EU-Erweiterung bringt mehr Kernenergie
Berlin (ots)
Fünf der zehn Staaten, die am 1. Mai der Europäischen Union (EU) beitreten, nutzen die Kernenergie. Darauf weist das Deutsche Atomforum e. V. (DAtF) aus aktuellem Anlass hin. Die betreffenden Länder sind infolge fehlender oder geringer eigener Energieressourcen zum Teil in hohem Maße auf die Kernenergie angewiesen. Aus diesem Grund haben alle fünf Länder erklärt, dass sie ihre nukleare Kompetenz mittel- und langfristig erhalten wollen.
In Litauen, der Slowakischen Republik, Slowenien, der Tschechischen Republik und Ungarn werden gegenwärtig insgesamt 19 Reaktoren überwiegend russischer Bauart betrieben. Die Blöcke russischer Bauart wiesen ursprünglich zum Teil erhebliche Sicherheitsdefizite auf. Mit großer internationaler Unterstützung - hieran haben sich auch Industrie und Experten aus Deutschland beteiligt - wurden seit 1992 umfangreiche Programme zur Modernisierung der Blöcke durchgeführt, um sie auf ein Sicherheitsniveau nachzurüsten, das dem internationalen Niveau für Reaktoren der gleichen Generation entspricht.
Die Europäische Kommission hat im Zuge der Beitrittsverhandlungen einen längerfristigen Betrieb bestimmter Anlagen abgelehnt. So sollen in Litauen auf Drängen der EU beide Blöcke des einzigen Kernkraftwerks Ignalina 2005 bzw. 2009 abgeschaltet werden. Der Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung liegt in Litauen derzeit bei rund 81 Prozent. Daher wird im Parlament darüber diskutiert, ob nicht in neuen Gesprächen mit der EU eine Verlängerung der Laufzeiten durchgesetzt werden kann, da untragbare Lasten für die Volkswirtschaft des Landes befürchtet werden. Darüber hinaus ist als Ersatz ein neues Kernkraftwerk geplant.
Auch in der Slowakischen Republik sollen auf Drängen der EU zwei Reaktoren 2006 bzw. 2008 abgeschaltet werden. Die Slowakische Republik verfügt allerdings noch über vier weitere Reaktoren und zwei Blöcke befinden sich im Bau.
Slowenien bezieht 39 Prozent seines Stroms aus dem Kernkraftwerk Krsko. Das Kraftwerk wird gemeinsam mit dem Nachbarland Kroatien genutzt.
Die Tschechische Republik verfügt über insgesamt sechs Reaktoren. Das Kernkraftwerk Temelin ist erst vor kurzer Zeit mit beiden Blöcken in Betrieb gegangen. Mit dem Bau der beiden Druckwasserreaktoren russischen Typs wurde bereits vor dem Fall des Eisernen Vorhangs begonnen. Im weiteren Verlauf erfolgten jedoch zahlreiche Verbesserungen im sicherheitstechnischen Bereich - vor allem durch westliche Firmen.
Ungarn deckt etwa 33 Prozent seines Strombedarfs durch Kernenergie. Das Kernkraftwerk Paks verfügt über vier Blöcke und ist ebenfalls umfangreich technisch ertüchtigt worden.
Mit dem Beitritt der neuen Staaten erhöht sich die Zahl der Kernenergie betreibenden Länder in der EU von bisher acht auf 13. Die Kernenergie bleibt somit auch zukünftig eine der wichtigsten Stromquellen in der Union. In der EU-15 betrug der Anteil der Kernenergie an der Gesamtstromerzeugung im Jahr 2003 rund 35 Prozent. Durch den Einsatz der Kernkraftwerke wird jedes Jahr in den bisher 15 EU-Staaten der Ausstoß von etwa 400 Millionen Tonnen CO2 vermieden. Das entspricht annähernd den gesamten jährlichen CO2-Emissionen aller PKW in diesen Ländern.
Das DAtF sieht in der Nutzung der Kernenergie eine der effektivsten und kostengünstigsten Methoden, gleichzeitig den Klimaschutz zu fördern und die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Dies ist besonders vor dem Hintergrund der zu erwartenden Zunahme der Energieimportabhängigkeit der Europäischen Union von großer Bedeutung. Das Grünbuch der EU-Kommission zur Energieversorgungssicherheit und die jüngste Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zur Kernenergie teilen diese Auffassung.
Hinweis an Redaktionen:
Eine Übersicht zur Kernenergienutzung (Stand: 2003) in den neuen Beitrittstaaten zum 1. Mai 2004 und die Grafik "EU-25: 13 Staaten nutzen Kernenergie" sind im Internet abrufbar: http://www.atomforum.de/d/pressemitteilungen.cfm
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