LNG-Terminal in Stade soll unbefristet mit fossilem Gas betrieben werden: Deutsche Umwelthilfe erhebt Einwendung gegen Bau und Betrieb des klimaschädlichen Großprojekts
Berlin (ots)
- Hanseatic Energy Hub will erstes festes LNG-Terminal für unbefristeten, sogar noch über 2043 hinausgehenden Betrieb mit fossilem Gas genehmigen lassen ohne verpflichtende Auflagen zur Umrüstung auf grüne Gase
- Störfallrechtliche Gesamtbetrachtung fehlt und Auswirkungen des Projektes auf globales Klima sowie auf Umwelt und Menschen in Herkunftsregion des Erdgases werden ignoriert; auch Betroffene in Louisiana (USA) erheben Einwendung
- LNG-Terminal in Stade soll frühestens ab 2027 Erdgas liefern und hat damit keinen kurzfristig positiven Effekt für die Energieversorgung
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) beantragt, die Genehmigung des ersten stationären LNG-Terminals Deutschlands in Stade-Bützfleth abzulehnen. Der Vorhabenträger Hanseatic Energy Hub (HEH) hatte zuvor den unbefristeten Betrieb der Anlage beim zuständigen Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg beantragt. Besonders brisant: Das Unternehmen verzichtet darauf, seinen Antrag auf Basis des LNG-Beschleunigungsgesetzes (LNGG) zu stellen. Die Berufung auf das Gesetz würde zwar ein schnelles Verfahren ermöglichen, sähe aber gleichzeitig eine Betriebsbefristung auf 'immerhin' Ende 2043 vor. Anders als auf Grundlage des LNGG würde die Betriebsgenehmigung im regulären immissionsschutzrechtlichen Verfahren demgegenüber ohne jegliche Befristung erfolgen. Der Betreiber wäre damit auch nicht verpflichtet, das Terminal für die Anlandung klimaneutraler Gase umzurüsten und in Stade könnte über 2043 hinaus fossiles Gas importiert werden.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Das geplante LNG-Terminal in Stade würde zu einem zeitlich unbegrenzten Import großer Volumina schmutzigen Erdgases nach Deutschland führen. Hier handelt es sich nicht um eine nötige Notfallmaßnahme zur Energiesicherheit, sondern um ein langfristiges fossiles Großprojekt, das mit den Klimazielen nicht vereinbar wäre. Die unbefristete Genehmigung eines LNG-Terminals, ohne Auflagen zur Umrüstung auf erneuerbare Gase widerspricht den Lippenbekenntnissen von Bundes- und Landesregierung, dass die Zukunft grünen Energien gehört. Das Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg muss die Genehmigung ablehnen."
Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Folgen des Projektes für das globale Klima bleibt in den Antragsunterlagen aus. Gänzlich außer Acht gelassen werden die Methan-Emissionen aus der Vorkette und die CO2-Emissionen, die bei der Verbrennung des importierten Erdgases entstehen. Unberücksichtigt bleiben auch die Belastungen aus Förderung und Export des Erdgases. So beklagen Anwohnende der Gemeinde Plaquemines in Louisiana, USA, dass die Lieferverpflichtungen an das Terminal in Stade die massive Ausweitung der umweltzerstörenden Frackinggas-Förderung in ihrer Region zur Folge hat und den Bau eines neuen Export-Terminals in ihrer Gemeinde bedingt. Parallel zur DUH haben daher auch Anne Rolfes, Leiterin einer Umweltorganisation aus Louisiana, und Bishop Johnson, Gemeindepfarrer in Plaquemines, Einwendungen gegen die Genehmigung des Terminals in Stade eingereicht.
Anne Rolfes, Leiterin, Louisiana Bucket Brigade: "Das Terminal in Stade mag für die beteiligten Energiekonzerne profitabel sein. Für die Menschen in Stade und in Louisiana wäre es ein Desaster. Die Nachfrage aus Deutschland trägt dazu bei, dass die fossile Industrie hier bei uns immer weiter um sich greift. Aktuell wird ein Terminal in Plaquemines Parish geplant, von dem aus LNG nach Stade geliefert werden soll. Die Menschen vor Ort fürchten sich: Sie kennen die Pipelines, aus denen giftige Chemikalien in ihre Böden gelangen, die Schadstoffe, die in die Luft gelangen, die sie atmen. Wir alle in Louisiana haben zudem Angst vor den Hurrikans, die durch die Erderhitzung brutaler und häufiger über uns hinwegfegen. Dieser fossile Wahnsinn muss ein Ende haben. Das Terminal in Stade darf nicht gebaut werden!"
Hintergrund:
Der deutsche Energiekonzern EnBW hat offenbar bereits Kapazitäten für die Belieferung des geplanten Terminals in Stade gebucht. Parallel dazu hat das Unternehmen einen LNG-Liefervertrag mit dem US-Konzern Venture Global LNG mit einer Laufzeit von 2027 bis 2046 abgeschlossen. Venture Global LNG plant aktuell den Bau eines Export-Terminals in Plaquemines Parish im US-Staat Louisiana. Aus den Verträgen der EnBW geht die Verbindung der beiden Projekte in Stade und Louisiana deutlich hervor. Das geplante LNG-Terminal würde damit direkt zur Verschärfung der katastrophalen Auswirkungen der Fracking- und LNG-Industrie in Louisiana beitragen.
Links:
Zu den Einwendungen von DUH, Anne Rolfes und Bishop Johnson und dem Factsheet "Investitionen ins Klimachaos. Wie deutsche Banken und Unternehmen Fracking-LNG-Projekte ermöglichen": https://l.duh.de/p230626b
Pressekontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
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