Minen und Streubomben - Einsatz im Libanon?
München (ots)
Handicap International befürchtet, dass im aktuellen Konflikt zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah im Libanon auch Anti-Personen-Minen und Streumunition zum Einsatz kommen. Dies hätte verheerende langjährige Konsequenzen für die Zivilbevölkerung, die sowieso massiv unter den erneuten Aggressionen leidet. Der Südlibanon ist bereits aus vergangenen Kämpfen von Minen und Blindgängern, besonders aus Streumunition betroffen. Diese explosiven Kriegsreste verursachen seither regelmäßig schwere Unfälle - 75% der Opfer sind Zivilisten, 19 % davon Kinder.
Laut Landmine-Monitor, dem jährlichen Bericht der Internationalen Landminenkampagne, wurden die zahlreichen Anti-Personen-Minen im Südlibanon sowohl von der israelischen Armee als auch von libanesischen bewaffneten Gruppen eingesetzt. Anti-Personen-Minen sind zwar für über 150 Staaten der Welt durch das Abkommen von Ottawa verboten. Doch dieses Abkommen kann nur von offiziellen Regierungen unterschrieben werden, und auch die Regierung Israels gehört nicht zu den Unterzeichnern.
Im Kontext der aktuellen Gewalteskalation im Libanon können wir nun libanesischen Medien beunruhigende Hinweise darauf entnehmen, dass erneut auch Streumunition zum Einsatz kommt: Augenzeugen berichten, dass bei den Angriffen der letzten Tage im Südlibanon, besonders in den südlichen Vorstädten Beiruts, Streumunition verwendet wurde. In offiziellen Ankündigungen hat sich die israelische Regierung bereits das Recht auf den Einsatz von Streumunition im Rahmen der aktuellen Intervention vorbehalten. Inzwischen berichten amerikanische Medien, dass auch die Hisbollah vermutlich über Streumunition verfügt.
Seit den 50er-Jahren wurde Streumunition von 13 Staaten eingesetzt, einer dieser Staaten ist Israel. Streubomben wurden auch massiv in den Kriegen der letzten Jahre - im Kosovo, in Afghanistan und im Irak - eingesetzt und haben in diesen Ländern langjährige verheerende Folgen hinterlassen. Es handelt sich bei diesen Waffen um kleine Geschosse, die in der Regel zu Hunderten aus großen Behältern abgeworfen werden. Da sie sich ungezielt über große Flächen verteilen, verstoßen sie gegen Humanitäres Recht, das für kriegerische Angriffe die Unterscheidung von militärischen und zivilen Zielen fordert.
Dazu kommt, dass bis zu 30% der Streumunition nicht sofort explodiert und deshalb ähnlich wie Anti-Personen-Minen auch nach dem Krieg noch eine tödliche Bedrohung für die Zivilbevölkerung bedeuten. Deshalb engagieren sich die Organisationen der internationalen Kampagne gegen Landminen seit einigen Jahren auch in der Cluster Munition Coalition für ein Verbot von Streumunition. "Für Handicap International ist ein Verbot dieser Waffen ein besonderes Anliegen, da wir in unseren Projekten zur Räumung von Streumunition und zur Versorgung der Opfer die verheerenden Auswirkungen direkt erfahren", erläutert François De Keersmaeker, Geschäftsführer von Handicap International Deutschland. Durch das intensive Engagement gegen diese Waffen wurde im Februar 2006 ein großer Erfolg erzielt, indem Belgien als erstes Land der Welt Streumunition verboten hat.
Pressekontakt:
François De Keersmaeker 089-54 76 06-0, 0177-55 63 555,
www.handicap-international.de, www.streubomben.de
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