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Gaming-App für Kinder mit Gangproblemen

Gaming-App für Kinder mit Gangproblemen
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Kinder mit Problemen beim Gehen müssen natürliche Bewegungsabläufe mühsam neu lernen. UX Designerin Fabienne Erben entwickelte an der HM eine App für Beinorthesen mit sensibler Sohle, die das Training mit kindgerechten Spielen unterstützt. Gamification soll die intrinsische Motivation der kleinen Patienten fördern und damit ihre Entwicklung und Teilhabe am sozialen Leben.

München, 5. April 2022 – „Setz Dich einmal hin wie ein Frosch und dann strecke Dich ganz hoch wie ein König oder eine Königin!“, so bildlich spricht Fabienne Erben von der Fakultät für Design der HM mit den Kindern, die ihre Gaming-App testen. Hier geht es um das Spiel „Feed the Dino“, bei welchem die Kinder eine virtuelle Banane vom Boden aufheben und einem Dino hinaufreichen sollen. Das trainiert schon recht komplexe Bewegungsabläufe. Die kleinen Adressaten der Anwendung haben aufgrund von Erkrankungen wie Zerebralschäden oder entzündlichem Rheuma oft ganz unterschiedliche Gangprobleme. Gemeinsam ist ihnen, dass sie natürliche Bewegungsanläufe mit aktiven Orthesen am Bein wieder neu lernen müssen. Ein mühsamer Prozess, der ihnen viel Motivation abverlangt.

Aktive Orthesen für Kinder

Das Forschungsvorhaben, das auf Gamification für die Motivationssteigerung der Kinder beim Training setzt, leitet HM-Professor Ulrich Wagner. Das Projekt „Kostengünstige aktive Orthese zur Rehabilitation und Analytik von kindlichen Bewegungsstörungen“ (KORA) entwickelt eine aktive Beinorthese, die mitwachsen kann und kostengünstig aus dem 3D-Drucker kommt. Diese ist mit einer Sohle mit Sensoren versehen, welche die Bewegungsabläufe der Kinder erkennen, aufzeichnen und schließlich Feedback zur Zahl der „richtigen“ Schritte geben kann. Das ist als Rückmeldung zum Trainingsfortschritt für Ärzte, Physiotherapeuten und Eltern wichtig.

Kindgerechte Gaming-App für das Training

Doch Kinder als Nutzer der Trainingsapp benötigen mehr als Zahlen oder Erfolgsstatistiken, um bei dem oft schmerzhaften Training langfristig mitzuarbeiten. Fabienne Erben entwickelte in ihrer Bachelorarbeit deshalb eine Gaming-App, in der sechs Spiele den Patienten kindgerecht Feedback zu ihren Erfolgen geben und Spaß am Training vermitteln. Jedes Spiel übt andere, einfache oder komplexe Bewegungsabläufe ein, die das gesamte Feld möglicher Trainings abstecken. Die Untergliederung der Bewegungsabläufe in unterschiedliche Spiele hat den Vorteil, dass mit wechselnden Spielen auch wechselnde Muskelgruppen trainiert werden.

Nach dem Einloggen und dem Kalibrieren der App auf das Kind durch Betreuer, kommen erste Spieleempfehlungen, welche die Anwendung aus der Analyse oder auch die Betreuenden vorher auswählen. Die breite Altersgruppe von drei bis sechs Jahren ergibt sich aus den Krankheitsbildern. Meist werden Gangprobleme ab dem Alter von drei Jahren erkannt. Die Spiele sind in der Bildsprache und Spielablauf auf diese Altersgruppe ausgelegt. Während die Kinder Zugang zu den Spielen haben, können Eltern via PIN-Code Analysedaten zur Anzahl der „richtigen“ Schritte abrufen, die für den Fortgang des Trainings relevant sind.

UX Design für die Zielgruppe Kinder

Kinder sind keine alltägliche Zielgruppe im User Experience Design (UX Design) im Physiotherapiebereich, das Produkte spezifisch auf die Erfahrungen der Nutzer zuschneidet. Zu klein ist ihr Marktanteil, der Aufwand deshalb wirtschaftlich nicht lohnend. Und Kinder ticken anders: „Sie sind eher über bildliche Sprache zu erreichen und ihre Motivation ist eher intrinsisch, anstatt wie bei Erwachsenen von äußeren Reizen wie einem Belohnungssystem angetrieben“, sagt Erben. Diese Erkenntnisse zog sie aus Gesprächen mit Eltern, Physiotherapeuten, Erziehern sowie Ärzten und den Kindern.

Obwohl Fachliteratur zum UX Design zu Spielen für Kinder existiert, gelangt diese nur selten in die Hände der Praktiker in den Designagenturen. Diese Lücke zwischen Theorie und Praxis möchte Erben mit ihrem kleinen Handbuch zum UX Design für Kinder schließen. Für das Projekt KORA hat sie ihr Ziel bereits erreicht, das haben ihre Tests ergeben: „Den Kindern macht die App Spaß! Mein Ziel ist das, was mir eine heute erwachsene Betroffene erzählte: Dass die Spiele so viel Spaß machen, dass auch gesunde Kinder sie spielen wollen!“ Für das Projekt KORA ist die Gaming-App nach der Hardwareentwicklung ein weiterer Meilenstein. Einer der nächsten Schritte ist die weitere Optimierung der Orthesen.

KORA

Das Projekt „Kostengünstige aktive Orthese zur Rehabilitation und Analytik von

kindlichen Bewegungsstörungen“ (KORA) läuft im Rahmen der “Photonik Forschung Deutschland – Licht mit Zukunft“ im Förderprogramm „Open Photonik Pro“. Gefördert durch das BMBF mit 644.000 Euro arbeitet die Fakultät für angewandte Naturwissenschaften und Mechatronik mit ihren Kooperationspartnern, dem Institut für Rehabilitation, Transition und Palliation von neurologisch kranken Kindern in Salzburg, der Schön Klinik Vogtareuth sowie mit TQ Systems GmbH in Seefeld von 1. April 2021 bis 30. September 2024 an diesem Projekt. Projektträger ist der VDI.

Gerne vermitteln wir einen Interviewtermin mit Fabienne Erben und Prof. Dr. Ulrich Wagner.

Kontakt: Christiane Taddigs-Hirsch, T 089 1265-1911 oder per Mail.

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Die  Hochschule München ist mit rund 500 Professorinnen und Professoren, 750 Lehrbeauftragten und rund 18.000 Studierenden eine der größten Hochschulen Deutschlands. In den Bereichen Technik, Wirtschaft, Sozialwissenschaften und Design bietet sie über 85 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Exzellent vernetzt am Wirtschaftsstandort München, pflegt sie enge Kontakte zur Berufspraxis und engagiert sich in anwendungsbezogener Lehre und Forschung. Die Hochschule München wurde bei EXIST III, IV und EXIST Potentiale als Gründerhochschule ausgezeichnet. Neben Fachkompetenzen vermittelt sie ihren Studierenden unternehmerisches und nachhaltiges Denken und Handeln. Ausgebildet im interdisziplinären Arbeiten und interkulturellen Denken sind ihre Absolventinnen und Absolventen vorbereitet auf eine digital und international vernetzte Arbeitswelt. In Rankings zählen sie zu den Gefragtesten bei Arbeitgebern in ganz Deutschland.