Alte Fehler in neuem Gewand: Eckpunktepapier des Bundeslandwirtschaftsministeriums für weniger Antibiotika in der Massentierhaltung reicht nicht aus
Berlin (ots)
- Deutsche Umwelthilfe, Germanwatch und Ärzteinitiative fordern in gemeinsamer Stellungnahme ambitioniertes Reduktionsziel für Antibiotika und Verbot von Reserveantibiotika in der Massentierhaltung
- Cem Özdemir setzt mit Eckpunktepapier gescheiterten Kurs alter Bundesregierung fort und widerspricht damit Koalitionsvertrag
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Germanwatch und die Ärzteinitiative "Ärzte gegen Massentierhaltung" kritisieren das neue Eckpunktepapier des Bundeslandwirtschaftsministeriums für weniger Antibiotika in der Massentierhaltung als alte Fehler in neuem Gewand. In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern die Organisationen ein neues Konzept von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, um den Antibiotikaeinsatz in der industriellen Tierhaltung wirksam zu minimieren. Dafür braucht es konkrete Reduktionsziele für den Einsatz von Antibiotika und ein Verbot der besonders wichtigen Reserveantibiotika.
Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Im Koalitionsvertrag wurde versprochen, Antibiotika in der industriellen Tierhaltung deutlich zu reduzieren. Das neue Eckpunktepapier von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hingegen enthält keine Reduktionspflichten. Darin finden sich vielmehr bekannte Maßnahmen der alten Bundesregierung. Ein 'Weiter so' darf es bei der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen nicht geben. Der Antibiotikaeinsatz muss bei allen industriell gehaltenen Tieren endlich reduziert und digital dokumentiert werden. Wir fordern Cem Özdemir auf, ein neues wirksames Konzept für weniger Antibiotika vorzulegen."
Imke Lührs von der Ärzteinitiative "Ärzte gegen Massentierhaltung" sagt: "In Europa sterben jährlich über 30.000 Menschen an Infektionen mit antibiotikaresistenten Erregern. Quelle für die Übertragung multiresistenter Erreger auf Menschen sind zu fast 20 Prozent Lebensmittel, insbesondere Fleisch. Und trotzdem steigt der Antibiotikaverbrauch in der industriellen Tierhaltung hierzulande aktuell an und sorgt dafür, dass sich resistente Keime verbreiten können. Im neuen Eckpunktepapier des Landwirtschaftsministeriums findet sich nun weder ein Verbot der besonders wichtigen Reserveantibiotika, noch eine Pflicht zum Erregertest, um Fehlanwendungen von Antibiotika zu vermeiden. Reserveantibiotika müssen kranken Menschen vorbehalten sein und dürfen höchstens für Einzeltierbehandlungen genutzt werden."
Reinhild Benning, Agrar-Expertin der DUH, warnt: "Solange Tierärzte und -halter nur angeben müssen, wie oft sie Antibiotika verabreichen, aber nicht in welcher Dosis, wird sich der Antibiotikaeinsatz nicht weiter reduzieren. Die vorgeschlagenen Maßnahmen basieren auf einer lückenhaften Dokumentationspflicht, die bereits 2020 versagt hat. In Deutschland werden je Kilogramm Tiergewicht doppelt so viele Antibiotika verbraucht wie in Dänemark. Alle Antibiotikaeinsätze müssen in Dosis erfasst und ein zu hoher Einsatz geahndet werden. Wer mehr als 50 Milligramm Antibiotika je Kilogramm Tiergewicht verbraucht, sollte seine Tiere gesünder halten oder seine Tierzahl erheblich reduzieren müssen."
Link:
Die gemeinsame Stellungnahme zum Eckpunktepapier des Bundeslandwirtschaftsministeriums für weniger Antibiotika in der Massentierhaltung finden Sie hier: http://l.duh.de/p220131
Pressekontakt:
Sascha Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de
Dr. Imke Lührs, Ärzte gegen Massentierhaltung
0151 23398090, imke.luehrs@t-online.de
Konstantinos Tsilimekis, Germanwatch
030 5771328-82, tsilimekis@germanwatch.org
Reinhild Benning, Senior Beraterin für Agrarpolitik
0151 17918487, benning@duh.de
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