Wärmewende umsetzen: Kommunale Energieversorger fordern Instrument zur Markteinführung klimaneutraler Gase
München (ots)
- Deutschland soll laut Klimaschutzgesetz bis 2045 treibhausgasneutral sein. Dafür muss die neue Bundesregierung im Koalitionsvertrag die Voraussetzungen schaffen und bei absehbaren Zielverfehlungen Sofortprogramme aufsetzen.
- Bestehende Gesetze und Förderprogramme reichen nicht aus, um die Ziele im deutschen Effort Sharing Sektor zu erreichen. Marktwirtschaftliche Anreize können einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung des Wärmesektors leisten.
- Unternehmen der Thüga-Gruppe plädieren für eine Quote zur Minderung von Treibhausgasen, um den Anteil klimaneutraler Gase zu steigern und CO2-Emissionen im Wärmemarkt bis 2030 effektiv und sozialverträglich zu reduzieren.
Die Thüga-Gruppe, Deutschlands größter Verbund lokaler und regionaler Energie- und Wasserversorger, fordert eine schnellere Dekarbonisierung des Wärmesektors. Klimaneutrales Gas soll stärker als bisher für die Energiewende im Gebäudebereich genutzt werden. Konkret lautet der Vorschlag, eine Treibhausgas-Minderungsquote für Gaskundinnen und -kunden im deutschen Effort Sharing Sektor einzuführen. In einem Positionspapier, das von rund 70 Partnerunternehmen aus der Thüga-Gruppe unterstützt wird, unterbreiten die kommunalen Energieversorger ihren gemeinsamen Vorschlag und appellieren an die neue Bundesregierung.
"Die Dekarbonisierung aller Sektoren bis 2045 bleibt auch für die neue Bundesregierung eine Mammutaufgabe", so Michael Riechel, Vorsitzender des Vorstands der Thüga Aktiengesellschaft. "Im Gebäudebereich hat Deutschland in 2020 erstmals die Sektorziele verfehlt, in 2021 steigen die Emissionen sogar wieder. Hier müssen massive zusätzliche Anstrengungen unternommen werden." Im Wärmesektor ist aus Sicht der kommunalen Energieversorger der Thüga-Gruppe neben bestehenden Gesetzen und Förderprogrammen ein marktwirtschaftliches Instrument erforderlich. Das kommunale Netzwerk macht sich für die Einführung eines Quotenmodells stark, das effizient und sozialverträglich in einem Sofortprogramm umgesetzt werden kann und den Markthochlauf klimaneutraler Gase fördert.
Kommunale Expertise
Mit einer ansteigenden Treibhausgas-Minderungsquote für Gas unterbreiten die Unternehmen aus der Thüga-Gruppe der Politik einen konkreten Vorschlag. In ihrem Positionspapier stellen sie dar, wie die CO2-Emissionen von Gas im Wärmesektor Schritt für Schritt reduziert werden können. "Die Umsetzung der Quote erfolgt dabei durch die Energieversorger. Sie senken die CO2-Emissionen über den Einkauf von Wasserstoff und nachhaltigem Biogas für die Wärmeversorgung und schaffen damit gleichzeitig eine stabile Nachfrage im Markt", erläutert Dr. Christian Friebe von der Stabsstelle Energiepolitik, der die Erstellung des Positionspapiers koordiniert hat. "Mit unserem gemeinsamen Vorschlag wenden wir uns an die Politik und übernehmen Verantwortung. Die Thüga-Partnerunternehmen stehen mit ihrer Expertise für die Energiewende vor Ort auch für die praktische Umsetzung."
Bezahlbarer Klimaschutz
Die Treibhausgas-Minderungsquote ist schnell und einfach realisierbar. Gaslieferanten werden verpflichtet, die Treibhausgasminderung durch klimaneutrale Gase sicherzustellen. Im Vergleich mit anderen Instrumenten zur CO2-Minderung erreicht die Quote im Gebäudebestand auch Wärmekunden und -kundinnen, die im Moment keine umfassenden Maßnahmen zur Sanierung umsetzen und finanzieren können. Wärme bleibt im erarbeiteten Quotenmodell für die Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin bezahlbar. "Als Netzwerk kommunaler Unternehmen haben wir eine doppelte Verantwortung. Unsere Kundschaft will wirksamen und bezahlbaren Klimaschutz, unsere kommunalen Partner erwarten von uns volkswirtschaftlich effiziente Lösungen", sagt Michael Riechel. "Deshalb bringen wir uns mit unserem Vorschlag in die laufende Debatte ein."
"Ob wir die Klimaschutzziele erreichen, entscheidet sich maßgeblich im Wärmemarkt. Fossiles Erdgas durch klimaneutrale Gase zu substituieren, ist für dessen Dekarbonisierung die beste Option, da dies schnell und sozialverträglich umsetzbar ist. Eine Quotenregelung hilft uns hier entscheidend weiter", erläutert Josef Hasler, Vorsitzender des Vorstands der N-ERGIE Aktiengesellschaft in Nürnberg. Im Verkehrsbereich hat sich die Treibhausgas-Minderungsquote etabliert. Auch im Wärmemarkt kann eine Quote aus Sicht der Thüga-Experten und -Expertinnen die Nutzung von Gas effizient und effektiv regulieren. Investitionen in die Erzeugung von Wasserstoff und nachhaltigem Biogas sowie die Technologieentwicklung werden dadurch wirtschaftlicher.
Hohe Planungssicherheit
"Mit der Treibhausgas-Minderungsquote schaffen wir Planungssicherheit für Kunden und Kundinnen, die Branche und unsere kommunalen Anteilseigner. Gleichzeitig können wir über die vorhandene Gasinfrastruktur schnell und verlässlich in Stadt und Region einen weiteren wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten", sagt Heinz-Werner Hölscher, Vorstand der badenova AG & Co. KG in Freiburg. Mehr als die Hälfte des deutschen Endenergiebedarfs entfällt aktuell auf den Wärmesektor. Laut einer BDEW-Studie aus dem Jahr 2019 wird fast jede zweite Wohnung in Deutschland mit Gas beheizt. Dementsprechend hoch setzt die Thüga-Gruppe das Potential ihres Quotenmodells an. Bei einer zügigen Umsetzung durch die neue Bundesregierung ließen sich ohne den Einsatz von Steuergeldern in 2030 zusätzlich rund 20 Millionen Tonnen CO2 jährlich einsparen. Gleichzeitig können Strafzahlungen Deutschlands im Rahmen des EU Effort Sharing vermieden werden.
Schneller Markthochlauf
"Schon 2014 haben wir gemeinsam mit Thüga-Unternehmen in einem Demonstrationsprojekt Wasserstoff in unser Frankfurter Gasverteilernetz eingespeist. Die Gasinfrastruktur bietet ein enormes Potential, jetzt benötigen wir den Rahmen für einen Markthochlauf klimaneutraler Gase", sagt Dr. Constantin H. Alsheimer, Vorsitzender des Vorstands der Mainova Aktiengesellschaft. Die Quote ist ein einfaches Instrument für die Politik und die Verbraucherinnen und Verbraucher, in dem die Kosten nach dem Verursacherprinzip getragen werden. "Von Jahr zu Jahr steigern wir den Anteil des grünen Stroms im Netz und machen damit die Integration der erneuerbaren Energien möglich. Bezogen auf die Jahreshöchstlast haben wir aktuell an manchen Tagen mehr als 240 Prozent erneuerbaren Strom in unserem Stromverteilernetz. Damit der weitere Ausbau von Wind und PV gelingt, muss weiter in den Netzausbau investiert werden, jetzt ein stabiler Markt für Power-to-Gas und eine Nachfrage für Wasserstoff geschaffen werden", ergänzt Caspar Baumgart, kaufmännischer Vorstand der WEMAG AG in Schwerin.
Das vollständige Positionspapier "Treibhausgas-Minderungsquote für Gas" steht hier zum Download zur Verfügung.
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Dr. Detlef Hug
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