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Rußfreie Linienbusse: Größter Verkehrsverbund in NRW rollt rückwärts

Radolfzell (ots)

Deutsche Umwelthilfe beklagt „beschämenden
Opportunismus“ der VRR- Verantwortlichen nach dem Machtwechsel an
Rhein und Ruhr.
Deutschlandkarte über vorbildliche Städte bei der
Rußfiltereinführung im Busverkehr veröffentlicht.
Wenige Tage nach dem Machtwechsel in Nordrhein- Westfalen bahnt sich
beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR)ein Rückzug aus der vor der
Wahl verkündeten Rußfilterförderung bei Linienbussen an. Nach
Informationen der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) soll anlässlich
einer VRR-Verbandsversammlung am Mittwoch dieser Woche die Abkehr
von der noch im April lautstark angekündigten Förderung von
Rußfiltern für bis zu 1.500 VRR-Busse mit je 5.000 € beschlossen
werden. Stattdessen sollen die einzelnen Verkehrsbetriebe jetzt die
bisher für Bus-Neuanschaffungen reservierten Fördermittel auch für
die Rußfilter einsetzen – was einer Zweckentfremdung bereits
verplanter Mittel gleichkäme. DUH- Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch
bezeichnete die Kehrtwende der VRR-Oberen als „wirklichen Skandal und
Zeugnis eines beschämenden Opportunismus. Offenbar fühlen sich die
Verantwortlichen unter der schwarz-gelben Regierung in Düsseldorf
nicht mehr an ihre Vorwahl- Zusagen gebunden. Die Zeche zahlen wie
immer die Bürger, die in den Hochbelastungszonen weiter dem
gefährlichen Feinstaub ausgesetzt bleiben“.
Sollte die Entscheidung am Mittwoch wie geplant fallen, könnten
etwa 600 beim VRR bereits eingegangene Förderanträge zur
Filternachrüstung nur noch an die Absender zurückgeschickt werden.
Selbst in Städten wie Düsseldorf, die sich seit Monaten um eine
Milderung der hohen Feinstaub-Belastung mühen, wäre die bereits
eingeplante Finanzierung sauberer Busse nicht mehr gewährleistet. Den
städtischen Betrieben bleibe nur die Wahl zwischen einer zeitlichen
Streckung der Erneuerung ihrer Busflotte – sofern dies vertraglich
überhaupt noch möglich ist - und dem Verzicht auf eine Nachrüstung
mit modernen CRT-Filtern. Beides würde die Reduzierung der
Feinstaubbelastung in den Ballungszentren an Rhein und Ruhr auf
unverantwortliche Weise verzögern, sagte der DUH-Geschäftsführer.
Den neuen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) forderte Resch
auf, „allen die jetzt glauben, man könne ohne die Grünen in der
Regierung die ökologischen Zügel schleifen lassen, eine klare Antwort
zu erteilen.“ Er erinnerte daran, dass die CDU-FDP-Regierung Städten
und Gemeinden in ihrem soeben vereinbarten Koalitionsvertrag
ausdrücklich Unterstützung bei deren Bemühungen um die Reduzierung
des Feinstaubs zugesagt habe: „Daran werden wir diese Regierung
messen. Der VRR setzt den ersten Prüfstein.“
Resch ist überzeugt, dass über die Frage, ob die Bürger und
Bürgerinnen wirksam vor Feinstaubbelastungen geschützt werden können,
vor allem der politische Wille der jeweils Verantwortlichen
entscheidet. Das beweise eine von der DUH am heutigen Montag erstmals
veröffentlichte Deutschlandkarte mit Städten und Verkehrsverbünden,
die beim Einsatz rußfreier Busse vorbildlich seien.
14 auf der Karte in dunkelgrüner Farbe markierte Städte verfügen
bereits heute über einen Anteil von mehr als 75 Prozent rußfreier
Busse in ihrem Fuhrpark oder sie haben beschlossen, diesen Anteil bis
Mitte 2006 zu erreichen. Die Fahrzeuge sind mit einem modernen
Dieselrußfilter, mit Erdgas- oder Elektromotor ausgestattet. Weitere
17 Städte sind nach dem Urteil der Deutschen Umwelthilfe auf einem
gutem Weg, müssen aber noch zulegen“ (50 bis 75 Prozent rußfreie
Busse). 15 Städte bezeichnet der Verband als „Einsteiger“ (25 bis 50
Prozent). Die meisten Städte muten ihren Bürgerinnen und Bürgern
allerdings weiterhin den Dieselruß aus ihren öffentlichen Bussen zu.
„Unter den 14 fortschrittlichsten Städten sind arme und reiche,
große und kleine. Sie werden von völlig unterschiedlichen politischen
Mehrheiten regiert und liegen über ganz Deutschland verstreut,
zwischen Eberswalde und Saarbrücken, zwischen Bremerhaven und
München“ erklärte Resch. Die Karte zeige, dass die Verweigerer und
Nachzügler ihre Zögerlichkeit in Sachen Luftreinhaltung nicht mit
schlechten Vorbedingungen begründen können. „Was in Wirklichkeit
fehlt ist der politische Wille, um reale Schritte zur realen
Gesundheitsvorsorge umzusetzen.“
In Deutschland sterben derzeit viel mehr Menschen vorzeitig an den
Folgen von Dieselruß und Feinstaub als an Verkehrsunfällen.
Dieselbusse des öffentlichen Nahverkehrs tragen zu der
Gesundheitsgefährdung in den Ballungszentren erheblich bei. Resch:
„Dass es auch in Zeiten knapper Kassen möglich ist, Vorsorge zu
treffen, zeigen die 14 deutschen Städte. An ihnen sollten sich auch
die Verantwortlichen des VRR messen, wenn sie über das Schicksal der
Filterförderung in ihrem Verantwortlichkeitsbereich entscheiden.“
Die Deutschlandkarte ist auf der Internet-Seite der Deutschen
Umwelthilfe, www.duh.de zu finden, Infofeld „Rußfreie Busse“ auf der
Titelseite. Die Karte wird auf Basis der Angaben der Städte ständig
aktualisiert.
Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH), Fritz-Reichle-Ring 4, 
78315 Radolfzell, Tel.: 07732/9995-0, mobil: 0171/ 3649170, E-Mail:  
resch@duh.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 
10178 Berlin, Tel.: 030/ 25 89 86-15, mobil 0171/ 56 60 577, E-Mail:  
rosenkranz@duh.de

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