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Der Tagesspiegel: Neue Erkenntnisse bei Vattenfall-Affäre um Atomkraftwerk Krümmel: Sozialministerin Trauernicht kannte Namen der Reaktorfahrer vor Polizei-Durchsuchung

Berlin (ots)

In der Affäre um den Brand des
Vattenfall-Atomkraftwerkes Krümmel Ende Juni hat die 
schleswig-holsteinische Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) 
offenbar doch mehr gewusst, als sie bisher zugibt. Obwohl Trauernicht
nach Informationen des Tagesspiegel (Samstagsausgabe) den Namen des 
Krümmel-Reaktorfahrers zu diesem Zeitpunkt bereits kannte, hat sie 
Vattenfall am 13. Juli vor dem Kieler Landtag öffentlich vorgeworfen,
das Unternehmen weigere sich, diesen zu nennen. Am gleichen Tag wurde
das Atomkraftwerk Krümmel von der Staatsanwaltschaft durchsucht, um 
die Namen der Reaktorfahrer zu erfahren. Vattenfall war daraufhin in 
eine schwere Imagekrise geraten, die wenige Tage später zum Rücktritt
des Vorstandschefs Klaus Rauscher und mehrerer Manager des Konzerns 
führte.
Wie der Lübecker Oberstaatsanwalt Klaus-Dieter Schultz dem 
Tagesspiegel jetzt bestätigte, kannte das Trauernicht-Ministerium 
bereits am Tag vor der Akw-Durchsuchung durch die Kriminalpolizei und
vor der Landtagsdebatte die Namen sowohl des Schichtleiters als auch 
zweier Reaktorfahrer, die am Tag des Brandes im Akw Dienst hatten. 
Eine entsprechende Mitteilung des Ministeriums habe die 
Staatsanwaltschaft am Donnerstag (12. Juli) gegen 18 Uhr erreicht, 
sagte Schultz. Darin  habe die Atomaufsicht mitgeteilt, dass 
Vattenfall  die fraglichen Namen zwei Stunden vorher per Fax 
preisgegeben habe. Außerdem hatten sich nach 
Tagesspiegel-Informationen Mitarbeiter der Atomaufsicht bei einem 
Besuch des Kraftwerkes Krümmel  vor der staatsanwaltschaftlichen 
Durchsuchung diese Informationen selbst aus dem Schichtbuch 
abgeschrieben, das ihnen der Kraftwerksbetreiber vorgelegt hatte. Die
Namen jedoch verschwieg die Atomaufsicht, der Sozialministerin 
Trauernicht vorsteht,  den  Staatsanwälten bis zum 13. Juli - dem Tag
der Durchsuchung und der Landtagsdebatte.
Anderenfalls hätte die Staatsanwaltschaft auch auf die 
medienwirksame Durchsuchung des Vattenfall-Atomkraftwerkes 
verzichtet, vermutet jetzt Oberstaatsanwalt Schultz. "Wenn wir sie 
(die Namen) gehabt hätten", sagt er, "wären die Maßnahmen so nicht 
gelaufen".

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de

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