Tests der Deutschen Umwelthilfe offenbaren gravierende Probleme bei der kommunalen Schadstoffsammlung
Berlin (ots)
- Bei rund einem Drittel der untersuchten Landkreise und kreisfreien Städte in drei Bundesländern sind keine stationären Schadstoffsammelstellen vorhanden
- Falls stationäre Sammelstellen überhaupt vorhanden waren, dann überwiegend mit mittelmäßigem bis schlechtem Bürgerservice
- DUH fordert von allen Landkreisen und kreisfreien Städten eine flächendeckende und bürgerfreundliche Schadstoffsammlung und kündigt weitere Testbesuche an
In vielen Landkreisen und Städten wird es Bürgerinnen und Bürgern schwer oder sogar unmöglich gemacht, schadstoffhaltige Abfälle ordnungsgerecht zu entsorgen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) in den drei Bundesländern Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die DUH fordert alle Kommunen deutschlandweit auf, ihrer Verantwortung zur Sammlung schadstoffhaltiger Abfälle nachzukommen und Bürgerinnen und Bürgern eine flächendeckende und serviceorientierte Rücknahme anzubieten. Schadstoffbelastete Abfälle stellen aufgrund ihrer giftigen, wassergefährdenden oder ätzenden Eigenschaften eine große Gefahr für Mensch und Umwelt dar und dürfen keinesfalls im Gelben Sack, dem Restmüll oder der Umwelt entsorgt werden.
"Die richtige Entsorgung schadstoffhaltiger Abfälle steht und fällt mit dem Angebot. Kommunale Sammelstellen sollten in akzeptabler Entfernung liegen und eine bürgerfreundliche Abgabe gewährleisten. Doch genau daran hapert es gewaltig. Bei rund einem Drittel der von uns untersuchten Landkreise und kreisfreien Städte gibt es keine stationären und regelmäßig geöffneten Schadstoffsammelstellen, sondern lediglich Sammelfahrzeuge, die nur an wenigen Tagen im Jahr eine Rückgabemöglichkeit bieten. Bürgerinnen und Bürger bleiben so auf ihren Schadstoffen sitzen und fangen an, diese 'kreativ' zu entsorgen. Ein unhaltbarer Zustand", kritisiert Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH. Schadstoffmobile können stationäre Sammelstellen ergänzen, diese jedoch nicht ersetzen. Bürgerinnen und Bürger müssen in zumutbarer Entfernung regelmäßig eine Möglichkeit erhalten, Schadstoffe ordnungsgemäß zu entsorgen.
Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation untersuchte die Rückgabemöglichkeiten schadstoffhaltiger Abfälle in insgesamt 45 Landkreisen und kreisfreien Städten in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Bei rund einem Drittel der untersuchten Landkreise und kreisfreien Städte stehen den Bürgerinnen und Bürgern demnach keine stationären Sammelstellen zur Verfügung. In den Landkreisen, die stationäre Sammelstellen anboten, führte die DUH stichprobenartig Testbesuche auf 24 Wertstoffhöfen durch. Dabei wurden Öffnungszeiten, Erscheinungsbild, Service, Informationsangebot sowie Beratung zur Rückgabe und Annahme von Elektroaltgeräten, Bauschaumdosen und Pflanzenschutzmitteln bewertet. Die DUH kündigt weitere Testbesuche an.
Von den untersuchten Sammelstellen schnitten nur zwei mit dem Ergebnis "sehr gut" ab, in Potsdam und Halle an der Saale. Das ist viel zu wenig, zeigt aber, dass eine verbraucherfreundliche Sammlung von Problemabfällen, wie Energiesparlampen und Bauschaumdosen, möglich ist. Die restlichen untersuchten Sammelstellen wiesen lediglich einen mittelmäßigen bis schlechten Bürgerservice auf. Das miserabelste Ergebnis erhielt ein Wertstoffhof im sächsischen Oelsnitz. Anders als auf der eigenen Internetseite angegeben, konnte man dort keine schadstoffhaltigen Pflanzenschutzmittel abgeben. Zusätzlich wurde empfohlen, schadstoffhaltigen Bauschaum einfach im Wald zu entsorgen.
Die DUH-Tests belegen weitere grundsätzliche Probleme bei der kommunalen Schadstoffsammlung. Dazu gehören unregelmäßige und arbeitnehmerunfreundliche Öffnungszeiten, fehlende oder kaum erkennbare Informationsschilder, eingeschränkte Abgabemöglichkeiten für gefährliche Abfälle oder Falschinformationen durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
"Schadstoffbelastete Abfälle sind eine Gefahr für Mensch und Umwelt. Wenn Wertstoffhofmitarbeiter auf Nachfrage jedoch eine Entsorgung von schadstoffhaltigen Bauschaumdosen im Gelben Sack empfehlen, obwohl dies gesetzlich verboten ist, dann kann dies dazu führen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher Schadstoffe aufgrund von Fehlinformationen in Zukunft immer falsch entsorgen. Derartige falsche Aussagen müssen deshalb durch regelmäßige Mitarbeiterschulungen unbedingt vermieden werden", sagt Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft. Die DUH-Tests ergaben, dass rund ein Drittel der befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schadstoffannahmestellen falsch über die Entsorgung von Bauschaumdosen informierten.
Eine Orientierung, wie eine wirklich bürgerfreundliche Wertstoffsammlung gelingen kann, bietet nach Einschätzung der DUH das RAL-Gütezeichen 950. Durch einen detaillierten, auf Qualität ausgerichteten und stark serviceorientierten Kriterienkatalog erhalten öffentlich-rechtliche Entsorger einen Best-Practice-Leitfaden zur Umsetzung der Wertstoffsammlung in der Praxis. Für Bürgerinnen und Bürger könnte eine breite Umsetzung der Kriterien des Gütezeichens eine große Erleichterung bei der Wert- und Schadstoffsammlung bedeuten. Eine bürgerfreundliche Sammlung von Wert- und Schadstoffen wird zudem regelmäßig im Rahmen des DUH-Wettbewerbs "Grüner Wertstoffhof" ausgezeichnet.
Links:
- Ergebnisse der Testbesuche: https://www.duh.de/servicecheck/testergebnisse-kommunale-sammelstellen/
Pressekontakt:
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin
0170 7686923, metz@duh.de
Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft
0151 18256692, fischer@duh.de
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