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Jede dritte Getränkeverpackung wird nicht ordnungsgerecht entsorgt! / Klaus Töpfer und Jürgen Trittin gemeinsam für das Dosenpfand

Berlin (ots)

Handelsunternehmen und Getränkehersteller rechnen intern nach
Einführung eines Dosenpfandes mit einem Rückgang von 15 bis 50
Prozent bei Getränkedosen und Einwegflaschen!
Anlässlich der symbolischen Einführung eines Dosenpfandes in
Berlin forderten in einer gemeinsamen Pressekonferenz Umweltverbände,
Getränkefachhandel und Brauereien die Bundesländer dazu auf, dem
Pflichtpfand auf Dosen und Einwegflaschen bei der
Bundesratsentscheidung am Freitag dieser Woche vorbehaltlos
zuzustimmen. Unterstützung erfahren sie dabei von an dieser
Pressekonferenz teilnehmenden prominenten Umweltpolitikern von B90/
GRÜNE, SPD sowie CDU. Bundesumweltminister Jürgen Trittin
(B90/GRÜNE), der Berliner Umweltsenator Peter Strieder (SPD) sowie
der ehemalige Staatssekretär im Bonner Umweltministerium Clemens
Stroetmann (CDU) sprachen sich klar für das Dosenpfand aus. An diesem
Wochenende befürwortete der frühere Umweltminister und heutige
UNEP-Generaldirektor Klaus Töpfer (CDU) gegenüber dem
Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" das Dosenpfand: Töpfer warnte davor,
dass ein Zurückweichen des Staates bei der Einführung des
Einwegpfandes die Glaubwürdigkeit staatlicher Umweltpolitik
unterminieren könnte.
Die gemeinsam von Industrie, Handelsunternehmen wie ALDI und Metro
sowie der bayerischen Staatsregierung vorgeschlagene
"Selbstverpflichtungserklärung" weist die Deutsche Umwelthilfe e. V.
(DUH) als gänzlich unglaubwürdig zurück. "Die großen Handelsketten
hatten zehn Jahre Zeit, geltendes Recht zu beachten und die in der
Verpackungsverordnung enthaltene Mehrwegquote von 72 Prozent
einzuhalten. Mit 66 Prozent befindet sich die Mehrwegquote derzeit im
freien Fall", so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. Die
angebotenen 3 DM pro Bundesbürger und Jahr für zusätzliche
Reinigungsleistungen und Umweltbildung verglich Resch mit dem
"Angebot eines Pyromanen, jährlich einen Feuerwehrwagen zur besseren
Brandbekämpfung zu stiften".
Die Anzahl der Getränkedosen hat sich seit 1991 mehr als
verdreifacht. Entsprechend drastisch haben die "Fehlwürfe" von
Einweg-Getränkeverpackungen zugenommen: Die DUH stellte am Montag
zwei neue Studien des Witzenhausen-Instituts für Abfall, Umwelt und
Energie über den derzeitigen Anteil der Einweg-Getränkeverpackungen
im Hausmüll und öffentlichen Restmüll-Abfallbehältern vor. Diese
belegen einen dringenden Handlungsbedarf des Gesetzgebers: "Mit
insgesamt drei bis vier Milliarden Stück landet momentan jede dritte
Getränkedose und Einwegflasche ordnungswidrig in der Landschaft bzw.
in privaten und öffentlichen Restmüllbehältern. Hätte Christo 1995
anstelle der kunstvollen Verhüllung den Reichstag mit den jährlich
fehlgeworfenen Getränkedosen und Flaschen verdeckt, wäre ein 200
Meter hoher Müllberg entstanden", so Resch.
Inzwischen gibt auch die Industrie in internen Schriftsätzen offen
zu, dass sie von einer Lenkungswirkung des Dosenpfandes hin zu mehr
Mehrweg ausgeht: In der der DUH vorliegenden Klageschrift von 16
Unternehmen auf "Erlass einer Einstweiligen Anordnung gegen die
Bundesregierung" zum Pflichtpfand rechnen die klagenden
Handelsunternehmen (Kläger u. a. die auf Einweg setzenden
Einzelhandelsketten ALDI, Rewe, Plus) mit einem Umsatzrückgang bei
den betroffenen Einweg-Warengruppen von ca. 15 %. Die
Getränkehersteller (u. a. Bitburger und Karlsberger Brauerei) rechnen
im Einwegsegment sogar mit  "Absatz- und Umsatzverlusten, die
zwischen 20 bis 50 Prozent beziffert werden".
Hintergrundinformation zur symbolischen Einführung des
Dosenpfandes in Berlin:
Mit der symbolischen Einführung des Dosenpfandes vom 18. bis 22.
Juni 2001 möchte die Deutsche Umwelthilfe die Wirksamkeit des
Dosenpfandes für die Sauberkeit unserer Städte demonstrieren.
"Derzeit gibt es keinen Anreiz, Getränkebüchsen ordnungsgemäß zu
entsorgen. Dosen verunzieren Grünanlagen, Bahngleise und
Straßenränder. Durch die Einführung eines Dosenpfandes wird es
gelingen, unsere Innenstädte dauerhaft von Getränkeverpackungen zu
befreien. Niemand schmeißt zukünftig Geld aus dem Fenster", so Resch.
Der Aufruf zur Dosensammlung richtet sich ganz besonders an
Schulklassen und Jugendgruppen. Diese sollen mithelfen, Berlin sauber
zu halten. Im Rahmen der Dosensammelaktion sind verschiedene Aktionen
und Wettbewerbe geplant, so wird die originellste Beförderungsform
für Dosen (Dosenschlange am Fahrrad, wie viele Dosen passen in einen
Kinderwagen etc.) prämiert. Außerdem werden unter den fleißigsten
Sammlern täglich Konzertkarten verlost. Auf großformatigen
Plakatwänden wird gezeigt, wie Berlin vor Einführung des Dosenpfandes
aussieht. Fünf Tage nach Start der Aktion, am 22. Juni 2001, wird auf
einer zweiten Plakatwand das "saubere Berlin" fünf Tage nach
Einführung des Dosenpfandes gezeigt.
Hintergrundinformationen zu den Gutachten des
Witzenhausen-Institutes
Das Witzenhausen-Institut führt seit Jahren Restmüllanalysen im
Auftrag von kommmunalen Gebietskörperschaften durch. Sowohl die
Methodik als auch die Belastbarkeit der Ergebnisse haben dazu
geführt, dass das Institut besonders bei den Kommunen und vielen
Landesumweltministerien hohes Ansehen genießt. Im Auftrag der DUH hat
das Institut im Mai und Juni  2001 zwei Untersuchungen zum aktuellen
Anteil der zukünftig pfandpflichtigen Einweggetränkeverpackungen im
Restmüll vorgenommen.
Die erste Studie überprüfte und quantifizierte die Menge
Getränkeverpackungen, die anstelle in den Sammlungen des Dualen
Systems im privaten Hausmüll zur Deponierung oder Verbrennung anfiel,
wobei ein Flächenlandkreis in den alten Bundesländern und eine
kreisfreie Stadt in den neuen Bundesländern untersucht wurden. Im
Mittel belief sich die Summe der vorgefundenen pfandpflichtigen
Verpackungen im Landkreis auf 110 Stück, in der Stadt auf 403 Stück
pro Tonne. Die Ergebnisse wurden maßgeblich durch unterschiedliche
Stadt/Land-Strukturen, Konsumverhalten, Siedlungs-, Bebauungs- und
Sozialstrukturen bestimmt. Hochgerechnet ergäbe sich danach eine über
den Hausmüll entsorgte Einweg-Getränkeverpackungsmenge von 1,5 Mrd.
(Landkreis) bzw 5,6 Mrd. Stück (kreisfreie Stadt) pro Jahr.
Dies bedeutet:
  • Vom derzeitigen Gesamtaufkommen pro Jahr von 11 Mrd. Stück Einweggetränkeverpackungen landen zwischen 14 % (Landkreis) und 51 % (Stadt) im Restmüll statt im Recycling.
  • Diese Stückzahlen entsprechen bei einem zukünftigen Pfandwert von 0,50 DM einem volkswirtschaftlichen Gesamtpotenzial von zwischen 0,75 Mrd. (Kreis) und 2,8 Mrd. DM (Stadt). Durch die Einführung einer Pfandpflicht wird daher ein erheblicher Rückgang dieser Mengen im Hausmüll und eine drastische Zunahme der recycelten Menge erfolgen.
  • Für beide Untersuchungsgebiete ergibt sich ein theoretisches Einsparpotenzial von annähernd einer Mülltonnenleerung (Kreis) bzw. drei Leerungen (Stadt) pro Einwohner und Jahr, verbunden mit einer entsprechenden Schonung von Deponiekapzitäten.
Die zweite Studie wurde in einer Großstadt in Hessen durchgeführt
und analysierte den Anteil von "fehlgeworfenen"
Einweg-Getränkeverpackungen in öffentlichen Abfallbehältern. In den
untersuchten 241 Abfallbehältern fanden sich 1.200 zukünftig
pfandpflichtige Getränkeverpackungen mit einem Gesamtgewicht von 92,6
kg. Dies entspricht einem Anteil von 38 Gewichtsprozenten im
Innenstadtbereich sowie 16,6 Gewichtsprozenten in den Parkanlagen.
Dies bedeutet:
  • In der Innenstadt kommen 4.661 Stück Getränkeverpackungen auf eine Tonne Abfall in städtischen Abfallbehältern, 61 % davon sind Getränkedosen.
  • Damit liegen die über öffentliche Abfallbehälter entsorgten, zukünftig pfandpflichtigen Verpackungsanteile um das 11 bis 40-fache höher als die in der ersten Studie ermittelten Anteile im häuslichen Restmüll!
  • Die Lenkungswirkung des Dosenpfands wird noch drastischer zu einer Verringerung der Getränkeverpackungsanteile in öffentlichen Bereichen führen.
Die ausführlichen Studien sind über die Deutsche Umwelthilfe in
Radolfzell erhältlich.
Für Rückfragen: 
Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe e.V. 
Güttinger Str. 19, 78315 Radolfzell
Tel.mobil: 0171 3649170, Tel.: 07732/9995-11, Fax.: 07732 9995-77
Email:  sauter@duh.de
Dorothee Dick, Deutsche Umwelthilfe e.V. c/o GRÜNE LIGA, 
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin 
Tel. mobil: 0160 5321058, Tel Büro: 030 44339145
Telefax 030 44339133

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