Kimberley-Prozess
Schöne Worte zu schmutzigen Steinen /
Hilfsorganisationen kritisieren Diamanten-Industrie
Frankfurt am Main (ots)
Auf heftigen Protest stößt die Weigerung der Diamanten-Industrie, unabhängige Kontrollen über die Herkunft der Diamanten zuzulassen. Ein internationales Netzwerk aus Hilfsorganisationen und Expertenteams, die seit mehreren Jahren öffentlich gegen den illegalen Handel von Kriegsdiamanten auftreten, kritisiert die Ankündigung der Diamantenindustrie, lediglich eine "freiwillige Selbstregulierung" bei Konfliktdiamanten zuzulassen. Anne Jung, Mitarbeiterin der Frankfurter Hilfsorganisation medico international, die Teil dieses Netzwerkes ist, bezeichnete die Pläne der Industrie als "zahnlosen Tiger". "Bleibt es dabei, dass die Diamantenindustrie jede Form von unabhängigen Kontroll- und Verifizierungsmechanismen ablehnt, dann sind alle öffentlichen Beteuerungen von de Beers und anderen lediglich PR-Maßnahmen für die besorgte Kundschaft."
Seit drei Jahren haben sich medico international und andere europäische Hilfsorganisationen in der Kampagne "Fatal Transactions" zusammengeschlossen, um den illegalen Diamantenhandel zu bekämpfen. Seit die Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen in der europäischen und nordamerikanischen Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht haben, dass mit Diamanten Bürgerkriege finanziert werden, steht die Diamantenindustrie unter erheblichem öffentlichen Druck. "Denn wer will schon für viel Geld Steine kaufen", so Frau Jung, "mit deren Erlös schmutzige Kriege finanziert werden."
Seit die UNO 1998 ein Embargo über Konfliktdiamanten verhängt und die internationale Kampagne das Thema in die Öffentlichkeit getragen hat, ist im vergangen Jahr der Handel erheblich zurückgegangen. Noch immer aber versuchen Warlords sich den Zugang zu den Ressourcen zu sichern, um die Steine dann zu Geld zu machen, wenn das Thema aus der Öffentlichkeit verschwunden ist. Deshalb, so medico international, sei eine unabhängige Kontrolle des Diamantenhandels unerlässlich.
Am 5. November tagen die Diamantenindustrie und Vertreter von 40 Ländern im Rahmen des Kimberley-Prozesses in Interlaken in der Schweiz, um ein Abkommen über Kontrollmechanismen gegen den illegalen Handel mit Konfliktdiamanten zu verabschieden. Dieses Abkommen müsse, so die medico-Mitarbeiterin, nicht nur die unabhängige Kontrolle sicher stellen, sondern klare Sanktionen bei Verletzung des Embargos formulieren.
Nicht-zertifizierte Diamanten machen 4 bis 20 Prozent des Welthandels aus. Der Kampf um den Zugang zu wertvollen Rohstoffen wie Diamanten oder Öl ist eine der Ursachen für die jahrelangen Kriege in Afrika und anderen Regionen der Erde, die laut World-Watch Institut in den 90er Jahren 20 Millionen von Menschen das Leben gekostet haben.
Für weitere Informationen und Interviewwünsche stehen zur Verfügung:
Anne Jung, Campaignerin "Kriegsdiamanten": 069 9443827, 01791230719 Jung@medico.de
Katja Maurer, Pressesprecherin: 069 94438 27, 01711221261 Maurer@medico.de
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