Einzeller futtern Pflanzenabfälle - und verdauen sie zu Biosprit
München (ots)
21. Mai 2010 - Das Wasser des Toten Meeres enthält fast siebzig Teelöffel reines Salz pro Liter. Ein Schluck davon ist höchst gefährlich. Wie P.M. MAGAZIN in der aktuellen Ausgabe (06/2010 ab heute im Handel) berichtet, scheinen nur ein paar Bakterien unerklärlicherweise gegen die hohe Salzkonzentration unempfindlich zu sein, darunter Halobakterium salinarum. Wo anderen speiübel wird, pflanzt es sich mit Freuden fort.
Ähnlich robust sind Einzeller der Familie Sulfolobus: Sie tummeln sich friedlich in brodelnden Schwefelquellen, in denen der Säuregrad um ein Vielfaches höher ist als in unserem Magen. Diese unverwüstlichen Mikroben sind die ersten Lebewesen, die vor Milliarden Jahren unseren Planeten besiedelt haben. Garabed Antranikian, Leiter des Instituts für Technische Mikrobiologie der TU Hamburg-Harburg: "Die damalige Umgebung war perfekt: Säure, Schwefel, Kohlendioxid, Meteoriteneinschläge und heiße Temperaturen - für die Bakterien einfach ideal!" Wir Menschen dagegen existieren erst seit ein paar Jahrzehntausenden und sind im Vergleich mit den so genannten Extremophilen extrem empfindlich.
Extremophile beschreibt Antranikian als Organismen, die an die feindlichsten Lebensräume angepasst sind. "Extremophile haben im Laufe ihrer Entwicklung einen besonderen Stoffwechsel hervorgebracht, der komplett anders arbeitet als unserer. Er erlaubt ihnen, unter Extrembedingungen zu wachsen", erklärt der Mikrobiologe. Dabei wenden die Einzeller je nach Lebensraum ganz unterschiedliche Strategien und Tricks an.
Eine große Aufgabe der Extremophilen könnte die Produktion von Biosprit werden, hofft Antranikian. Seit letztem Sommer untersucht der Hamburger Forscher, wie Blätter und Pflanzenabfälle sich mit Mikroben-Hilfe in Kraftstoff umwandeln lassen. Erstes Ergebnis: Extremophile Eiweiße können die Hauptbestandteile von Holz, die schwer abbaubare Lignocellulose, knacken. Diese zerfällt dabei in einen Zucker, Nahrungsgrundlage bestimmter Einzeller - füttert man sie damit, scheiden sie Methan aus.
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