Menschenrechte in Deutschland: Wie viele Femizide noch?
Union deutscher Zonta Clubs wartet auf Antwort aus dem Kanzleramt
Berlin (ots)
Mehr als vier Wochen sind vergangen, seit die Union deutscher Zonta Clubs (UdZC) im Rahmen der diesjährigen Zonta Says NO- Aktionen einen offenen Brief an Bundeskanzler Scholz richtete: Die in der Istanbul-Konvention benannte und seit Februar 2018 in Deutschland gesetzlich geforderte zentrale Koordinierungsstelle zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen sei endlich einzurichten. "Diese Forderung ist auch Bestandteil des Koalitionsvertrags - und sie ist noch immer nicht erfüllt", sagt UdZC-Präsidentin Katja Kamphans.
Erst seit das Bundeskriminalamt die Fälle in einer gesonderten Statistik erfasst wird deutlich: Jeden dritten Tag endet geschlechtsspezifische Gewalt auch in Deutschland für eine Frau tödlich. Die Ende November veröffentlichten Zahlen der zur Strafanzeige gebrachten Fälle von Partnerschaftsgewalt weisen trotz eines leichten Rückgangs von 2020 auf 2021 eine seit Jahren steigende Tendenz aus. Eine länderübergreifende Präventionsstrategie, die den Fokus auch auf eine flächendeckende Täterarbeit legt, halten Expertinnen und Experten daher für zwingend erforderlich. Doch eine solche ist bis heute nicht in Sicht.
Wir rennen gegen unsichtbare Wände an
Mit nur einer Personalstelle plant der Bund derzeit den Aufbau der von der Monitoring-Gruppe GREVIO angemahnten zentralen Koordinierung zur Umsetzung der Istanbul-Konvention. Zum Vergleich: Spanien hat dafür 39 Stellen geschaffen. Für Projekte des Gewaltschutzes und der Prävention sieht der Bundeshaushalt im kommenden Jahr fünf Millionen Euro an Zuschüssen vor. "Dies wird der Größe der Aufgabe nicht gerecht. Die Zahl von 113 Femiziden allein im Jahr 2021 zeigt, wie dringend wir eine bundesweite Strategie brauchen, die das Bildungs- und das Gesundheitswesen systematisch einbezieht", stellt UdZC-Präsidentin Katja Kamphans fest. Eine Antwort aus dem Kanzleramt auf den offenen Brief der Union deutscher Zonta Clubs steht noch aus.
Es beginnt mit dem, was Frauen und Mädchen täglich erfahren
"Partnerschaftsgewalt wird noch immer als Randphänomen missverstanden, als etwas, das hinter verschlossenen Türen im häuslichen Umfeld und vor allem in sozialen Brennpunkten stattfindet. Das ist ein gefährlicher Irrtum", sagt Monika Schröttle, Leiterin der Forschungs- und Beobachtungsstelle Geschlecht, Gewalt, Menschenrechte (FOBES) am Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (IfeS). "Gewalt gegen Frauen wird von Männern aus allen Bildungs- und Sozialschichten verübt. Es geht um Macht und Kontrolle gegenüber Frauen."
Das weiß auch Svenja Beck. Die 37-jährige Steuerfachfrau und zweifache Mutter hat nach Jahren in einer gewaltvollen Beziehung nur knapp einen Tötungsversuch durch ihren Ex-Partner überlebt. Sie gründete daraufhin eine Selbsthilfegruppe und in diesem Jahr den Selbsthilfeverein "T.o.B.e Toxische Beziehungen überwinden". Seither ist sie eine gefragte Rednerin: "Ich erlebe noch immer, dass viele, die mir zuhören, denken: Schlimm! Aber das betrifft mich nicht." Dabei beginnt es mit dem, was Frauen und Mädchen tagtäglich erfahren müssen: "Von Alltagssexismus bis Femizid haben wir es nach wie vor mit patriarchalen Machtansprüchen und ihrer Durchsetzung zu tun", sagt Schröttle. Das sei die Haltung, die jeden dritten Tag eine Frau mit ihrem Leben bezahlt.
Weitere Informationen
Der offene Brief an Bundeskanzler Scholz
Zahlen und Fakten Zonta Says NO 2022
Mehr zu Zonta Says NO 2022 finden Sie unter www.zontasaysno.de.
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Karin Lange
Pressesprecherin der Union deutscher Zonta Clubs
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