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katho-Ringvorlesung: Gute Kommunikation als Schlüssel zu sexuellem Glück

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Über die Fragen, in welcher Beziehung Sexualität und Kommunikation zueinander stehen und welche Auswirkungen das auf den Menschen hat, diskutierten die Expert_innen am 26. April im zweiten Teil der digitalen Ringvorlesung „Welt im Wandel – Kirche im Stillstand?“ der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho). Sie beleuchteten das Thema „Sexualität als Form von Kommunikation“ aus kirchlicher und medizinischer Perspektive und gaben Einblicke in ihre berufliche Praxis.

„Mit der 1968 veröffentlichten ‚Pillen-Enzyklika‘ Humanae Vitae, dem Verbot künstlicher Verhütungsmittel, hat die Kirche ihre Autorität und Plausibilität verloren“ – mit diesem Kritiker-Zitat und der Erinnerung an den Paukenschlag für die katholische Kirche eröffnete Moderator Prof. Dr. Joachim Windolph die zweite Veranstaltung der digitalen Ringvorlesung. Wie sieht es heute aus? Entspricht die katholische Kirche noch immer ihrem damaligen Ruf, lebensfern und sexualfeindlich zu sein? Hat die Sittenlehre der katholischen Kirche – insbesondere die Sexualmoral – noch eine Normierungskraft für moderne Menschen? Dieser Frage gingen die Referent_innen während der Vorlesung zum Thema „Sexualität als Form von Kommunikation“ nach.

Als „ungeordnet, irregulär oder gar sündhaft“ disqualifizieren die lehramtlich normativen Äußerungen die Themen künstliche Empfängnisverhütung, wiederverheiratete Geschiedene oder gelebte Homosexualität, führte Prof. Dr. Dr. Sautermeister in seinem Vortrag aus. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Moraltheologie und Direktor des Moraltheologischen Seminars an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. „Diese Äußerungen stehen in Spannung oder gar im Widerspruch zum moralisch begründeten Empfinden innerhalb und außerhalb der Kirche.“ Als qualitativ begründete Kritikpunkte nannte er die moralische Nicht-Würdigung gelebter Beziehungswerte wie Liebe, Treue, Verantwortung oder Fürsorge sowie die Unsensibilität gegenüber den diskriminierenden Konsequenzen moralischer Urteile. Sautermeister zeigte auf, dass ein humanwissenschaftliches Verständnis von Sexualität bedeute, dass Sexualität nicht auf „die einzelnen Funktionen wie die verobjektivierende Funktion der Fortpflanzung“ reduziert werden dürfe: „Der integrative Gesamtsinn von Sexualität und ihre Auswirkungen auf allen Dimensionen von Identität sind zu beachten“, betonte er. Die moraltheologische Konsequenz sei die Entwicklung der Sexualmoral zur Beziehungs- und Persönlichkeitsethik. Auf die Frage, inwiefern Sexualität eine Sprache sei, nannte er etwa die Partnerbezogenheit oder Intentionalität als Elemente von Kommunikation, Gestik sowie Berührung als Beispiele für die Leibsprache. Wahrhaftigkeit, Zärtlichkeit oder Partnerbezogenheit deklarierte Sautermeister ergänzend als Prinzipien einer Ethik der sexuellen Kommunikation, die Menschen vor Verletzung schützten und Werte förderten.

Dass sich nicht nur die Welt, sondern auch die Medizin im Wandel befinde, hob Prof. Dr. med. Birgitta Sträter mit Freude hervor. Die Professorin für Sozialmedizin an der katho, Abteilung Köln, war noch vor einem Jahr als Oberärztin in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn tätig und beleuchtete das Vorlesungsthema aus medizinischer Perspektive. Eine positive Entwicklung sieht sie vor allem darin, dass Homosexualität nicht länger als Krankheit gelte, wie es noch bis 1991 im Klassifikationssystem ICD der Weltgesundheitsorganisation stand. „Wir verabschieden uns so langsam von den Begriffen ‚Störung‘ und ‚Krankheit‘ und sprechen von ‚Gesundheit‘.“ Auf die Frage, ob neurobiologische Befunde zur sexuellen Orientierung und zur Geschlechtsidentität vorlägen, kam Sträter zu der Erkenntnis: „Empirische Daten deuten darauf hin, dass es einen signifikanten biologischen Beitrag zur Entwicklung der sexuellen Identität wie auch der sexuellen Orientierung eines Individuums gibt.“ Das zunehmende Wissen über neurobiologische Mechanismen erweitere das Verständnis um die bio-psycho-sozialen wechselseitigen Bedingungen von Sexualität erheblich: „Mehr Wissen führt aber nicht immer zu mehr Akzeptanz“, sagte Sträter. Feststehe, dass sich sexuelle und psychische Gesundheit wechselseitig bedingten: „Jedes Paar braucht eine eigene Kommunikation wie eine Art persönlichen Schatz.“

Von Kommunikationsproblemen in Beziehungen und dessen Konsequenzen berichtete Georg Riesenbeck aus seinem beruflichen Alltag: Der Diplom-Theologe und -Pädagoge ist Leiter der Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen (EFL) in Neuss: „Einem Großteil unserer Klienten fehlt es am Sprachvermögen, über Sexualität zu reden“, sagte Riesenbeck. „Die meisten Probleme sind auf eine Beziehungs- und Bindungsunfähigkeit zurückzuführen, und viele partnerschaftliche Konflikte werden auf sexueller Ebene ausgetragen.“ Das Ziel der Therapie in der Neusser Beratungsstelle sei es, eine angemessene Sprache zu finden und miteinander zu kommunizieren. Denn: „Die Sprachlosigkeit macht den Menschen zu schaffen.“

Die nächsten Termine der Ringvorlesung:

„Sexualisierte Gewalt im Kontext von Kirche“ am 31. Mai 2021

„Worauf es Christ_innen ankommt: Kirche als sozialpolitische Akteurin“ am 28. Juni 2021

Alle interessierten Bürger_innen sind ebenso herzlich eingeladen teilzunehmen – bitte nach kurzer vorheriger Anmeldung mit Angabe des Namens und ggf. der Institution an: weltimwandel@katho-nrw.de.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Ansprechpartner für inhaltliche Fragen:

Professor Dr. Joachim Windolph

j.windolph@katho-nrw.de

Pressekontakt:

Stephanie Gorgs

T: 0221 7757-403

presse@katho-nrw.de

Über die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
Die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) ist mit über 5.100 Studierenden Deutschlands größte staatlich anerkannte Hochschule in kirchlicher Trägerschaft. Träger der 1971 gegründeten Hochschule sind die fünf (Erz-)Bistümer in NRW, refinanziert wird sie zum überwiegenden Teil vom Land. 123 hauptamtlich Lehrende und 279 Lehrbeauftragte unterrichten und forschen in Aachen, Köln, Münster und Paderborn in den Arbeitsgebieten Soziales, Gesundheit und Religionspädagogik. Deutschlandweit ist sie mit ca. 2.500 Studienplätzen die größte Anbieterin für den Studiengang Soziale Arbeit. Die katho ist renommiert in der Forschung von Pflege und Versorgung, Soziale Innovation, Sucht und Suchtprävention, Gesundheit und Soziale Psychiatrie, Gender und Transkulturalität, Bildung und Diversity, Alter und Behinderung, Inklusion und Teilhabe, Netzwerkforschung in der Sozialen Arbeit sowie pastorale Praxisforschung. Die katho kooperiert mit internationalen Universitäten und Praxiseinrichtungen in 37 Ländern.
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