All Stories
Follow
Subscribe to Deutsche Umwelthilfe e.V.

Deutsche Umwelthilfe e.V.

Deutsche Autobauer brechen ihr Wort: Keine klimaverträglichen Pkw-Klimaanlagen ab 2011

One document

Berlin (ots)

Klammheimlich haben die Autohersteller die Entwicklung von 
Pkw-Klimaanlagen mit natürlichem Kältemittel eingestellt - 
VDA-Präsident Matthias Wissmann verabschiedet sich von 
unmissverständlicher Zusage - Europäischer Autoherstellerverband ACEA
will zwingende EU-Richtlinie nicht einhalten - Deutsche Umwelthilfe 
legt "Chronologie eines Wortbruchs" vor und fordert von EU-Kommission
und Bundesregierung Zulassungsverbot für neue Pkw-Modelle mit 
klimaschädlichen Klimaanlagen ab 2011 - Öffentliche Pkw-Flotten nur 
noch von Herstellern ordern, die Richtlinie fristgerecht erfüllen
Entgegen den mehrfach wiederholten Zusagen ihres 
Verbandspräsidenten Matthias Wissmann wird die deutsche 
Automobilindustrie zum 1. Januar 2011 neue Pkw-Modelle nicht mit 
Klimaanlagen auf Basis natürlicher Kältemittel ausliefern. Sie 
verstößt damit eindeutig gegen den Sinn und Wortlaut einer 
EU-Richtlinie, die ab diesem Stichtag für neue Fahrzeugtypen weniger 
Klima schädigende Kältemittel als den bisher verwendeten 
Fluorchlorkohlenwasserstoff R134a zwingend vorschreibt.
Anhand einer detaillierten Chronologie zeichnete die Deutsche 
Umwelthilfe e. V. (DUH) heute vor Journalisten in Berlin nach, wie 
die deutschen Autohersteller seit mindestens sechs Jahren den Umstieg
von R134a auf das ökologisch unbedenkliche, natürliche Kältemittel 
Kohlendioxid (CO2, Fachbezeichnung in diesem Zusammenhang: R744) 
beschworen, dann anlässlich der IAA 2007 in Frankfurt am Main einen 
eindeutigen Verbandsbeschluss des VDA zur Einführung von R744 
verkündeten, in der Folge auch auf Basis dieses Versprechens 
erfolgreich die geplanten CO2-Grenzwerte für Pkw auf EU-Ebene 
entschärften, um sich schließlich von der Zusage einer fristgerechten
Einführung klimaschonender Kältemittel wieder zu verabschieden. 
Aktueller Höhepunkt dieses Wortbruchs ist ein Positionspapier der 
europäischen Herstellervereinigung ACEA, von Mitte Mai 2009, in dem 
diese behauptet wurde, die termingerechte Einhaltung der 
EU-Richtlinie sei nicht mehr zu schaffen.
Schuld sei eine Uminterpretation der Vorschrift durch die 
Kommission. Die hatte kürzlich nochmals ausdrücklich erklärt, dass 
der Stichtag 1. Januar 2011 verbindlich sei und wie auch immer 
begründete Verzögerungen bei der Einführung der klimaschonenden 
Technik eine Verletzung der Richtlinie bedeuten würden. Wie bereits 
bei der Vereinbarung über die EU-Klimaschutzziele für 2008 spielen 
die europäischen Autobauer bei den Autoklimaanlagen erneut kurz vor 
Ablauf der Frist auf Zeit und verlangen einen Aufschub um zwei bis 
drei Jahre über den Januar 2011 hinaus, um sich der geänderten 
Situation anpassen zu können.
"Nach dem von der Bundesregierung gewährten warmen Milliardenregen
an Steuererleichterungen und Verkaufsfördermaßnahmen bedankt sich die
Branche auf ihre Weise: Die deutschen Autohersteller haben 
klammheimlich die fest zugesagte Entwicklung von Pkw-Klimaanlagen mit
natürlichen und Klima verträglichen Kältemitteln eingestellt und sind
fest entschlossen das klimaschädliche Kältemittel R 134a über das 
Jahr 2010 hinaus einzusetzen. Mit jedem Jahr Verzögerung der anfangs 
etwa fünfzig Euro teureren Technologie wird die Atmosphäre mit 
mehreren Millionen Tonnen CO2-Äquivalent zusätzlich belastet", sagte 
DUH-Bundesge¬schäfts¬führer Jürgen Resch in Berlin. VDA-Präsident 
Matthias Wissmann habe im Herbst 2007 zur Eröffnung der so genannten 
"Grünen Automobilausstellung IAA" erklärt, die deutschen Hersteller 
hätten sich in einer Entscheidung der Vorstandsvorsitzenden darauf 
verständigt, in Zukunft "nur noch natürliche Kältemittel einzusetzen,
die für die Umwelt die geringste Belastung bedeuten und alle 
künftigen europäischen Grenzwerte deutlich unterbieten". Danach 
jedoch sei faktisch nichts geschehen. Zulieferer, die insbesondere in
Deutschland die neuen Auto-Klimaanlagen auf CO2-Basis mit teilweise 
hohem finanziellem Aufwand bis zur Marktreife entwickelt haben, 
würden nun über Jahre hingehalten. Bisher gebe es keinen einzigen 
Auftrag, der eine Serienfertigung rechtfertigen würde. Die wenigen 
Entwicklungsaufträge deutscher Autobauer wurden in diesem Frühjahr 
nach Recherchen der DUH allesamt gestoppt.
Resch erinnerte daran, dass die deutschen Hersteller schon bei der
Einführung der Diesel-Partikelfilter und zuletzt bei der Entwicklung 
von Hybrid-Pkw der internationalen Entwicklung hinterhergelaufen 
seien. Die deutschen Autobauer kassierten regelmäßig Milliarden Euro 
Forschungsförderung für Umwelttechnologie, überließen aber die 
Markteinführung immer häufiger ausländischen Herstellern. Nicht 
zufällig profitierten von der an keinerlei Umweltauflagen gekoppelten
Abwrackprämie ausländische Hersteller überproportional. Resch: "Bei 
den Kältemitteln für Autoklimaanlagen gab es und gibt es noch die 
Chance erstmals wieder Systemführerschaft bei einer Umwelttechnologie
zu erreichen und einen Teil der verloren gegangenen Glaubwürdigkeit 
zurückzugewinnen".
Die Projektleiterin der DUH, Eva Lauer, erinnerte daran, dass die 
Autohersteller mindestens ein Jahr dadurch verloren hätten, dass sie 
noch nach der angeblich endgültigen Entscheidung für das natürliche 
Kältemittel CO2, weiter an chemischen Kältemitteln auf Basis einer 
neuen Generation von Fluorkohlenwasserstoffen (FKW) weitergeforscht 
hätten. Diese Kältemittel hatten die Chemieriesen Honeywell und 
Dupont hastig als Alternative zu R134a angeboten, als sie fürchten 
mussten, dass ihnen das automobile Kältemittelgeschäft mit der 
Einführung von CO2 in Deutschland und Europa weltweit wegbrechen 
würde. Inzwischen habe sich herausgestellt, dass insbesondere der mit
hoher Intensität von der Chemieindustrie an die Autohersteller 
herangetragene Chemiecocktail R1234yf brennbar ist und sich dabei 
hochtoxischer Fluorwasserstoff (HF) bildet. Die Deutsche Umwelthilfe 
hatte entsprechende Unfallabläufe simulieren lassen und dokumentiert 
(siehe Video unter www.duh.de). "Wir sind sicher, dass die 
zwischenzeitlich untersuchte chemische Alternative R1234yf endgültig 
vom Tisch ist. Kein Verbraucher will in einem Auto mit einem solch 
gefährlichen Kältemittel sitzen. Aber wir sehen auf der anderen Seite
auch nirgends eine Entwicklung, die darauf hindeutet, dass sich ein 
großer Hersteller zur Serienfertigung auf Basis natürlicher 
Kältemittel entschlossen hat", sagte Frau Lauer. Angesichts der 
verheerenden Folgen der Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und des 
Fluorkohlenwasserstoffs R134a sei es "vollkommen unverständlich, wenn
nun noch einmal eine neue chemische Verbindung weltweit in 
Autoklimaanlagen eingesetzt werden soll, obwohl die natürliche 
Alternative seit Jahren anwendungsreif bereitsteht. Wir haben eine 
gute Alternative und es gibt keinen vernünftigen Grund, sie nicht 
anzuwenden."
DUH-Bundesgeschäftsführer Resch forderte Bundesregierung sowie 
EU-Kommission auf, den Pkw-Herstellern unmissverständlich 
klarzumachen, dass ab dem 1. Januar 2011 neue Pkw-Modelle mit alten, 
klimaschädlichen Klimaanlagen nicht mehr zugelassen werden. "Das Maß 
ist voll. Die Autobauer setzten auf der einen Seite unter Hinweis auf
die Mehrkosten für so genannte "Eco Innovations" wie die neue 
Klimatechnik eine Aufweichung der CO2-Grenzwerte auf EU-Ebene durch. 
Und nun verstecken sich Daimler, BMW oder VW-Porsche hinter den 
amerikanischen und asiatischen Autobauern indem sie ankündigen, der 
Umstieg auf die neue umweltfreundliche Klimatechnik nur dann 
vorantreiben zu wollen, wenn alle Autohersteller sich darauf 
verständigen. Bei keiner Technologieeinführung hat dieses Rezept 
bisher funktioniert. Immer sind einzelne mit innovativer Technologie 
vorangegangen. Daher besteht die DUH auch auf die Einhaltung des 
gegebenen Wortes der deutschen Automobilunternehmen durch ihren 
Verbandspräsidenten Matthias Wissmann, ab 2011 nur mehr natürliche 
Kältemittel in Neufahrzeugen zu verwenden.", erklärte Resch.
Die Zulassungsbehörden müssten angewiesen werden, ab dem 1. Januar
2011 Neufahrzeugen mit der klimaschädlichen Kältetechnik die 
Straßenverkehrszulassung zu verweigern, forderte Resch. Darüber 
hinaus sollten alle öffentlichen Einrichtungen darauf verpflichtet 
werden, ab diesem Stichtag für öffentliche Fuhrparks nur solche 
Autohersteller zum Zuge kommen zu lassen, die die EU-Richtlinie 
fristgerecht erfüllen.
Anhang: DUH-Hintergrund - Chronologie Automobilklimaanlagen

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin, Mobil: 0171 3649170, Fax.: 030 2400867-19, E-Mail:
resch@duh.de

Eva Lauer, Projektleiterin "Klimafreundliche Kühlung", DUH,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-76, E-Mail:
lauer@duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik & Presse, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-0, Mobil: 0171 5660577, Fax: 030
2400867-19, E-Mail: rosenkranz@duh.de

Original content of: Deutsche Umwelthilfe e.V., transmitted by news aktuell

More stories: Deutsche Umwelthilfe e.V.
More stories: Deutsche Umwelthilfe e.V.
  • 26.05.2009 – 14:05

    Pkw-Klimaanlagen: Wie die deutschen Autohersteller erneut ihr Wort brechen

    Berlin (ots) - Einladung zur Pressekonferenz Sehr geehrte Damen und Herren, vor bald zwei Jahren verkündete Matthias Wissmann, der damals frisch gekürte Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Wegweisendes: Um einer EU-Richtlinie zum Schutz des Klimas nachzukommen, werde die deutsche Autoindustrie ab 2011 in den Klimaanlagen ihrer neuen ...

  • 20.05.2009 – 11:41

    Sauberes Trinkwasser für Kinder in Kenia Pressemitteilung des Global Nature Fund

    Radolfzell (ots) - Afrikas Probleme sind vielfältig: Krankheiten, Hungersnöte, Wassermangel, Unruhen und Korruption. Auch Kenia, ein Land welches man hier eher als Urlaubziel für Badespaß und Safaris kennt, hat mit diesen Problemen zu kämpfen. Insbesondere sauberes Trinkwasser ist in vielen Regionen Kenias keine Selbstverständlichkeit. Laut UNICEF sterben ...