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Subventionierung und Anrechnung der Holzverbrennung als erneuerbare Energie gefährdet deutsche Wälder - entscheidende Abstimmung im Europäischen Parlament (EP)

Brüssel/Berlin (ots)

Umweltorganisationen und Wissenschaftler fordern das Europäische Parlament auf, die Subventionierung der Verbrennung von Waldholz zu stoppen und die Anrechnung von Biomasse auf die Ziele für erneuerbare Energien im Rahmen der EU-Richtlinie für erneuerbare Energien (RED) zu beenden. Derzeit werden etwa 50 Prozent der Holzernte zur Energiegewinnung verbrannt. Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments (ENVI) hat bereits im Mai Stellung zu diesem Thema bezogen und dafür gestimmt, dass primäre holzartige Biomasse nicht als erneuerbare Energie angerechnet und auch nicht subventioniert werden sollte. Nun wird der Industrieausschuss des EP (ITRE) am 13. September über die RED abstimmen. Umweltschützer befürchten, dass der positive Start der ENVI-Reform vom ITRE, insbesondere von einigen deutschen Abgeordneten, unter dem Vorwand der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energieprobleme untergraben werden könnte. Aus Sicht von Umweltorganisationen und Wissenschaftlern wäre dies kurzsichtig und unverantwortlich und würde die doppelte Krise von Biodiversität und Klima weiter verschärfen.

Deutschland gilt als waldreiches Land in Mitteleuropa, und die Deutschen lieben ihre Wälder seit Kindesbeinen an. Doch die Zukunft der Wälder steht auf dem Spiel. Nicht nur im Amazonas, sondern auch in Europa und Deutschland.

Die RED-Reform soll jetzt auch die Klimaschutzfunktion der Wälder berücksichtigen. Doch sie droht zu scheitern, wenn deutsche EU-Parlamentarier Nachbesserungen blockieren, um noch mehr Holz aus heimischen Wäldern sowie Holzimporte in umgebauten Kohlekraftwerken verbrennen zu können.

Wissenschaftler warnen und Umweltverbände schlagen deshalb Alarm: Dies wäre unverantwortlich, denn angesichts der doppelten Krise von Klimawandel und Artenvielfalt müssen Wälder erhalten und nicht verbrannt werden. Die Verbrennung von Holz zur Energiegewinnung sei inakzeptabel und habe verheerende Langzeitfolgen, die andere Krisen von existenzieller Bedeutung verschärfen, warnen die Reformer.

"Wer glaubt, dass das Verbrennen von Wäldern etwas Positives für die Zukunft bringt, ist auf dem sprichwörtlichen Holzweg! Wir dürfen eine der wertvollsten Ressourcen unseres Landes nicht kurzfristigen und kurzsichtigen Energieinteressen opfern", so der deutsche Europaabgeordnete Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen/EFA und Mitglied im EU-Umweltausschuss. "Auch wir Deutschen lieben und brauchen unseren Wald als Klimaschützer, als intakten Lebensraum und zur Erholung; er gibt uns viel mehr als nur Brennholz. Dass wir immer noch etwa die Hälfte der Holzernte in den Ofen stecken, ist hausgemachtes Waldsterben 2.0 und muss durch eine Reform beendet werden", so Häusling abschließend.

"Es dauert Jahrzehnte oder Hunderte von Jahren, bis Holz nachwächst und den durch die Verbrennung verlorenen Kohlenstoff wieder aufnimmt - Zeit, die wir nicht haben, wenn wir den Kampf gegen den Klimawandel gewinnen wollen. Wälder sind unsere besten Verbündeten, sowohl was die Kohlenstoffbindung als auch was die lokale Klimaregulierung betrifft. Wälder kühlen sich selbst und ganze Landschaften, schützen Böden und Gewässer. Sie sind auch sehr wichtig, um den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten und das Ökosystem als Ganzes zu stabilisieren. Es gibt sicherlich bessere Verwendungsmöglichkeiten für Wälder, als sie in Rauch aufgehen zu lassen", sagt Pierre Ibisch, Wissenschaftler an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.

Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energiequellen verursacht die Verbrennung von Wäldern zur Energiegewinnung auch eine sehr hohe Luftverschmutzung. Aus all diesen Gründen sollen die Europaabgeordneten dafür stimmen, dass die Holzverbrennung keine EU-Subventionen mehr erhält und auch nicht mehr als erneuerbare Energie im Rahmen der RED angerechnet wird. Die Subventionen müssen der emissionsfreien Erzeugung erneuerbarer Energien und der Energieeffizienz vorbehalten sein. Die Abgeordneten müssen auch dafür sorgen, dass die wertvolle Ressource Holz immer zuerst für langlebige Produkte verwendet wird und erst in allerletzter Instanz für die Energiegewinnung. Dies kann durch eine neue EU-Rechtsvorschrift gewährleistet werden, die das Prinzip der Kaskadennutzung definiert.

Das Thema steht vor allem wegen des Ukraine-Krieges unter politischem Druck. Auch wenn es dringend notwendig ist, die russischen fossilen Brennstoffe zu ersetzen, müssen die Entscheidungen langfristig und nachhaltig getroffen werden. Doch die Nutzung von Wäldern für Energiezwecke ist nicht sinnvoll, da Wälder eine wichtige Rolle bei der Abschwächung der Klimakrise und für die biologische Vielfalt spielen.

Hinweis:

Die abschließende Plenarabstimmung über die Richtlinie über erneuerbare Energien im Europäischen Parlament findet Mitte September in Straßburg statt.

Kontakt für Nachfragen und Recherchematerial:

Stop burning our future campaign coordinator
Klaus-Henning Groth
Kommunikation.groth@gmail.com
+49 172 449 3366

MEP Martin Häusling
+32 2 28 45820
info@martin-haeusling.de

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