HSV-Presseservice: Offener Brief des HSV Supporters Club: Besorgt über die Entwicklung - Ist der Fan nur noch ein Sicherheitsrisiko?
Hamburg (ots)
Krawalle in Celje, Leuchtraketen in Aue, Sicherheitsmaßnahmen und Urlaubssperre für die Polizei im Vorfeld der WM diese Meldungen bestimmen die Berichterstattung zum Thema Fans, und nehmen alle Beteiligten momentan Stück für Stück die Vorfreude auf die WM 2006. Der HSV Supporters Club, mit fast 20.000 im HSV organisierten Fans die größte Fanorganisation Deutschlands, wehrt sich gegen diese Darstellung und ruft alle Beteiligten, Fans, DFB und Sicherheitsorgane zur Besonnenheit auf.
Wir haben den Eindruck, als würde im Moment getestet werden, wer der Stärkere ist. Schon heute leiden auch die normalen Fußballbesucher unter einer Sicherheitsmaschinerie, die in einem von Medien und Politik geschaffenen Klima der Angst, den Abbau der Bürgerrechte vorantreibt, Datenmissbrauch salonfähig gemacht hat und Tausende Fans durch Datensammelwut kriminalisiert. Die Medien stürzten sich vor kurzem auf die Meldung, dass in der Datei Gewalttäter Sport inzwischen mehr als 7.000 Personen erfasst sind. Der Supporters Club möchte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass die Anzahl der darin enthaltenen Straftäter mittlerweile den kleinsten Teil der Datei ausmachen dürfte. Bis heute ist nicht herauszufinden, wie viel Prozent der Betroffenen überhaupt für ein ihnen zur Last gelegtes Delikt verurteilt wurden. Ein Großteil der Daten stammt aus Masseningewahrsamnahmen, die oftmals zwar auch den oder die Täter beinhalten, nebenbei aber leider Dutzende Unbeteiligte betreffen. Dies führt den eigentlichen Sinn und Zweck der Datei ad absurdum.
Die Fahrt zu einem Auswärtsspiel gestaltet sich für Tausende Kunden (i.e. Fans) der Vereine, wie die Teilnahme an einem Gefangenentransport. 12 Stunden in Polizeibegleitung ohne die Möglichkeit sanitäre Einrichtungen aufzusuchen, zu essen, geschweige denn sich frei zu bewegen, sind keine Ausnahme sondern oftmals die Regel. Obwohl wir mit einem von uns gestellten Ordnungsdienst mehr als 80 Sonderzüge organisiert haben, um Bahn, Polizei und Verein zu entlasten, wird auch bei unseren Fahrten die Schraube immer weiter angezogen.
Es werden nicht wie früher Gewalttäter gezielt verfolgt, sondern pauschal alle Fans gleich als potenzielle Gewalttäter behandelt. Dies ist für uns nicht weiter zu tolerieren, da wir meinen, dass man damit die Probleme nicht in den Griff bekommt, sondern im Gegenteil die Fanszene zu immer mehr Protestaktionen, unter Umständen sogar gewalttätigen Reaktionen, treibt und positive Maßnahmen von Fanorganisationen, DFB und Vereinen letztendlich niemanden mehr interessieren.
Bisher haben wir in der gesamten Diskussion und Berichterstattung zwar immer wieder lesen können, dass mit harter Hand reagiert werden soll, die Zeit der Toleranz vorbei sei, jedoch ist leider weder von irgendeiner Seite zur Besonnenheit aufgerufen worden, noch wurden Gespräche angeboten. Wenn dies in der Vergangenheit geschah, dann von Fanaktionen wie ProFans, den Fanprojekten oder den Fanbeauftragten der Vereine.
Wir möchten deshalb heute die handelnden Personen bitten:
- stoppen Sie die Spirale der Gewalt - stoppen Sie die fortschreitende Kriminalisierung der Fans - setzen Sie sich endlich mit den Fans an einen Tisch und sprechen Sie über die Probleme und Nöte der Fans
Wir sind uns unserer gemeinsamen Verantwortung bewusst und machen gern einen entsprechenden Vorschlag.
Über eine Kontaktaufnahme für einen weiteren Gedankenaustausch würde ich mich sehr freuen.
Oliver Scheel (Vors.) HSV Supporters Club
Johannes Liebnau Jens Wagner Dirk Bobsin Patrick Grützner Abteilungsleitung Fördernde Mitglieder/Supporters Club
Rückfragen bitte an:
Abteilung Fördernde Mitglieder/HSV Supporters Club
Johannes Liebnau
Telefon: +49(0)170 840 44 82
Fax: +49(0)40 4155 1510
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