Deutsche Umwelthilfe fordert gemeinsam mit Wissenschaftlern, Sozial- und Umweltverbänden sofortiges Aussetzen der Förderung von Agrokraftstoffen
Berlin (ots)
- Offener Brief: DUH ruft die Bundesregierung auf, Agrokraftstoff-Förderung angesichts drohender Nahrungsmittelkrise durch Ukraine-Krieg sofort auszusetzen
- Einsatz von Agrokraftstoffen steht in Konkurrenz zu Lebensmittelproduktion und schadet aufgrund des immensen Flächenverbrauchs Klima und Natur
- DUH ruft Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme an Protestmail-Aktion an Umweltministerin Lemke sowie Landwirtschaftsminister Özdemir auf: Kein Essen mehr in den Tank! https://www.duh.de/kein-essen-im-tank/
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert in einem offenen Brief gemeinsam mit zahlreichen Wissenschaftlern, Sozial- und Umweltverbänden die Bundesregierung dazu auf, die staatliche Förderung von Agrokraftstoffen mit sofortiger Wirkung auszusetzen. Agrokraftstoffe sind Kraftstoffe auf der Basis von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen wie Getreide und Ölpflanzen, die fossilem Benzin und Diesel beigemischt werden. Ihr Anbau verschlingt weltweit riesige Flächen und steht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion. Durch den Krieg werden die Weizen-, Mais- und Sonnenblumenölexporte der Ukraine stark einbrechen. Rasant steigende Preise für Grundnahrungsmittel und eine dadurch drohende Nahrungsmittelknappheit könnten zu katastrophalen Hungersnöten im Nahen Osten und in Afrika führen. Aufgrund des immensen Flächenverbrauchs heizen Agrokraftstoffe zudem Klimakrise und Artensterben weiter an.
"Vor allem Industrieverbände rufen nun lauthals nach einer Intensivierung der Landwirtschaft und dem Aussetzen bereits beschlossener und dringend erforderlicher Klima- und Naturschutzmaßnahmen. Aber die Ernährungssicherheit durch Maßnahmen fördern zu wollen, die Erderhitzung und Artensterben beschleunigen, ist ein Widerspruch in sich. Dabei haben wir ein einfaches und effektives Mittel, um globale Versorgungslücken sofort zu verringern: Schluss mit der unsinnigen Verbrennung von Lebensmitteln als Kraftstoff! Getreide und Pflanzenöl, das bei uns als Sprit im Tank landet, fehlt andernorts auf den Tellern der Menschen", so Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Agrokraftstoffe werden nur aufgrund staatlicher Förderung produziert und eingesetzt. Jeden Tag landet in Europa eine Getreidemenge im Tank, die 15 Millionen Brotlaiben entspricht, wie neue Berechnungen des Dachverbandes Transport & Environment zeigen. Die Förderung von Agrokraftstoffen auszusetzen, ist daher ein wichtiger Beitrag gegen die Nahrungsmittelpreisinflation und -knappheit. Dies hat gestern auch die Europäische Kommission bestätigt.
"Gemeinsam mit Wissenschaftlern, Sozial- und Umweltverbänden setzen wir heute ein klares Zeichen gegen die weitere Verbrennung von Lebensmitteln in Autos, während sich eine dramatische globale Nahrungsmittelkrise aufbaut. Auf fast 800.000 Hektar - der dreifachen Größe des Saarlands - produzieren wir allein in Deutschland derzeit Essen für den Tank. Diese Flächen könnten viel sinnvoller für die Herstellung von menschlicher Nahrung, für Wind- und Solaranlagen und für effektiven Naturschutz eingesetzt werden", ergänzt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Die DUH startet deshalb eine Protestmail-Aktion und ruft Bürgerinnen und Bürger dazu auf, gemeinsam ein klares Signal an Umweltministerin Steffi Lemke und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir zu senden: Kein Essen mehr in den Tank! https://www.duh.de/kein-essen-im-tank/
Links:
- Den offenen Brief an die Bundesregierung finden Sie hier: www.duh.de/agrokraftstoffe
- Hier finden Sie alle Informationen zur DUH-Protestmail-Aktion: https://www.duh.de/kein-essen-im-tank/
- Transport & Environment Bericht zu den Auswirkungen des Agrokraftstoffeinsatzes auf die Ernährungssicherheit: https://www.transportenvironment.org/discover/food-not-fuel-why-biofuels-are-a-risk-to-food-security/
Pressekontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de
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