Braunkohleverstromung: Milliardengewinne auf Kosten des Klimas
Berlin (ots)
Deutsche Umwelthilfe berechnet: RWE und Vattenfall erwirtschaften 2013 mit Braunkohlestrom knapp zwei Milliarden Euro - Hohe Rentabilität von Braunkohlekraftwerken verhindert echtes Umdenken beim Klimaschutz
Das Geschäft mit der Braunkohle boomt: Im Jahr 2013 erzielten die Energieversorger RWE und Vattenfall mit Braunkohlestrom einen Gewinn von jeweils rund einer Milliarde Euro. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) in einer Berechnung auf Grundlage der aktuellen Geschäftsberichte der beiden Unternehmen. Grund für den Gewinn sind insbesondere der darniederliegende Emissionshandel sowie Vergünstigungen für die Braunkohle etwa bei der EEG-Umlage. Die DUH fordert deshalb von der Bundesregierung, sich endlich für einen wirksamen Emissionshandel auf europäischer Ebene einzusetzen, der eine CO2-ärmere Energieerzeugung attraktiver macht.
"Vattenfall und RWE machen auf Kosten des Klimas nach wie vor das große Geschäft mit schmutziger Braunkohle. Solange die Braunkohleverstromung solche immensen Gewinne für Unternehmen abwirft, ist ein echter Wandel hin zu klimafreundlicherer Energieerzeugung nicht zu erwarten", sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. Zwar plane die Bundesregierung derzeit im Zuge der EEG-Novelle eine Aufhebung der Vattenfall-Vergünstigungen beim Eigenstromverbrauch im Braunkohletagebau, die im letzten Jahr noch 67 Millionen Euro betragen hatte. Die angedachte Reform gehe jedoch nicht weit genug, so Resch weiter. "Die Bundesregierung muss dringend Impulse zu einer echten Wiederbelebung des europäischen Emissionshandels und damit ein Zeichen gegen den Klimawandel setzen. Sonst setzt sie die Glaubwürdigkeit Deutschlands beim Klimaschutz auf Spiel."
Laut Geschäftsbericht produzierte RWE in Deutschland im letzten Kalenderjahr fast 76 Milliarden Kilowattstunden Braunkohlestrom, der für durchschnittlich 5,1 Cent/kWh verkauft wurde. Dem daraus resultierenden Umsatz von rund 3,8 Milliarden Euro stehen jedoch nach DUH-Berechnungen lediglich Kosten von rund 2,8 Milliarden Euro für Brennstoffe, CO2-Zertifikate, den Kraftwerksbetrieb sowie langfristige Investitionen gegenüber. Der RWE-Gewinn mit Braunkohlestrom liegt somit bei rund einer Milliarde Euro.
Ähnlich verhält es sich bei dem Energieunternehmen Vattenfall, das in 2013 mit knapp 57 Milliarden Kilowattstunden zwar weniger Braunkohlestrom als RWE erzeugte, am Terminmarkt mit 5,5 Cent/kWh jedoch einen deutlich besseren Verkaufspreis erzielen konnte (Gesamtumsatz 2013: 3,1 Milliarden Euro). Mit Brennstoff- und CO2-Kosten von rund 1,4 Milliarden Euro sowie Betriebs- und Investitionskosten von etwa 700 Millionen Euro erreicht jedoch auch Vattenfall nach den DUH-Berechnungen einen Gewinn von knapp einer Milliarde Euro.
Die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit der Braunkohle, wie sie kürzlich von den Ministerpräsidenten aus Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in einem Brief an Angela Merkel geäußert worden war, sind trotz der bisher angekündigten Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) überflüssig, ist sich Philipp Litz, Projektmanager Energie und Klimaschutz der DUH sicher: "Die Erzeugungskosten für Braunkohlestrom liegen derzeit bei etwa 2 Cent/kWh. Durch die neue Regelung würden die Erzeugungskosten für Vattenfall lediglich um 0,2 Cent/kWh steigen. Die Erzeugungskosten von Steinkohle- und Gaskraftwerken liegen jedoch mit drei bis fünf Cent deutlich darüber. Auf die erzeugte Menge Braunkohlestrom hat dies somit keinen Einfluss."
Erhebliche Gewinneinbußen wird Vattenfall in 2014 deshalb nicht hinnehmen müssen: "Zwar geht Vattenfall für das laufende Jahr von einem Rückgang bei den Stromverkaufspreisen aus. Bleibt es jedoch bei der hohen Auslastung der Braunkohlekraftwerke, dürfte der auf Kosten des Klimas erwirtschaftete Gewinn auch in 2014 bei 800 bis 900 Millionen Euro liegen - trotz EEG-Umlage für den Vattenfall-Tagebau", so Litz weiter.
Die Stromerzeugung aus Braunkohle war in 2013 mit insgesamt 162 TWh auf den höchsten Stand seit 1990 geklettert - mehr als ein Viertel des deutschen Stromverbrauchs stammt somit aus der Braunkohle. Aufgrund des hohen CO2-Gehalts sowie der verhältnismäßig niedrigen Wirkungsgrade der meisten Kraftwerke gehört die Stromerzeugung aus Braunkohle zu den klimaschädlichsten Formen der Energiegewinnung.
Die Analyse der DUH zu den Gewinnen von RWE und Vattenfall aus der Braunkohleverstromung finden Sie unter http://l.duh.de/p160414#download.
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
Mobil: 0171 3649170, E-Mail: resch@duh.de
Philipp Litz, Projektmanager Energie und Klimaschutz
Tel.: 030 2400867-97, E-Mail: litz@duh.de
Daniel Hufeisen, Pressesprecher
Tel.: 030 2400867-22, Mobil: 0151 55017009, E-Mail: hufeisen@duh.de
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