Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung DIVA
DIVA-Studie: Mehrheit der Aktiensparer kann sich mit Aktienrente anfreunden
Marburg/Frankfurt (ots)
- Kompetenzen des Staates als Geldanleger werden ambivalent beurteilt
- Sorge vor Zweckentfremdung der Mittel ist erheblich
Der Koalitionsvertrag der Ampel sieht zur Stärkung der gesetzlichen Rente einen Einstieg in aktienbasierte Finanzierungsformen vor. Die Initiative ist der FDP zuzurechnen, die das Vorhaben unter dem Begriff "Aktienrente" erstmals in die politische Diskussiuon eingebracht hat. Vorbilder sind die großen Altersvorsorgefonds in Schweden und Norwegen.
Doch das Projekt scheint ins Stocken geraten zu sein: Die für den Einstieg verabredete Erstbefüllung des Fonds aus Steuermitteln in Höhe von 10 Mrd. Euro findet sich im Haushalt nicht wieder. Dennoch soll die Aktienrente in diesem Jahr kommen, wenn wichtige Fragen wie die Anschlussfinanzierung sowie die Verteilung der Mittel auf zukünftige Rentner beantwortet sind.
Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) hat Bürgerinnen und Bürger befragt, was sie von der Aktienrente halten. Befragt wurden dabei knapp 1.000 Menschen in Deutschland, die selbst bereits aktienbasiert sparen, also mit den Grundmechnismen dieser Form der Vermögensbildung und Altersvorsorge vertraut sind.
Mehrheit der befragten Bürger bewertet die Aktienrente positiv
Das Primärziel der Aktienrente: Die Erträge aus dem Staatsfonds sollen genutzt werden, um die gesetzliche Rente mitzufinanzieren oder Beitragssteigerungen bzw. Leistungskürzungen abzufedern. Über 60 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass eine Aktienrente die gesetzliche Rente stabilisieren wird. Und das, obwohl Teile der Politik Aktien für die gesetzliche Rente gerade wegen ihres Risikos ablehnen.
"Die positive Haltung der Bürger zur Aktienrente legt nahe, dass die meisten Bürger die Grenzen einer rein umlagefinanzierten gesetzlichen Rente längst erkannt haben", sagt Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA.
Geringes Vertrauen in den Staat
Geht es um das Vertrauen in den Staat als Verwalter einer aktienbasierten Rente, kommen jedoch Bedenken auf. 51 Prozent der Geringverdiener mit monatlich weniger als 1.800 EUR Netto-Haushaltseinkommen zweifeln an der Expertise und Erfahrung des Staates als Kapitalanleger (44% bei den mittleren und 47% bei den höheren Einkommensgruppen). "Bei der Umsetzung der Aktienrente dürfte es wichtig sein, professionelle Fondsmanager und Kapitalanleger aus Fondsgesellschaften und Lebensversicherungen mit ihren Erfahrungen und Kompetenzen zu berücksichtigen", sagt Heuser.
Sorge vor Zweckentfremdung der Mittel ist groß
Knapp zwei Drittel der Befragten machen sich zudem Sorgen, dass der Staat die Mittel der Aktienrente zur Finanzierung ganz anderer Projekte nutzt.
"Die Skepsis der Bürger vor Zweckentfremdung und Querfinanzierungen kommt nicht von ungefähr", so Heuser. "Die Aktienrente sollte von Beginn an vor dem Zugriff des Staates geschützt werden, um in der Bevölkerung das notwendige Vertrauen aufzubauen."
Politik sollte das Projekt zügig umsetzen
Insgesamt zeigt sich in der Bevölkerung ein positives Stimmungsbild zur Aktienrente, zumindest bei denjenigen Bürgern, die Erfahrungen mit Aktien haben und deshalb in der Regel das Konzept verstehen. Dr. Helge Lach, Vorsitzender des BDV Bundesverbandes Deutscher Vermögensberater, hat deshalb auch eine klare Forderung an die Ampelkoalition: "Spätestens nach Ablauf dieser Legislaturperiode schnappt die Generationenfalle zu. Die Aktienrente kommt für die Lösung dieses Problems leider viel zu spät. Zukünftige Generationen werden aber dankbar sein, wenn die Politik das Konzept jetzt zügig umsetzt."
Die Ergebnisse basieren auf einer Befragung von 959 volljährigen Bürgerinnen und Bürgern, die bereits mit aktienbasierten Anlagen sparen, und sind Teil einer breiter angelegten Studie zur aktienbasierten Geldanlage. Die Befragten entstammen allen Einkommensgruppen und bilden einen repräsentativen Querschnitt der Besitzer aktienbasierter Anlagen in Deutschland.
Alle Ergebnisse sind auf der Website des DIVA zu finden: www.diva.de
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DIVA - Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung
Das DIVA ist das Forschungsinstitut des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV) und Hochschulinstitut der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW). Geschäftsführender Direktor ist Dr. Helge Lach, zugleich Vorsitzender des BDV; die wissenschaftliche Leitung liegt bei FHDW-Professor Dr. Michael Heuser. Veröffentlichungen des DIVA und weitere Informationen unter www.diva.de.
FHDW - Fachhochschule der Wirtschaft
Die private Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) wurde 1993 gegründet. Sie bietet an fünf Campussen duale und berufsbegleitende Bachelor- und Master-Studiengänge in den Bereichen Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik an. Neben der engen Verzahnung von Theorie und Praxis durch die Kooperation mit rund 550 Unternehmen bietet die FHDW kleine Studiengruppen, intensive Betreuung, effiziente Studienorganisation und attraktive Karrieremöglichkeiten. Im Wintersemester 2021/2022 waren 2.000 Studierende eingeschrieben. Sie werden von 50 Professoren und zahlreichen Lehrbeauftragten betreut. Seit ihrer Gründung hatte die FHDW 8.800 Absolventen. Weitere Informationen unter www.fhdw.de.
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Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor
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