Stiftung Menschen für Menschen
Internationaler Tag für die Beseitigung der Armut: Menschen für Menschen setzt sich für mehr Solidarität ein
München, (ots)
- 868 Millionen Menschen weltweit hungern, 1,7 Milliarden sind per UN-Definition "arm" - In Äthiopien verfolgt Karlheinz Böhms Hilfsorganisation einen ganzheitlichen und integrierten Ansatz - Berichte über Wirtschaftswachstum müssen angemessen bewertet werden
Anlässlich des Internationalen Tages für die Beseitigung der Armut ruft die Hilfsorganisation Menschen für Menschen zu mehr Solidarität mit notleidenden und benachteiligten Menschen auf. Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe nimmt dabei Bezug auf die aktuellen, im "Bericht über Nahrungsmittelsicherheit" veröffentlichten Zahlen, die die Uno-Ernährungsorganisation FAO zusammen mit dem Welternährungsprogramm WFP und dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung IFAD am 9. Oktober in Rom bekannt gegeben hat. Danach hungern weltweit rund 868 Millionen Menschen. Umgerechnet hat damit jeder achte Weltbürger nicht genug zu essen. 98 Prozent der Hungernden leben in den Entwicklungsländern. Mehr als 100 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind untergewichtig, und jedes Jahr sterben rund 2,5 Millionen Kinder an Unterernährung. Außerdem lebt circa ein Fünftel der Erdbevölkerung von 1,25 US-Dollar oder weniger pro Tag und ist damit laut UN-Definition "absolut arm". Gemäß dem mehrdimensionalen Armutsindex der Vereinten Nationen sind sogar 1,7 Milliarden Menschen weltweit arm, weil sie keinen Zugang zu politischer Teilhabe und Bildung haben, auf eine mehr schlecht als recht funktionierende Gesundheitsvorsorge angewiesen sind und sich auch wirtschaftlich in keiner Weise entfalten können. In Äthiopien engagiert sich Menschen für Menschen mit Hilfe eines ganzheitlichen Ansatzes: Im Rahmen der Hilfe zur Selbstentwicklung wird die Bevölkerung an den Maßnahmen beteiligt um die Armut im Land zu überwinden. Trotz der bereits erzielten Fortschritte belegt das ostafrikanische Land im Human Development Index der Vereinten Nationen von 2011 Platz 174 unter den 187 gelisteten Ländern.
Aus diesem Grund müssten auch Berichte über den wirtschaftlichen Fortschritt afrikanischer Länder, insbesondere derjenigen in der Subsahara-Zone, richtig eingeordnet werden. "Zum einen sollte beachtet werden, von welchem niedrigen Niveau aus das Wachstum berechnet wird welcher Basis wir ausgehen, zum anderen profitieren die Menschen in den ländlichen Regionen, in denen wir unsere Projekte durchführen, bislang nur sehr wenig vom wirtschaftlichen Fortschritt in den städtischen Ballungszentren", gibt Almaz Böhm, Vorsitzende des Stiftungsvorstandes bei Menschen für Menschen, zu Bedenken. Noch immer können in Äthiopien rund 60 Prozent der Erwachsenen nicht lesen und schreiben, 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen auf dem Land können nicht zur Schule gehen. Die berufliche Perspektive auf dem Land liegt für die meisten in der Landwirtschaft, unter teilweise sehr schwierigen Bedingungen. Viele haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, die Balance zwischen vorhandenen Ressourcen und Bevölkerungswachstum ist schlecht, einseitige Fruchtziehung und Brandrodungen mit verheerender Bodenerosion als Folge leisten ihr Übriges.
Menschen für Menschen verfolgt daher einen ganzheitlichen Ansatz und verzahnt in den Projektgebieten zahlreiche Maßnahmen aus den Bereichen Bildung, Gesundheit, Wasserversorgung, Agroökologie, Infrastruktur und Frauenförderung miteinander. Rund 60 Prozent des Budgets fließen in die langfristige Verbesserung der Bildungssituation. Seit der Gründung der Hilfsorganisation im Jahr 1981 haben Karlheinz und Almaz Böhm zusammen mit der Bevölkerung insgesamt über 310 Schulen gebaut und damit Hunderttausenden Kindern und Jugendlichen die Chance auf eine Flucht aus der Armut gegeben. Auch das Thema Erwachsenenbildung wird groß geschrieben: In landwirtschaftlichen Schulungen lernen Bauern nicht nur ihnen bis dahin unbekannte Gemüsesorten kennen, sie erfahren auch, wie sie ihre Erträge steigern können. So genannte "Development Agents" bringen ihnen unter anderem Techniken wie den korrekten Terrassenanbau bei und zeichnen für zahlreiche Wiederaufforstungsprojekte verantwortlich.
Aufklärung ist im Rahmen der Familienplanung ein äußerst probates Mittel. "Die Menschen in Äthiopien verstehen allmählich, dass der Zuwachs an Kindern wenig Sinn macht, wenn den Kindern schon keine Zukunftsperspektive geboten werden kann", berichtet Almaz Böhm. Momentan verlangsamt sich in dem ostafrikanischen Land die Zunahme der Bevölkerung. Eng damit in Zusammenhang steht auch die sich verändernde Rolle der Frau in Äthiopien, die heute verstärkt am Wirtschaftsleben teilnimmt und in die Lage versetzt wird, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Menschen für Menschen unterstützt diese Entwicklung mit der Vergabe von Kleinkrediten - ein System, das sich laut eigenen Angaben sehr gut bewährt.
"Insgesamt brauchen wir weltweit eine Bewusstseinsschärfung und eine größere Solidarität: Menschen aus Industrienationen sollten sich stets vor Augen führen, dass Armut und wirtschaftliche Ungerechtigkeit Auswirkungen auf die globale Stabilität und den sozialen Frieden in der Welt haben. Auch in ihrem eigenen Interesse sollten sie sich deshalb überlegen, welchen Beitrag sie leisten können, um Menschen in Entwicklungsländern die Chance zu geben, sich aus der Armut zu lösen," so Almaz Böhm anlässlich des internationalen Tages für die Beseitigung der Armut.
Über Menschen für Menschen:
Am 16. Mai 1981 legte der damalige Schauspieler Karlheinz Böhm mit seiner legendären Wette in der Sendung "Wetten, dass..?" den Grundstein für seine Äthiopienhilfe. Am 13. November 1981 gründete er die Stiftung Menschen für Menschen. Seitdem leistet die Organisation Hilfe zur Selbstentwicklung in Äthiopien. Heute leitet seine Ehefrau Almaz Böhm die Stiftung. Karlheinz Böhm ist als Ehrenvorsitzender ihr engster Berater. Im Rahmen sogenannter integrierter ländlicher Entwicklungsprojekte verzahnt Menschen für Menschen gemeinsam mit der Bevölkerung Maßnahmen aus den Bereichen Bildung, Landwirtschaft, Wasser, Gesundheit, Infrastruktur und setzt sich für die soziale und wirtschaftliche Besserstellung von Frauen ein. Die Stiftung trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).
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