Bürgel-Studie Frühjahr 2007: Zahlungsmoral deutscher Privatpersonen weiter schlecht
"Schuldenmacher" gefährden Betriebe
Hamburg (ots)
1.589.487 Millionen gerichtliche Maßnahmen wurden in 2006 gegen säumige Schuldner wegen unbezahlter Rechnungen in Deutschland verhängt. Nach der aktuellen Studie der Wirtschaftsauskunftei Bürgel waren damit im vergangenen Jahr 928.320 eidesstattliche Versicherung, 536.409 Haftanordnungen und 124.758 Privatinsolvenzen anhängig. In diesen Zahlen spiegelt sich das Zahlungsverhalten sowohl von Konsumenten als auch von Einzelunternehmen, kleinen Gewerbebetrieben und Selbstständigenwider.
Insgesamt sank die Gesamtzahl der gerichtlichen Zwangsmaßnahmen in 2006 gegenüber 2005 um 7,0 Prozent. Die eidesstattlichen Versicherungen gingen in diesem Zeitraum deutschlandweit um 11,5 Prozent zurück. Die Zahl der Haftanordnungen lag in 2006 um 4,2 Prozent niedriger als im Jahr davor. Einen Anstieg um 25,1 Prozent gab es in 2006 gegenüber 2005 bei den Privatinsolvenzen. Mit dem Rückgang setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort. Bereits 2005 war im Vergleich zu 2004 die Gesamtzahl der gerichtlichen Zwangsmaßnahmen um 1,2 Prozent gesunken. Die Ursache dafür liegt einerseits im zurückhaltenden Verbraucherkonsum und der damit verbundenen verringerten Kreditaufnahme. Die Entwicklung spiegelt aber auch das gestiegene Risikobewusstsein der Unternehmen bei der Lieferung und Leistung auf Kredit wider.
Trotz der leichten Rückgänge hält der Trend zum Schuldenmachen unvermindert an. Von den insgesamt 39 Millionen Haushalten in Deutschland waren 2006 rund vier Prozent von gerichtlichen Schuldeneintreibungsmaßnahmen betroffen. Arbeitslosigkeit und vorübergehende Liquiditätsengpässe nennen die privaten Schuldner als häufigsten Grund für offene Rechnungen, so der Bundesverband deutscher Inkassounternehmen (BDIU). Maßgeblich für die privaten Schuldenberge ist allerdings auch der ungeübte Umgang mit dem verfügbaren Einkommen. Ob für Kleidung, Möbel, Reisen oder Elektronik - häufig laufen mehrere Ratenkredite gleichzeitig und führen zu unüberschaubaren Schuldenbergen.
Die unbezahlten Rechnungen und die Ausdehnung der Zahlungsziele belasten nicht nur die Schuldner und ihre Familien. Im Schnitt warten deutsche Betriebe 15 Tage über das festgelegte Datum auf ihre Forderungen. Selbst liquide Kunden halten gern größere Beträge gern zurück, um Zinsen zu sparen. Vor allem kleinere Unternehmen und Handwerksbetriebe sind dadurch in ihrer Existenz gefährdet, da sie in der Regel über zu geringes Eigenkapital verfügen, um Zahlungsausfälle zu kompensieren. Schließlich beruht die Mehrzahl der Unternehmens- insolvenzen auf Forderungsausfällen.
"Das Zahlungsverhalten von Kunden ist ein verlässliches Frühwarnsystem für Ausfallrisiken", so Norbert Sellin, Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei Bürgel. "Unternehmen raten wir daher, sich im Vorfeld zu informieren, ob ihr Kunde finanziell gut aufgestellt ist." Anhand von Bonitäts-Informationen lässt sich das Kreditrisiko eines Kunden bewerten und sogar im Voraus prognostizieren. Wenn Rechnungen trotz aller Vorsicht nicht pünktlich bezahlt werden, sollten Gläubiger umgehend mahnen und Verzugszinsen berechnen. Außenstände ziehen weitere Kosten nach sich: für Inkasso, Rechtsbeistand, Porto, Telefon etc. Schlimmstenfalls gerät der Mittelständler durch fehlende Zahlungen so in die Schieflage, dass nur ein teurer Kredit die vorübergehende Liquidität sichern kann. Und auch für die Schuldner werden die unbezahlten Rechnungen durch Verzugszinsen, Mahngebühren und Gerichtsvollzieherkosten immer teurer, je länger die Bezahlung hinausgezögert wird.
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