Salem - Kulturlandschaft soll Industrie weichen
Salem (ots)
Die Gemeinde Salem ist überregional und international bekannt, liegen auf ihrem Gebiet doch drei der Top Ten Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele am Bodensee: das Zisterzienserschloss aus dem 12. Jahrhundert beherbergt seit 100 Jahren die renommierte Internatsschule, der Affenberg lockt jährlich über 350.000 Besucher an und auch der erst 2011 umgebaute Naturerlebnispark am Schlosssee erfreut sich steigender Beliebtheit bei Jung und Alt. Doch der fortzuschreibende Regionalplan sieht für Salem eine Zuweisung von über 27 Hektar Gewerbe vor, Salem soll ein regionaler Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe werden und zum Unterzentrum hochgestuft.
Wie passt das zusammen? Gar nicht, findet das Aktionsbündnis Grünzug Salem, ein Zusammenschluss aus verschiedenen Vereinen und vielen engagierten Einzelpersonen. Zumal die Flächenzuweisung für das neue Gewerbegebiet die zweitgrößte im gesamten Bodenseekreis darstellt und eine Erweiterung um 70 % bedeutet. Dass für das Gewerbegebiet auch noch der geschützte Grünzug geopfert werden soll, sei unverantwortlich gegenüber den nachfolgenden Generationen, meint Munira Jutta Saarmann, die als Sprecherin für das Bündnis fungiert. Denn der Grünzug hat die besten landwirtschaftlichen Böden und ist für die Durchlüftung des Salemer Tals sowie als Regen- und CO2-Speicher von essenzieller Bedeutung - sonst hätte er im Regionalplan von 1995 auch nicht den Schutzstatus erhalten.
Das Aktionsbündnis Grünzug Salem hat Bürgermeister Manfred Härle bereits bei der ersten Sitzung des Gemeinderates zu dem Thema Ende September 1.375 Unterschriften von Salemer Bürgerinnen und Bürgern übergeben, die sich gegen die Pläne des Regionalverbandes ausgesprochen haben. Karl Roth vom örtlichen BUND forderte Härle und den Gemeinderat auf, im Sinne von "Salem für Future" eine klare Stellungnahme für den Erhalt des geschützten Grünzugs und gegen den Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe abzugeben. Über die Anträge der Fraktionen soll in der Sitzung am 22.10.2019 abgestimmt werden.
Nur drei Tage später endet auch die Frist für Einwände beim Regionalverband Bodensee-Oberschwaben. Hier können auch Einwohnerinnen und Einwohner anderer Gemeinden Einspruch einlegen. Vor allem, weil Salem nicht an eine Bundesstraße angebunden ist und der zusätzliche LKW-Verkehr durch die umliegenden Dörfer rollen wird, sind nun die benachbarten Gemeinden aufgerufen, sich zu positionieren. Das Aktionsbündnis hat seine Unterschriftenaktion ausgeweitet sowie unter https://weact.campact.de/petitions/stoppt-den-flachenfrass eine Online-Petition eingerichtet. Insgesamt konnten die Salemer schon mehr als 600 weitere Unterschriften für den Erhalt des Grünzugs sammeln. Das Aktionsbündnis hofft, damit auch Verbandsdirektor Wilfried Franke zu einem Einlenken zu bewegen.
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