Globale Befragung: Mit diesen Herausforderungen haben Unternehmen 2022 gerechnet
Krieg war keine Projektion
Globale Befragung: Mit diesen Herausforderungen haben Unternehmen 2022 gerechnet / Krieg war keine Projektion
Schon vor Beginn des Ukraine-Krieges haben Unternehmen weltweit steigende Energiepreise als das größte wirtschaftliche Problem identifiziert. Das gaben fast 1.200 von 3.300 befragten Unternehmen an (36 Prozent). Zweitgrößte Sorge von Unternehmenschefinnen und -chefs: Inflation (32 Prozent). Diese und andere mögliche Krisen haben Unternehmen 2022 auf sich zukommen sehen. Mit Krieg hatten sie nicht gerechnet. Das ist das Ergebnis des aktuellen Resilience Barometers 2022, in dem die Unternehmensberatung FTI Consulting Unternehmen aus den G20-Staaten befragt hat.
- Die Reaktion auf die Klima-Krise und Angriffe im Cyber-Space bereiten vielen Unternehmen Sorgen
- Inflation wurde von weniger deutschen als internationalen Unternehmen als großes Problem identifziert
- Mit diesen Maßnahmen hatten Unternehmen Vorkehrungen getroffen
„Einen Krieg hatte zum Zeitpunkt der Befragung noch niemand vor Augen“, sagt Karsten Schulze, Vorstand von FTI-Andersch, der auf Restrukturierung, Business Transformation und Transaktionen spezialisierten Beratungseinheit von FTI Consulting in Deutschland. „Nun verstärkt der Krieg jedoch die Krisen-Szenarien, die Unternehmen schon im Vorfeld für das laufende Jahr prognostiziert hatten.“
Dazu zählen unter anderem weltweit: die Unfähigkeit von Volkswirtschaften, der Klimakrise schnell und entschieden zu begegnen (26 Prozent), Cyber-Attacken auf Unternehmen und Institutionen (24 Prozent), Export erschwerende Maßnahmen wie Sanktionen und Zölle (23 Prozent) und eine mögliche Eskalation der Beziehungen zwischen den USA und China (23 Prozent). Die größte Sorge deutscher Unternehmen waren auch vor dem Krieg steigende Energiepreise (37 Prozent). Inflation hatten dagegen nur 24 Prozent der deutschen Befragten im Fokus (Vergleich weltweit: 32 Prozent).
„Ebenfalls ganz vorn auf der Liste der Herausforderungen für Unternehmen: dysfunktionale Lieferketten und fehlende Arbeitskräfte“, sagt Karsten Schulze. „Was einem Teil der Wirtschaft gerade hilft: Zum einen sind diese Szenarien bereits vor dem Ukrainekrieg identifiziert worden und waren damit auf dem Radar der Unternehmen. Zum anderen haben viele deutsche Unternehmen in der letzten Krise gelernt, deutlich entschiedener und rascher mit drastischen Veränderungen umzugehen. Ich beobachte, dass viele Unternehmen und Unternehmer sehr entschieden wichtige Entscheidungen in dieser neuen Krise fällen. Viele haben noch zu Beginn der Corona-Pandemie deutlich zögerlicher agiert.“ Eine Analyse dazu, was insbesondere deutsche Familien-Unternehmen in der Corona-Pandemie im Umgang mit Krisen gelernt haben, hat FTI-Andersch 2022 zusammen mit der WHU Otto Beisheim School of Management veröffentlicht.*
Größter Anteil hat sich auf Cyber-Attacken vorbereitet
Die wichtigsten Maßnahmen, in die Unternehmen investiert haben, um mit Krisen umzugehen: Cyber-Abwehr (44 Prozent), Maßnahmen gegen Betriebsunterbrechungen (‚Business Continuity Management‘, 43 Prozent), Krisen-Identifikation und -Vorbereitung (42 Prozent), Vorbereitung der Unternehmensleitung auf künftige Krisen (40 Prozent) und reguläre Checks der Lieferkette (37 Prozent).
„Die Gefahr von Cyber-Angriffen hat in der Auseinandersetzung mit Russland noch einmal an Bedeutung gewonnen“, sagt Karsten Schulze. Bereits in der Vergangenheit hat mehr als ein Drittel der befragten deutschen Unternehmen (36 Prozent) geistiges Eigentum (Intellectual Property) durch digitale Attacken verloren. 33 Prozent wurden Kundendaten gestohlen, 30 Prozent Informationen über Dritte. Die aus eigener Sicht größten Schwachstellen: das Nutzen von nicht autorisierten und nicht sicheren Endgeräten durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (33 Prozent), Angriffe im Zuge von Remote-Arbeit, Angriffe von Drittstaaten und böswilliger Insider (jeweils 30 Prozent).
„Keine Analyse von Risiko-Szenarien kommt heute noch ohne Cybersicherheit aus“, sagt Karsten Schulze. „Gerade wenn in ohnehin schwierigen Phasen für ein Unternehmen noch digitale Angriffe hinzukommen, kann es schnell die Existenz bedrohen. Allerdings ist zu konstatieren: Die hier aufgezeigten Daten wurden alle vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine erhoben. Wir stellen fest, dass Unternehmen sich aktuell vor allem auf Energie- und Liefersicherheit konzentrieren. Das ist es, was sie kurzfristig bedroht. Sie sollten die Gefahr aus dem Cyberspace dabei nicht aus den Augen verlieren.“
Fast ein Fünftel der befragten deutschen Unternehmen hatte schon zu Jahresbeginn wirtschaftliche Probleme gemeldet
Trotz Vorbereitung – die erneute Krise erwischt gerade deutsche Unternehmen in einem ohnehin schwierigen Umfeld. „Das kurze, unter anderem mit starken Subventionen herbeigeführte Zwischenhoch im Jahr 2021 kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich deutsche Unternehmen seit dem Jahr 2019 in vielen Industrien sehr schwertun“, sagt Karsten Schulze. „Ohne eine erneute Intervention von staatlicher Seite könnten nun viele so genannte Zombie-Unternehmen ins Wanken geraten.“
Insgesamt waren nur 50 Prozent der befragten deutschen Unternehmen zum Jahresbeginn nach eigener Angabe schon wieder in eine Wachstumsphase eingetreten (vergleiche weltweit: 54 Prozent). 33 Prozent haben angegeben, ohne Wachstum das aktuelle Niveau zu halten (weltweit: 39 Prozent). Fast ein Fünftel (17 Prozent) sah sich größeren wirtschaftlichen Problemen ausgesetzt (weltweit: 7 Prozent).
Karsten Schulze sagt: „Zwar haben zu Jahresbeginn die Wachstumsaussichten überwogen, aber das Stagflations-Szenario bildet sich bereits in den von FTI Consulting erhobenen Zahlen ab. Volkswirtschaftlich wird es mit dem Krieg immer wahrscheinlicher – in einem eher optimistischen Szenario. Gerade Unternehmen, die Szenario-Planung angewendet und damit vorgesorgt haben, werden besser durch 2022 kommen. Alle anderen haben Wettbewerbsnachteile, die sich innerhalb der nächsten Monate materialisieren könnten. Mein Rat: Auch wenn es spät erscheint – jetzt Szenarien antizipieren, jetzt die notwendige Transformation einleiten. Es ist wichtig jetzt Entscheidungen zu treffen. Anstatt in Schockstarre nichts zu tun.“
Über das ‚FTI Resilience Barometer®‘:
FTI Consulting hat weltweit 3.314 Entscheiderinnen und Entscheider aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehrheitlich 100 Mio. bis 3 Mrd. US-Dollar nach aktuellen Trends und Risiken für das eigene Geschäft befragt.
Die vollständige Untersuchung finden Sie hier:
https://ftiresiliencebarometer.com/
* Über die Untersuchung von FTI-Andersch und der WHU:
Der Lehrstuhl für Familienunternehmen der WHU Otto Beisheim School of Management ist der Frage nachgegangen, wie sich deutsche Familienunternehmen in der Corona-Krise bewährt haben.
Die vollständige Untersuchung finden Sie hier:
Über FTI-Andersch:
FTI-Andersch ist eine Unternehmensberatung, die ihre MandantInnen in der Entwicklung und Umsetzung tragfähiger Zukunfts-/Performance- sowie Restrukturierungskonzepte unterstützt. FTI-Andersch begleitet aktiv Unternehmen, die sich mit operativen oder finanzwirtschaftlichen Herausforderungen und Veränderungsprozessen beschäftigen müssen – oder frühzeitig Geschäftsmodell, Organisation und Prozesse zukunftsfähig ausrichten möchten.
Zu den MandantInnen zählen insbesondere mittelständische Unternehmen und Konzerne, die international agieren. FTI-Andersch ist Teil der international FTI-Consulting-Gruppe (NYSE: FCN) mit mehr als 6.700 MitarbeiterInnen.
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