Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
"Mitten aus dem Leben gerissen!"
Gütersloh (ots)
Bereits zum zweiten Mal organisierte die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ein Treffen von Schlaganfall-Betroffenen zwischen 18 und 45 Jahren. Gemeinsam mit ihren Partnern kamen sie zum Erfahrungsaustausch "Junger Mensch und Schlaganfall" im hessischen Hohenroda.
Plötzlich ist alles anders: als Katja und Frank Brücher aus dem oberbergischem Land vor fünf Jahren in ihr neu gebautes Haus zogen, waren sie einfach nur glücklich. Mehr Platz, ein großer Garten, die Finanzierung stand. Doch kurz danach, im November 2002, erlitt der 40-jährige Frank Brücher einen Schlaganfall. Zwei Wochen lang lag er im künstlichen Koma, dann wurde er langsam wach, konnte weder schlucken noch sprechen, zeitweise erkannte er seine Familie nicht mehr. Plötzlich stand Katja Brücher ganz allein mit den drei Kindern da. Ihr Ehemann erholte sich nur langsam während der 1 1/2 jährigen Rehabilitation.
Heute kann Frank Brücher laufen und sprechen. Er lebt inzwischen wieder bei seiner Familie. Doch ganz hat er sich nie von seinem Schlaganfall erholt. Er leidet unter kognitiven Störungen wie z.B. Gedächtnisverlust und kann bestimmte Informationen nur sehr schwer verarbeiten.
"Manchmal sagt mein Mann, er wäre jetzt wohl das vierte Kind in der Familie", erzählt Katja Brücher. Die Kinder sind mittlerweile sieben, zehn und elf Jahre alt. "Unsere Älteste akzeptiert längst nicht mehr alles, was wir ihr sagen. Ich merke, dass sie meinen Mann weniger als Autorität anerkennt. Es fällt ihr schwer, seine Krankheit zu akzeptieren. Da sind Streitereien vorprogrammiert."
Vieles, was vor dem Schlaganfall gemeinsam besprochen wurde, muss Katja Brücher nun allein entscheiden. Wie z.B. die wirtschaftliche Situation der Familie. Ursprünglich war Frank Brücher Rechtspfleger beim Amtsgericht. In seinen Beruf kann der 42-Jährige aber aufgrund seiner kognitiven Störungen nicht mehr zurück.
"Genau an diesem Punkt standen wir, als wir zum Erfahrungsaustausch "Junger Mensch und Schlaganfall" gekommen sind", erklärt Katja Brücher. "Mein Mann möchte wirklich wieder gerne arbeiten, doch wir beiden wissen einfach nicht, wie er wieder aktiv ins Berufsleben einsteigen kann."
Erleichternd für die Brüchers war aber vor allem, ähnlich betroffene Schlaganfall-Patienten und ihre Partner kennen zu lernen. Menschen, die mitten im Leben standen, glücklich in ihren Berufen arbeiteten und nun nicht wissen, wie es weiter gehen kann.
Doch neben den Berichten der Betroffenen gab es auch viel zu erfahren: z.B. über Technikangebote für Behinderte wie Kommunikationshilfen und PC-Zugang.
Hilfestellungen bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz kam von der Firma Salo + Partner. Das Dienstleistungsunternehmen ist Partner der Arbeitsämter, Versicherungsanstalten und anderen Institutionen und vermittelt berufliche Rehabilitationsangebote. Die Firma hat Erfahrungen bei der beruflichen Rehabilitation mit Schlaganfall-Geschädigten und Schädelhirnverletzten.
"Nach dem Seminar habe ich mich mit den verantwortlichen Stellen in Verbindung gesetzt, um herauszufinden, welche finanziellen Fördermöglichkeiten es gibt", beschreibt Katja Brücher die momentane Situation. "Wir stehen zwar noch ganz am Anfang unserer Suche nach einem neuen Arbeitsplatz, haben aber neuen Mut gefasst. Außerdem haben wir auf dem Seminar ein Paar kennen gelernt, dass ganz ähnliche Erfahrungen gemacht hat wie wir".
Ein Treffen mit dem Paar aus Dortmund ist schon geplant. Gemeinsam wollen sie dann ihre Möglichkeiten beim Schopfe packen.
Rückfragen bei:
Service- und Beratungszentrum der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, Tel.:(0 180 5) 093 093 (0,12 EUR/Min.)
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