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Das Jahr der biologischen Vielfalt 2010: Deutsche Umwelthilfe fordert Taten statt Worte

Berlin (ots)

Bundesregierung setzt die bereits 2007 beschlossene
Nationale Biodiversitätsstrategie nicht um - Deutschland verfehlt 
daher sein Ziel, den Artenschwund bis 2010 zu stoppen - Im 
Internationalen Jahr der Biologischen Vielfalt muss Kanzlerin Merkel 
das Kabinett zur Einhaltung von Beschlüssen zum Schutz der 
Biodiversität verpflichten - DUH-Geschäftsführer Baake fordert ein 
Biodiversitätsgesetz und einen Biodiversitätscheck für alle 
staatlichen Vorhaben.
Die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) fordert die Bundesregierung 
auf, im UN-Jahr der Biologischen Vielfalt die Ankündigungen zum 
Artenschutz in Deutschland entschlossen umzusetzen. Nur wenn die 
Regierung im eigenen Land endlich von wohlfeilen Proklamationen zu 
praktischen Schutzmaßnahmen komme, könne sie ihren derzeitigen 
Vorsitz der UN-Verhandlungen zur Biodiversität glaubhaft nutzen und 
auch andere Länder zum Schutz der biologischen Vielfalt bewegen. 
Anlässlich der feierlichen Eröffnung des Internationalen Jahres der 
Biodiversität durch Kanzlerin Angela Merkel am kommenden Montag (11. 
Januar 2010) wirft  DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake der 
Bundesregierung "weitgehende Untätigkeit"  bei der Umsetzung der im 
November 2007 verabschiedeten "Nationalen Strategie für Biologische 
Vielfalt" vor.
"Während der CDU-Umweltminister den Naturschutz zu seinem 
persönlichen Kernanliegen erklärt und den Verlust der biologischen 
Vielfalt gleichgewichtig neben den globalen Klimawandel stellt, 
stehen seine christsozialen Kabinettskollegen aus den Ressorts 
Landwirtschaft und Verkehr auf der Bremse oder dokumentieren ihre 
Ignoranz gegenüber dem Artenschwund durch die Zerschneidung von 
Lebensräumen", sagte Baake. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner 
vertrete Klientelinteressen und schaffe damit die größten Hindernisse
für die Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie. 
Verkehrsminister Peter Ramsauer mache sich am Heiligabend in der 
"Süddeutschen Zeitung" mit populistischen Sprüchen über "die Belange 
schwangerer Fledermäuse" über ein Urteil des 
Bundesverwaltungsgerichtes lustig, das den grob fehlerhaften 
Planfeststellungsbeschluss für die Autobahn-Westumfahrung Halle 
letztinstanzlich aufgehoben hatte. "Wir begrüßen, dass Umweltminister
Röttgen die gesamte Gesellschaft für den Artenschutz gewinnen 
möchte", sagte Baake und forderte Minister Röttgen auf, damit im 
Bundeskabinett zu beginnen. "Von der Bundeskanzlerin erwarten wir, 
dass sie die Landwirtschaftsministerin und den Verkehrsminister auf 
die Einhaltung von Kabinettsbeschlüssen verpflichtet", erklärte 
Baake.
Weder weltweit noch in Deutschland werde das Ziel erreicht, den 
Artenschwund bis 2010 zu stoppen. Wie beim Klimaschutz gelte auch 
beim Artenschutz, dass die mit großer biologischer Vielfalt 
gesegneten Länder des Südens nicht von der Notwendigkeit des 
Naturschutzes überzeugt werden können, wenn die Industriestaaten 
selbst ihn nicht ernsthaft betreiben.
Deutschland hat sich verpflichtet, den Verlust von Arten bis 2010 
zu stoppen und für die Wiederherstellung von natürlichen Lebensräumen
und Ökosystemen zu sorgen. Doch die Zerstörung der natürlichen 
Lebensräume von Tieren und Pflanzen geht ungebremst weiter. Die 
Bundesministerien machen bislang wenig Anstalten, die 2007 
beschlossene Nationale Biodiversitätsstrategie umzusetzen.
Die von der DUH im September 2009 vorgestellten 15 Eckpunkte für 
ein Biodiversitätsgesetz zur Umsetzung der Nationalen 
Biodiversitätsstrategie wurden zwar in der Koalitionsvereinbarung von
CDU/CSU und FDP partiell aufgegriffen - jedoch ausschließlich 
diejenigen, die zum Zuständigkeitsbereich des 
Bundesumweltministeriums gehören. In allen Fällen, in denen die 
Land-, Forst- oder Fischereiwirtschaft potenziell von notwendigen 
Richtungsänderungen betroffen wären, regiert bei schwarz-gelb der 
Klientelschutz vor dem Biodiversitätsschutz. Verbindliche 
Festlegungen für eine "gute fachliche Praxis" fehlen nach wie vor. 
Ebenso fehlen wirksame Regelungen zum Schutz von Randstreifen an 
Gewässern, die den Eintrag von Dünger- und Pflanzenschutzmitteln 
verhindern könnten.
"Das ist erschreckend, denn gerade in der Agrarlandschaft geht der
Verlust von Naturräumen und der dort lebenden Tiere und Pflanzen 
extrem schnell",  sagte Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz der DUH. 
So sei der Bestand vormals in Deutschland weit verbreiteter 
Vogelarten wie Kiebitz und Feldlerche in den vergangenen Jahren 
eingebrochen. Während der Anteil von Grünland, insbesondere feuchte 
Wiesen und Weiden, in Deutschland nach den Vorgaben der 
Biodiversitätsstrategie gesteigert werden solle, sinke er tatsächlich
weiter ab. Feuchtwiesen und Buchenwälder seien durch intensive land- 
und forstwirtschaftliche Nutzung bedroht. Auch die an naturnahe 
Wälder gebundenen Arten wie der stark bedrohte Schreiadler, gingen in
ihrem Bestand weiter zurück. "Es ist höchste Zeit in der Land- und 
Forstwirtschaft Nachhaltigkeitskriterien zum Schutz der biologischen 
Vielfalt einzuführen", sagte Stöcker.
Zu all diesen Fragen verliere Landwirtschaftsministerin Aigner 
kein Wort. Im EU-Rat stimme sie für den weiteren Raubbau an 
Fischbeständen. Statt den dringlichen Empfehlungen der Wissenschaft 
für Fangbeschränkungen wie zum Beispiel für Blauflossenthunfisch zu 
folgen, trage Aigner mit ihrem Votum für überhöhte Fangquoten aktiv 
zur Ausrottung von Arten bei.
Auch der weitere Ausbau verbliebener naturnaher Flüsse werde nicht
konsequent gestoppt. Die Koalition habe in ihrer Vereinbarung ein 
"Wasserstraßenausbaugesetz" verabredet. Verkehrsminister Ramsauer 
wolle Flüsse offenbar weiter als Wasserstraßen kanalisieren und plane
unter anderem, Auwälder entlang von Elbe oder Donau für den Ausbau 
der Wasserstraßen zu opfern.
"Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft beim 
Biodiversitätsschutz in Deutschland eine Riesenlücke", sagte Baake. 
Das in der Koalitionsvereinbarung angekündigte Bundesprogramm zur 
Umsetzung der nationalen Strategie für biologische Vielfalt sei von 
vornherein zum Scheitern verurteilt, wenn es weiter bei hohlen 
Programmsätzen bleibe. "Wir fordern ein Biodiversitätsgesetz mit 
verbindlichen Vorgaben für die Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft,
für den Bundesverkehrswegebau und ausreichend Haushaltsmittel, um die
zerschnittenen Lebensräume wieder zu vernetzen", sagte Baake. Mit 
einem "Biodiversitätscheck" sollen, so die Forderung der DUH, in 
Zukunft alle Regierungsvorhaben auf ihre Verträglichkeit mit den 
Zielen der nationalen Biodiversitätsstrategie und ihre Auswirkungen 
auf die biologische Vielfalt geprüft werden.
Hintergrundinformationen zur biologischen Vielfalt in Deutschland 
und zum DUH-Vorschlag für ein Biodiversitätsgesetz finden Sie unter
http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=2059

Pressekontakt:

Rainer Baake,Bundesgeschäftsführer,Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-15, 0151
55016943,baake@duh.de

Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-81, 0160
8950556,stoecker@duh.de

Ulrike Fokken, Sprecherin Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe
e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-86, 0151
55017009, fokken@duh.de

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