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„Das bezahlbare Wohnen sind WIR!“

Am morgigen Sonnabend feiern die Vereinten Nationen und der Internationale Genossenschaftsbund ICA den Internationalen Tag der Genossenschaften. In Schleswig-Holstein und Hamburg bieten 96 Wohnungsbaugenossenschaften rund 250.000 Wohnungen an und sorgen dafür, dass rund 600.000 Menschen zu bezahlbaren Mietpreisen wohnen können.

Kiel/Hamburg. Die Wohnungsgenossenschaften spielen nicht nur bundesweit, sondern auch in Schleswig-Holstein und Hamburg insbesondere beim bezahlbaren Wohnen eine zentrale Rolle und sichern den sozialen Frieden in ihren Quartieren.

„Wir sind die eigentliche Mietpreisbremse und sorgen dafür, dass rund 600.000 Menschen in Hamburg und Schleswig-Holstein ohne Sorgen und preiswert wohnen können“, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung von Sven Auen, Vorstandsvorsitzender des Wohnungsbaugenossenschaften Schleswig-Holstein e.V.*, und Matthias Saß, Vorsitzender des Vereins Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften e.V.*.

„Das Leben in der Wohnung einer Wohnungsgenossenschaft bedeutet mehr als ein Dach über dem Kopf zu haben. Hier wohnt das WIR. Wer in einer Wohnung unserer Genossenschaften lebt, der muss keine Angst haben: Keine Angst vor Luxussanierung. Keine Angst vor einer Kündigung wegen Eigenbedarfs. Keine Angst vor exorbitanten Mietsteigerungen.“

Die monatliche Nettokaltmiete liegt bei im Durchschnitt bei 6,70 Euro (SH) bzw. 7,32 Euro (HH) pro Quadratmeter - und damit erheblich unter dem Wert der örtlichen Mietspiegel. Damit wird deutlich: die Genossenschaften sichern den sozialen Frieden in den Quartieren und investieren beständig in die Stadtentwicklung. Zwischen 2012 und 2024 gaben die Wohnungsbaugenossenschaften in Hamburg und Schleswig-Holstein mehr als fünf Milliarden Euro für die energetische Modernisierung aus.

Erzielung einer Maximalrendite ist kein wirtschaftliches Ziel

Die Erzielung einer Maximalrendite sei nicht das wirtschaftliche Ziel einer Wohnungsgenossenschaft, sondern gutes, bezahlbares und sicheres Wohnen für ihre Bewohnerinnen und Bewohner, heißt es in der Erklärung weiter. „Allerdings sind in den vergangenen Jahren die realen, im Zusammenhang mit dem Wohnen entstandenen Kosten, erheblich gestiegen: Baukosten, Zinsen, Grundstückskosten, Kosten für Unterhalt, Personalkosten. Diese Steigerungen müssen über höhere Nutzungsbeiträge bezahlt werden.“

Genossenschaftsmitglieder seien über ihre Genossenschaftsanteile „Miteigentümer“ ihrer Genossenschaft, der Wohnungsbestand ist Gemeinschaftseigentum. Eine Genossenschaft setzt auf die Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Dabei hat jedes Mitglied eine Stimme, unabhängig von der Zahl der jeweiligen Mitgliedsanteile. Statt Umsatz und Gewinn bildeten Solidarität, gesellschaftliche Verantwortung und demokratische Entscheidungsfindungen die Säulen der Unternehmensethik. „Eine Wohnungsbaugenossenschaft ist somit nicht nur Wirtschaftsunternehmen, sondern vor allem auch Sozialgemeinschaft“, erklären Sven Auen und Matthias Saß.

Klimaschutz ja – aber das bezahlbare Wohnen nicht vergessen

Die Wohnungsgenossenschaften unterstützen ohne Wenn und Aber die Klimaschutzziele Schleswig-Holsteins und Hamburgs. Sie treiben den klimagerechten Umbau ihrer Bestände voran. So fließt ein erheblicher Teil der im vergangenen Jahr getätigten Investitionen in die Nachhaltigkeit ihrer Wohngebäude.

„Allerdings verstehen wir uns auch als Interessenvertreter von Menschen mit wenig oder geringem Einkommen. Klimaschutz, der auf dem Rücken dieser Menschen umgesetzt wird, wird nicht funktionieren und Widerstand provozieren. Das hat die Debatte über den Austausch von Heizungen bewiesen.“

Die Bezahlbarkeit des Wohnens sei eine der wichtigen sozialen Fragen unserer Zeit. „In dieser Frage stehen die Wohnungsbaugenossenschaften im Norden fest an der Seite ihrer Mitglieder und fühlen sich der Tradition der genossenschaftlichen Idee verpflichtet, durch freiwillige Kooperation sich gegenseitig zu helfen.“

Mitglied im Verband der sozialen Vermieter

Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), würdigt die Wohnungsgenossenschaften als Garanten des sozialen Friedens in unserem Land. „Während populistische Kräfte die Spaltung unserer Gesellschaft herbeireden, stehen Genossenschaften für Weltoffenheit, Gemeinschaft und Solidarität. Es wäre schön, wenn die Politik die Genossenschaften mehr als bislang unterstützen würde. Der unlängst vorgelegte Gesetzentwurf des Bundesjustizministeriums geht in die richtige Richtung. Gäbe es als Genossenschaft organisierte Wohnungsunternehmen nicht, müsste man sie erfinden.“

———

*Sven Auen ist Vorstandsvorsitzender der WOGE Wohnungs-Genossenschaft Kiel eG.

*Matthias Saß ist Vorstand der Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-Genossenschaft eG in Hamburg.

Geschichtlicher Hintergrund

In Deutschland begründeten neben anderen Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich-Wilhelm Raiffeisen 1847 – unabhängig voneinander – erste Genossenschaftsmodelle. Mit dem ‚Gesetz betreffend die Wirtschafts- und Erwerbsgenossenschaften von 1889‘, kurz Genossenschaftsgesetz, das dank seiner beschränkten persönlichen Haftung die Gründung von Genossenschaften beförderte, gründeten sich in Deutschland Baugenossenschaften.

Rasch zeigte sich der Erfolg dieses Modells, und die Zahl der Baugenossenschaften wuchs innerhalb kurzer Zeit: von 38 im Jahr 1889 auf 1.402 im Jahr 1914. Die Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-Genossenschaft eG wurde 1875 gegründet und gilt als die älteste Wohnungsgenossenschaft in Deutschland. Die WOGE Wohnungs-Genossenschaft Kiel eG wurde im Jahr 1926 als Postbauverein Kiel eG gegründet und wurde 1996 in ihren heutigen Namen umbenannt.

Die genossenschaftliche Idee „Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele“ hat sich in den vergangenen Jahrzehnten bewährt: selbst in den dunkelsten Stunden Deutschlands oder in Zeiten des Wiederaufbaus. Gutes und sicheres Wohnen ist heute genauso wichtig wie zur Gründungszeit der Genossenschaften.

Derzeit gibt es in Deutschland rund 2.000 Wohnungsgenossenschaften, die 2,2 Millionen Wohnungen vermieten. Zugleich sind sie Arbeitgeber, Ausbilder und dank ihrer umfangreichen Instandhaltungs-, Modernisierungs- und Neubauarbeiten gerade in ländlichen Regionen ein wichtiger wirtschaftlicher Anker.

Bei den Wohnungsgenossenschaften werden unternehmerischen Entscheidungen nicht unter Renditevorgaben, sondern zum Wohle ihrer Mitglieder getroffen. Durch ihre nachhaltige Wirtschaftsweise erzielen die Wohnungsgenossenschaften positive Effekte für die gesamte Gesellschaft. Sie haben sich gerade in den vergangenen Jahren als krisen- und insolvenzfest erwiesen und sind ein Vorbild für viele Wirtschaftsbereiche. Die Genossenschaftsidee wurde 2016 von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit ernannt.

05/07/2024

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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