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Erneut Pottwal auf den Kanaren nach Schiffskollision getötet

Berlin/Radolfzell (ots)

Studie bestätigt Gefahr für Mensch und
Tier durch zunehmenden Betrieb von Schnellfähren innerhalb des 
kanarischen Archipels - Mindestens sechs Wal- und Delfinarten von 
Kollisionen betroffen - Touristen bestehen mehrheitlich nicht auf 
Schnellfähren
Am vergangenen Wochenende ist erneut ein verendeter Pottwal an die
Küste Teneriffas gespült worden, der zuvor mit einem Schiff 
kollidiert war. Eine aktuelle Studie belegt das immense Ausmaß des 
Schnellfährenverkehrs auf den Kanarischen Inseln: Die Schnellboote 
beeinträchtigen demnach auch Gebiete, die von der EU als Schutzzonen 
für Wale und Delfine deklariert sind. Zahlreiche Berichte von 
Schiffskollisionen mit Walen deuten auf die zunehmenden Gefahren, 
denen die Tiere aber auch Passagiere ausgesetzt sind. Darauf haben 
der Berliner M.E.E.R. e.V. und die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) 
hingewiesen und die Einführung von effizienten Maßnahmen wie 
Geschwindigkeitsbegrenzungen oder die Verlegung von Fährrouten 
gefordert.
Die Internationale Walfangkommission (IWC) tagt derzeit in 
Anchorage/Alaska. Fabian Ritter, Meeresbiologe bei M.E.E.R. e.V., 
stellte dort als Mitglied der deutschen Delegation des 
Wissenschaftsausschusses eine neue Studie zur Bedrohung von 
Meeressäugern durch schnell fahrende Schiffe vor. Sie belegt, dass 
die Kanarischen Inseln eines der Gebiete sind, wo Schnellfähren in 
enormem Konflikt mit der Meereswelt stehen. "Die Fähren, die 
innerhalb des Kanarischen Archipels verkehren, legen Jahr für Jahr 
rund anderthalb Millionen Kilometer zurück. Das ist eine Strecke etwa
37 Mal um den gesamten Globus", erläutert Ritter ein Ergebnis der 
Untersuchung. Der weitaus größte Teil davon sind Schnellfähren, die 
Geschwindigkeiten von bis zu 40 Knoten (ca. 75 km/h) erreichen. Zu 
ihnen zählt die weltgrößte Trimaran-Fähre mit einer Kapazität von 280
Autos und 1.290 Passagieren. Die Studie ergab, dass auf den Kanaren 
jedes Jahr knapp 30.000 Überfahrten stattfinden.
Die Schiffe durchkreuzen dabei Gewässer, die für ihre 
Artenvielfalt bekannt sind - und teilweise gemäß einer EU-Richtlinie 
als Schutzgebiete deklariert sind. Insgesamt 28 Wal- und Delfinarten 
konnten um die Kanaren schon nachgewiesen werden, eine Zahl, die 
weltweit ihren Vergleich sucht. Mindestens sechs dieser Arten sind 
von meist tödlichen Schiffskollisionen betroffen. Die Tiere können 
den Schiffen nicht schnell genug ausweichen oder nehmen sie gar nicht
als Gefahr wahr. Die Gesamtzahl getöteter Tiere ist unbekannt. Laut 
offizieller Statistik wurden bis zu neun Wale in einem einzigen Jahr 
gefunden. Es ist allerdings von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.
Die Tiere tragen entsetzliche Verletzungen davon, einige werden 
durch die scharfen Rümpfe regelrecht zerteilt. Am stärksten betroffen
sind Pottwale, deren kanarische Population allein aufgrund von 
Kollisionen als bedroht gilt. Das letzte Opfer einer 
Schiffskollision, ein sechs Meter langes männliches Jungtier, wurde 
erst am vergangenen Wochenende in Porís de Abona an die Küste 
Teneriffas gespült.
Auch für die Menschen auf den Fähren stellen die Kollisionen 
zwischen den Meeressäugern und den Schnellfähren eine Gefahr dar. "Im
Jahr 1999 starb ein Fahrgast auf der Strecke zwischen Teneriffa und 
Gran Canaria, viele wurden verletzt: Das Schiff war bei voller Fahrt 
mit einem Wal kollidiert", berichtet Jörg Dürr-Pucher, 
Generalbevollmächtigter der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH).
"Das Tragische ist, dass die Fährbetreiber das Problem nicht 
anerkennen und damit eine effektive Politik zur Bekämpfung der 
Problematik sehr erschwert wird. Bis heute kann ein Wal nur als Opfer
einer Kollision identifiziert werden, wenn er auf See gefunden oder 
an Land gespült wird", so Ritter weiter. Gleichzeitig sei der 
überwältigenden Mehrheit der Touristen gar nicht an der hohen 
Geschwindigkeit der Fähren gelegen. Eine Umfrage von M.E.E.R. e.V. 
auf La Gomera habe ergeben, dass mehr als 90 Prozent der Befragten 
auf Schnellfähren verzichten würden, wenn dadurch ein Beitrag zum 
Meeresschutz geleistet würde.
M.E.E.R. e.V. und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) protestieren seit
langem gegen den Einsatz der Schnellfähren. "Gebiete, die für ein 
hohes Vorkommen an Walen und Delfinen bekannt sind, müssen 
vordringlich und unbedingt verschont bleiben", sagt Dürr-Pucher. Die 
möglichen Maßnahmen reichen von Geschwindigkeitsbegrenzungen über die
Verlegung von Routen nach außerhalb der Schutzzonen bis hin zu 
speziellen Beobachtern an Bord. "Es gibt genügend Lösungsansätze, die
das Problem zumindest entschärfen könnten, man muss sie nur wollen! 
Es ist höchste Zeit, dass die Politik auf lokaler, nationaler und 
europäischer Ebene reagiert, denn es geht auch um die Sicherheit der 
Passagiere".

Pressekontakt:

Fabian Ritter, M.E.E.R. e.V., Bundesallee 123, 12161 Berlin,
Tel. 030 85 07 87 55, E-Mail:info@m-e-e-r.de

Jörg Dürr-Pucher, Deutsche Umwelthilfe, Fritz-Reichle-Ring 4,
78135 Radolfzell, Tel. 07732 99950, E-Mail:duerr-pucher@duh.de

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