Bildstarke Aktion vor Borkum: Breites niederländisch-deutsches Umweltbündnis protestiert auf Borkum gegen neue Gasbohrungen in der Nordsee
Berlin (ots)
- Öl- und Gasfirma One-Dyas muss Bohrpläne vor Borkum sofort stoppen, da sie Klimazielen und Meeresschutz widersprechen
- Extrem geringer Gasfördermenge stehen massive CO2-Emissionen und Umweltschäden am einzigartigen UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer gegenüber
- Umweltbündnis fordert gemeinsam mit Stadt Borkum in bildstarker Aktion sofortige Ablehnung des Gasförderungsantrages von zuständiger Behörde
Heute hat ein Bündnis aus der Deutschen Umwelthilfe (DUH), den niederländischen NGO Mobilisation for Environment (MOB) und Waddenvereniging, dem BUND Niedersachsen, der Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland und der Stadt Borkum mit einer bildstarken Aktion gegen die geplanten Erdgasbohrungen des niederländischen Gas-Konzerns One-Dyas protestiert. Dazu haben die Organisationen ein großes Banner am Strand von Borkum enthüllt, auf dem sie einen Stopp der Gasbohrungen in der Nordsee fordern. Gleichzeitig wurde auf der Nachbarinsel Schiermonnikoog von der Organisation Vrije Horizon künstlerisch gegen die Gasförderung protestiert, indem am Strand ein 40x40 Meter großes Protestsymbol in den Sand gemalt wurde.
One-Dyas plant mit einer neuen Förderplattform in der Nordsee ein Gasfeld auszubeuten, das sich je zur Hälfte unter der niederländischen und deutschen Nordsee befindet. Die Förderplattform liegt knapp 500 Meter vor der deutschen Seegrenze und in unmittelbarer Nähe zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer sowie mehrerer Natura 2000-Gebiete. Die Organisationen warnen, dass die Erdgasförderung im sensiblen Ökosystem Wattenmeer den Erhalt der biologischen Vielfalt gefährdet und den Klimazielen widerspricht. Die geringen jährlichen Fördermengen leisten keinen Beitrag zur Energiesicherheit. Stattdessen drohen CO2-Emissionen von bis zu 65 Millionen Tonnen, wenn der Konzern all seine neuen Förderpläne in der Region umsetzt.
DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner: "One-Dyas will aus reinem Gewinninteresse und ohne Not Natur und Klima schädigen. Wir werden alle rechtlichen Schritte ausschöpfen, um die Gasförderung direkt angrenzend zum Weltnaturerbe Wattenmeer zu verhindern. Die geplanten Gasbohrungen sind naturschutzrechtlich unhaltbar und verstoßen außerdem gegen das deutsche Klimaschutzgesetz. Da in den Niederlanden Bohrgenehmigungen bereits erteilt wurden, haben wir Klage eingereicht. Falls das für die deutsche Seite zuständige Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie Niedersachsen die Bohrungen gegen alle Bedenken ebenfalls genehmigen sollte, werden wir auch hier rechtlich dagegen vorgehen."
Der Bürgermeister von Borkum, Jürgen Akkermann, meint dazu: "Durch das Abfackeln des Gases, den Einsatz von Generatoren sowie den Bau und die Nutzung der Infrastruktur der Plattformen werden neben CO2, Methan und weiteren Schadstoffen auch große Mengen Stickoxide ausgestoßen. Diese Einträge würden die vier stickstoffempfindlichen Lebensraumtypen, wie beispielsweise die naturbedeutsamen Graudünen auf der Insel, stark belasten und die besondere biologische Vielfalt der Insel gefährden. Ebenfalls schützen die Dünen den Inselkern sowie auch die Süßwasserlinse. Durch die Auswirkungen der Erdgasförderung durch Bodenabsenkungen und mögliche Erdbeben könnte die Süßwasserlinse und damit die Trinkwasserversorgung, aber auch die Gebäude der Insel massiven Schäden davontragen."
Stijn van Uffelen, Sprecher von Mobilisation for the Environment: "One-Dyas scheint sich für nichts Anderes zu interessieren als die Maximierung seiner eigenen Gewinne. Obwohl es eindeutig ist, dass unsere Gesellschaft einen schnellen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen braucht, will der Konzern noch weit in das Jahrhundert hinein nach Gas bohren. Darüber hinaus gefährdet One-Dyas mit seinen Bauplänen fahrlässig die empfindlichen Riffstrukturen in der Nordsee. Der Konzern ignoriert klare Beweise für die Existenz des europarechtlich geschützten Riffes auf dem Gasfeld und will seine Bohrinfrastruktur inmitten einer Zone bauen, die als Ausgleich für biologische Vielfalt ausgewiesen wurde."
Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland-Sprecherin Sandra Koch: "One-Dyas Betriebsplan sieht vor, große Mengen an krebserregendem Benzol und Methanol mit dem Produktionswasser direkt in das Wattenmeer einzuleiten. Der trilaterale Wattenmeerplan, den Deutschland und die Niederlande 1997 zusammen mit Dänemark verabschiedet haben, verbietet solche Einleitungen explizit. Schadstoffauflistungen vergleichbarer Bohrungen in Niedersachsen zeigen, dass noch mit einer Fülle von anderen hochgiftigen und auch radioaktiven Substanzen im Produktionswasser zu rechnen ist. One-Dyas erteilt dazu auch auf Nachfrage keine Auskunft. Schäden an den in direkter Nachbarschaft zur Bohrplattform liegenden Schutzgebieten sind so nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern unvermeidbar. Dieses umweltzerstörende Projekt darf nicht genehmigt werden."
Frank Petersen, Sprecher der Waddenvereniging: "Leider erkennen internationale Bergbauunternehmen das UNESCO-Welterbe Wattenmeer immer noch nicht als das an, was es ist: das größte Feuchtgebiet der Welt, eine einzigartige Energie- und Nahrungsquelle für Millionen geschützter Vögel und Fische. Die UNESCO hat sowohl die niederländische als auch die deutsche Regierung gewarnt, dass die Gasförderung mit dem UNESCO-Welterbestatus unvereinbar ist. Die Natur und ihre Wunder waren schon immer der Hauptgrund für viele Menschen aus der ganzen Welt, Inseln wie Borkum, Schiermonnikoog, Terschelling oder Sylt zu besuchen. Die fortgesetzte Förderung fossiler Brennstoffe im und am Wattenmeer wird letztlich zu einem weiteren Anstieg des Meeresspiegels führen und die einzigartigen Feuchtgebiete des Wattenmeeres untergehen lassen. Damit wird allmählich zerstört, was für viele Bewohner und Besucher so wertvoll ist. Was die Welt jetzt braucht, ist mehr Natur und weniger fossile Brennstoffe."
Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen, erklärt: "Die Pläne von One-Dyas widersprechen den Klimaschutzzielen und werden keinen Beitrag zur Eindämmung der aktuellen Energiekrise leisten. Eine Förderung ist nach Angaben des Antragstellers nicht vor Ende 2024 möglich und die beantragte Fördermenge von maximal 13 Milliarden Kubikmetern deckt nur einen Bruchteil des derzeit erforderlichen Gasbedarfs in Deutschland ab. Die beantragte Genehmigung bis 2042 würde die dringend notwendige Energiewende ausbremsen und steht diametral den Zielen der neuen Landesregierung entgegen, die bis 2040 Treibhausgasneutralität erreichen will."
Link:
Das DUH-Hintergrundpapier sowie erste Pressebilder der Aktion finden Sie hier (Weitere Pressebilder voraussichtlich ab 14 Uhr): https://l.duh.de/p230119
Pressekontakt:
Sascha Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer
+49 160 90354509, mueller-kraenner@duh.de
Sandra Franke, Stadt Borkum
+49 22 303205, sandra.franke@borkum.de
Dr. Sandra Koch, Sprecherin der Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland e.V.
+49 170 7541795, sandra.koch@posteo.de
Stijn van Uffelen, Sprecher Mobilisation for the Environment
+31 6 33363396, stijnvanuffelen@hotmail.com
Frank Petersen, Sprecher der Waddenvereniging
+31 6 29386517, Petersen@waddenvereniging.nl
Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen
+49 175 5650852, susanne.gerstner@nds.bund.net
DUH-Newsroom:
030 2400867-20, presse@duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe,
www.facebook.com/umwelthilfe, www.instagram.com/umwelthilfe,
www.linkedin.com/company/umwelthilfe
Original content of: Deutsche Umwelthilfe e.V., transmitted by news aktuell