Deutsche Umwelthilfe begrüßt Absage für kanadisches Export-Terminal für Fracking-Erdgas und fordert Stopp der LNG-Pläne in Deutschland
Berlin (ots)
- Projekt von Énergie Saguenay im kanadischen Quebec hätte gefracktes Erdgas aus Westkanada auch nach Europa gebracht, unter anderem nach Stade
- Absage der Regierung von Quebec aus Klima- und Umweltschutzgründen
- Zweiter Rückschlag für kanadische Export-Terminals innerhalb eines Monats nach Stopp der LNG-Goldboro-Pläne Anfang Juli
- Deutsche Pläne für LNG-Import-Terminals in Stade und an weiteren Standorten müssen jetzt ebenfalls gestoppt werden
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßt die am Mittwoch gefällte Entscheidung der Regierung von Quebec, das geplante Export-Terminal für Flüssigerdgas im kanadischen Saguenay nicht zu genehmigen. Die Entscheidung gegen das 14 Milliarden kanadische Dollar schwere Projekt folgt jahrelanger Kampagnenarbeit durch kanadische Aktivistinnen und Aktivisten inklusive indigener, studentischer und wissenschaftlicher Organisationen. Zuletzt hatte die DUH in einem breiten transatlantischen Bündnis Widerstand gegen die Ankündigung einer strategischen Zusammenarbeit der kanadischen Vorhabenträgerin GNL Quebec mit der Hanseatic Energy Hub (HEH) angekündigt, die ein LNG-Import-Terminal im niedersächsischen Stade errichten möchte.
Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Die Regierung von Quebec hat mit dieser Entscheidung die Zeichen der Zeit erkannt. Eine neue fossile Mega-Infrastruktur ist klimapolitischer Nonsens und kann gerade auch deshalb keinen nachhaltigen Beitrag zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung leisten. Ganz im Gegenteil: Kanada erspart sich mit der Absage wirtschaftliche Verluste, verringert die zukünftige Abhängigkeit von fossilen Energien und macht den Weg frei für die Transformation hin zu 100 Prozent erneuerbaren Energien. Der Landesregierung von Niedersachsen und der Vorhabenträgerin des geplanten LNG-Terminals in Stade kann man nur raten, sich daran ein Beispiel zu nehmen."
Die Regierung von Quebec zählte ursprünglich zu den Unterstützern des Vorhabens mit der Begründung, die Wirtschaft der Provinz diversifizieren zu wollen. Gleichzeitig sollte es angeblich helfen, den Übergang zu umweltverträglicheren Energien und geringeren Treibhausgasemissionen zu gestalten. Weil das Projekt jedoch nach einer kritischen Analyse den Anforderungen nicht standhielt und verschiedenste kanadische Gruppen vehement Widerstand dagegen leisteten, entschied die Regierung sich nun gegen die Genehmigung. Das Projekt hätte die Treibhausgasbilanz Kanadas laut der Umweltbehörde der Provinz um jährlich acht Millionen Tonnen verschlechtert. Neben dem Export-Terminal wäre auch eine 780 Kilometer lange Pipeline nötig gewesen, um gefracktes Erdgas aus Westkanada an die Ostküste zu bringen und es von dort aus per Schiff unter anderem auch nach Deutschland zu transportieren.
Andy Gheorghiu, Umwelt- und Klimaschutz-Campaigner und Mitglied im Klimabündnis gegen LNG: "Ein weiteres Milliardenvorhaben der Erdgaswirtschaft geht zugrunde - und wieder steckt jahrelange Kampagnenarbeit von Aktivist:innen dahinter, die unermüdlich auf die Klimaschädligkeit und Unwirtschaftlichkeit des Projektes hingewiesen haben. Das ist schon die zweite faktische Absage eines kanadischen LNG-Exportprojektes, nachdem die Pläne für die Anlage in Goldboro vor nicht einmal drei Wochen auf Eis gelegt wurden. Damit fällt auch ein strategischer Partner für das geplante LNG-Projekt in Stade weg, über das gefracktes kanadisches Erdgas auch nach Deutschland gebracht werden sollte. Dieser Erfolg zeigt uns, dass unser gemeinsamer internationaler Widerstand Wirkung zeigt. Auch für Stade und alle anderen deutschen Orte, an denen LNG-Terminals geplant sind - so wie Brunsbüttel - wird es nun höchste Zeit, endlich aus ihrem fossilen Fiebertraum aufzuwachen!"
Hintergrund:
Bereits im Februar 2021 bekundeten über 30 Gruppen und NGOs aus Europa und Kanada ihre Ablehnung der LNG-Terminalpläne in Stade in einem Letter of Disinterest. Anfang Juni 2021 gab das Unternehmen GNL Quebec, welches das Energie Saguenay LNG-Projekt in Quebec entwickeln will, eine strategische Partnerschaft mit der Hanseatic Energy Hub (HEH) bekannt. Daraufhin kündigte die DUH mit 39 weitere Organisationen aus Kanada und Deutschland ihren Widerstand gegen beide Projekte an. HEH mit Hauptsitz in Hamburg will das LNG-Importterminal Stade in Niedersachsen mit einer Regasifizierungskapazität von 12 Milliarden m³/Jahr bauen. Das Projekt soll frühestens 2026 in Betrieb gehen.
Pressekontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer DUH
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de
Andy Gheorghiu, Campaigner und Consultant
0160 20 30 974, andy.gheorghiu@mail.de
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