VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.
VDI fordert Politik zum Handeln auf und bietet eigene Beratung der
Schulen an
Deutsche Schulen bei technischer Bildung weit
abgeschlagen
Berlin (ots)
"Deutschland hat bei der Vermittlung technischer Bildung erheblichen Nachholbedarf", erläuterte Prof. Hans Schulte, Vorsitzender des Bereiches Technik und Bildung im VDI, heute auf dem VDI-Politik-Dialog "Technische Bildung in die Schule!" in Berlin. "Technikunterricht findet in deutschen Schulen kaum statt", so Schulte. Deswegen standen heute bildungspolitische Lösungsansätze im Mittelpunkt der Veranstaltung. Die alarmierenden Ergebnisse der PISA-Studie 2000 hat der VDI zum Anlass genommen, das Bildungsdefizit im Bereich Technik und Naturwissenschaften erneut zu thematisieren und Konzepte zu entwickeln.
Obwohl es in Deutschland deutlich mehr Studienanfänger in technischen als in naturwissenschaftlichen Disziplinen gibt, ist Technikunterricht in den Schulen drastisch unterrepräsentiert. Zahlen belegen dies: 12,3 Prozent der Unterrichtsstunden entfallen auf Naturwissenschaften, auf Technik dagegen nur durchschnittlich vier Prozent. Demgegenüber entschieden sich 15 Prozent der Studienanfänger im Wintersemester 2000/2001 für Ingenieurwissenschaften und nur zehn Prozent für Naturwissenschaften. Auch im europaweiten Vergleich ist der Hochtechnologiestandort Deutschland in Sachen Technikunterricht weit abgeschlagen. So ist beispielsweise in Frankreich und Großbritannien Technikunterricht in den Klassen fünf bis zehn der weiterführenden Schulen Pflichtfach. In Deutschland allerdings ist es häufig nur Wahlfach - und meistens nur in Haupt- und Realschule vertreten. Ein Pflichtfach Technik in Gymnasien gibt es in Deutschland nicht. Dieses Defizit benachteiligt Deutschland nach Auffassung des VDI im internationalen Vergleich grundlegend.
Handlungsbedarf sieht deshalb Prof. Manfred Prenzel, der die PISA-Studie 2003 für Deutschland koordinieren wird: "PISA zeigt, dass unser Bildungssystem in Schieflage geraten ist. Eine gute Ausbildung - auch in Technik - ist Voraussetzung für die Zukunft unserer Gesellschaft und Wirtschaft." "Interessant ist, dass sowohl Schüler als auch Lehrer den technischen Fortschritt als wichtigsten Einflussfaktor auf unsere Zukunft einschätzen", ergänzte Schulte. Einer Allensbach-Umfrage zufolge sehen sie "technischen Fortschritt" mit über 70 Prozent als weit einflussreicher für die Zukunft an als den Umgang mit unserer Umwelt oder die wirtschaftliche Entwicklung.
"Wir müssen endlich aufwachen und handeln", so Schulte. Der VDI bietet mit seiner Initiative "Jugend und Technik" Lehrern und Schülern Beratung für die Durchführung von interessantem Technik-Unterricht an und gibt Hilfen für die Studien- und Berufswahl. Unter der bundesweit zentralen Telefonnummer 0211-62140 können die Angebote kostenlos abgerufen werden. "Mit unserem Angebot ist ein erster Schritt getan, jetzt müssen die Bildungspolitiker ihren Part erledigen - und Technik endlich auf den Lehrplan setzen. PISA hat gezeigt, wo die Alternative hinführt", schloss Schulte.
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