Der Kult mit der Bräune
München (ots)
Immer braungebrannt, schick und sexy? Millionen Deutsche rennen jetzt zum Vorbräunen in die Sonnenstudios und baden in den Kunststoff-Sandwichs. Herstellerverbände meinen, das künstliche UV-Licht habe positive Wirkung auf das Immunsystem, die Gesundheit und Fitness. Es bringe die Hormone auf Hochtouren und könne gar Sexualprobleme lösen. Ganz anders sehen das Mediziner und Strahlenschutzexperten. Eva Kalbheim-Gapp von der Deutschen Krebshilfe hält viele Argumente der Solariumbranche für pure Augenwischerei. "Was den Erholungswert angeht, bringt ein 20-Minutenschlaf sicher genauso viel", sagte sie gegenüber Netdoktor.de.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) warnt, die Bräunungen in Solarien erhöhten in jedem Fall das Risiko, an Krebs zu erkranken. Eine TÜV-Pflicht für Anlagenbetreiber lehnt das BfS ab. "Unsere Bedenken und Warnungen würden durch ein TÜV-Siegel verwässert. Denn: Klebt die Plakette erst einmal auf den Geräten, glaubt der Verbraucher, es sei alles in Ordnung," sagte Gabriele Vlcek vom BfS.
Wer trotzdem ins Solarium geht, pokert um die eigene Gesundheit, denn die Grillbänke sind oft miserabel gewartet und Gesetze lassen auf sich warten. Die Deutschen wollen in den Kunststoff-Toastern nur eines: "Schnell braun werden für fünf Mark", meint Peter Suxdorf von der TÜV Rheinland Product Safety GmbH in Berlin im Netdoktor-Interview. Qualität? - Nebensache.
Doch vielleicht wandeln sich die Schönheitsideale und die vornehme Blässe gilt bald wieder als attraktiv? In Australien und den USA hat das Umdenken dank Ozonloch jedenfalls schon eingesetzt: Hersteller von Sonnenmilch werben nicht mehr mit schokoladebraunen Menschen, wie noch auf Werbeplakaten der 70er Jahre. Stattdessen zieren blasse Models die Anzeigen.
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