Ors0947: Freie Fahrt für Europas Bahnen (EU-Osterweiterung
1. Eisenbahnpaket)
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Berlin (ors) -
Anmoderation (Vorschlag) Die EU-Osterweiterung: Sie ist das Mammutprojekt der europäischen Gemeinschaft. Im April unterzeichnen die ersten zehn osteuropäischen Länder den Beitrittsvertrag. Damit ist auch ein enormer Anstieg des Verkehrs vorprogrammiert - und zwar quer durch Deutschland. Denn mit der EU-Osterweiterung wird Deutschland zu einem der wichtigsten Transitländer in Europa.
Text: Schon heute verstopfen LKW's unsere Straßen. Doch der Verkehr wächst dramatisch weiter. Gütertransporte werden bis 2015 um 64 % zunehmen - darin sind sich alle Prognosen einig. Dass das nicht ohne Folgen für unsere Umwelt bleibt, liegt auf der Hand. Der Verkehr gilt als Klimakiller Nr.1. Die bedrohliche Rolle, die der Verkehr für den sog. Treibhauseffekt spielt, erläutert der Präsident des Umweltbundesamtes, Professor Dr. Andreas Troge:
O-Ton (ors09471) Prof. Dr. Andreas Troge, Präsident Umweltbundesamt
Der Verkehr spielt eine große Rolle. Er trägt fast 21 % zum klimaschädlichen CO-2, also Kohlendioxidaustoss in Deutschland bei. Und was hinzukommt: Es ist ein wachsender Bereich. Während andere Sektoren etwa 15, 16 % im vergangenen Jahrzehnt weniger am Treibhausgas Co2 ausgestoßen haben, ist es beim Verkehr insgesamt so, dass er 10 % zugelegt hat. (30 Sekunden)
Text: Die Europäische Union will die umweltfreundlichen Bahnen stärken. Seit dem 15. März gilt das 1. EU Eisenbahnpaket. Es schreibt vor, 50.000 km des europäischen Schienennetzes für ausländische Bahnen zu öffnen. Doch Züge haben an den Grenzen immer noch Auflagen, die LKW's nicht kennen. Zum Beispiel muss ein Lokführer den jeweiligen nationalen Führerschein besitzen und die Landessprache sprechen. Die Folge: An der Grenze müssen die Lokführer wechseln - das kostet Zeit und Geld. Die Allianz pro Schiene, ein Bündnis aus Umweltverbänden und Wirtschaftsunternehmen, fordert, Schiene und Straße gleich zu behandeln. Ihr Vorsitzender Norbert Hansen:
O-Ton (ors09472) Norbert Hansen, Vorsitzender der Allianz pro Schiene
Für den LKW-Fahrer ist es überhaupt kein Problem, ohne dass er die Landessprache beherrschen muss, in jedes europäische Nachbarland zu fahren. Es gibt auch keine Probleme mit unterschiedlichen Straßenverkehrsordnungen. Bei der Eisenbahn sieht das völlig anders aus . An der Grenze muss immer der Lokführer wechseln und dadurch entsteht ein erheblicher Zeitnachteil für die Schiene gegenüber der Straße. Dieser Zeitnachteil lässt sich nur beheben, wenn es einen europäischen Lokführerschein gibt, der ermöglicht, dass ein Lokführer von der Quelle des Transports bis zum Ziel den Zug führt. (43 Sekunden)
Text: Kein Land hat das 1. Eisenbahnpaket pünktlich zum 15.März in nationales Recht umgesetzt. Und das, obwohl die EU-Kommission mit Sanktionen droht. Deutschland ist aber immerhin weiter als die meisten anderen Länder, denn der Gesetzgebungsprozess soll nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums noch in diesem Jahr abgeschlossen sein. In der Praxis hat Deutschland sein Schienennetz bereits weitgehend geöffnet, wie Hans Koch, Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn erklärt:
O-Ton (ors09473) Hans Koch, Vorstand Marketing und Vertrieb Deutsche Bahn AG
Deutschland ist sicherlich das liberalste Land Europas. Das Schienennetz ist für alle Bahnen geöffnet. Leider sieht das in anderen europäischen Ländern nicht so aus. Dort sind die europäischen Richtlinien noch nicht so umgesetzt und das ist sicherlich wichtig, wenn man über die Weiterentwicklung des Eisenbahnverkehrs in Europa redet, dann muss jeder Markt geöffnet sein. Dann kann man nämlich entscheiden, ob man Wettbewerb mit der jeweiligen Bahn aufnimmt oder ob man - was durchaus sinnvoll sein kann - auch in Kooperationen mit den jeweiligen Bahnen fährt. Wichtig ist auch, dass unsere hohen Ansprüche an die Sicherheit, an die Umweltverträglichkeit und auch an das Soziale umgesetzt werden. (41 Sekunden)
Text: Auch mit den osteuropäischen Nachbarn gibt es erste Kooperationen im grenzüberschreitenden Schienenverkehr. Die Allianz pro Schiene fordert: Was heute schon im Rahmen von Kooperationen funktioniert, muss in Zukunft ein europäischer Rechtsanspruch für alle Bahnen werden.
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