Ausblick: Darum wird die Inflation zurückgehen
Marktkommentar der Openbank
Madrid / Hamburg (ots)
Die ansteigende Inflation ist derzeit eines der bestimmenden Themen an den Finanz- und Kapitalmärkten. Gonzalo Pradas, Head of Wealth Management & Chief Investment Officer bei Openbank, erwartet, dass der Inflationsdruck sich selbst entgegenwirkt und wirft einen Blick auf die derzeit steuernden Kräfte:
Es besteht kein Zweifel, dass die Inflation gegenüber dem derzeitigen Niveau zurückgehen und sich in einem höheren Bereich als in der Vergangenheit einpendeln wird. Die Makroprognose ist unsicher und wird von zwei Kräften gesteuert: Erstens dem Wirtschaftswachstum. Dieses liegt - trotz gegenteiliger Schlagzeilen - über dem historischen Trend und wird es auch bleiben, wenn auch nicht so stark wie in der wirtschaftlichen Erholungsphase nach der COVID-19-Pandemie.
Gleichzeitig ist die Angebotsseite unflexibel: Nachdem der Einkaufsmanager-Index von IHS Markit in der ersten Jahreshälfte 2020 den Rekord für die längsten Lieferfristen erreicht hatte, stieg er kurzfristig und fiel anschließend auf ein bisher nicht gekanntes Niveau zurück. Ohne Zweifel erzeugt dieses Kräftepaar einen Inflationsruck, der zu einem Nachfrageproblem führt.
Wir werden sehen, wie dieser Inflationsdruck sich selbst entgegenwirkt, denn er wird die Nachfrage dämpfen und so die Inflation verringern. In Europa werden die Auswirkungen der Energiekrise ausgeprägter sein als in den USA, wo die wirtschaftliche Entwicklung zu einer erheblichen Lohninflation geführt hat.
Mittel- und langfristig wäre es jedoch unrealistisch zu glauben, dass die Inflation in der gleichen Größenordnung wie in den letzten Jahren liegen wird. Dies liegt daran, dass die Angebotsnormalisierung einige Zeit dauern kann und nicht in der Lage ist, eine zwar sinkende, aber weiterhin hohe Nachfrage zu befriedigen. Gleichzeitig sind die monetären Bedingungen zwar angespannter, aber weiterhin sehr günstig.
Inmitten dessen erreichte der US-Aktienindex S&P 500 Anfang September 2021 einen neuen Höchststand, fiel Anfang Oktober 2021 um -5,81 Prozent auf 4.279,97 Punkte und hat seitdem mit über 4.600 Punkten ein neues Allzeithoch erreicht. Bei Anleihen ergibt sich ein anderes Bild: Die Kurse für Staatsanleihen sind stark gefallen, aber eine Erholung ist bislang nicht zu beobachten.
Die makroökonomischen Aussichten bleiben also ungewiss, aber das Rezept könnte wie folgt lauten: Die Inflation wird sich abschwächen, aber auf einem höheren Niveau stabilisieren. Das Wachstum wird sich weiter positiv entwickeln - wenngleich langsamer als in den letzten Monaten - und die monetären Bedingungen werden zwar angespannter, aber dennoch expansiv sein.
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