpaq.de/pFP3R)

Putins öffentliche Auftritte am 4. Februar 2013, Kreml-Archiv: http://dpaq.de/1IU9i

Putins öffentliche Auftritte am 4. August 2013, Kreml-Archiv: http://dpaq.de/v5HXT

Faktencheck bei Snopes.com: http://dpaq.de/7SDXX

Faktencheck bei Mimikama.at: http://dpaq.de/H0fSF

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

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